Shkarr (German Edition)
Summer wurde blass und dann wieder rot bei dieser unverschämten Forderung.
„Wie kommen Sie dazu, mir so etwas vorzutragen? Machen Sie Ihre Arbeit und seien Sie innerhalb von 48 Stunden fertig. Wenn nicht, können Sie Ihre normale Abfindung in den Wind schreiben.“
Ein feines Lächeln überzuckerte Krischans Züge. Betont lässig drehte er sich wieder seinem Computer zu und strich über einige sensitive Felder in seinem Schreibtisch.
„Ich denke nicht, Mr. Summer“, begann er, jedes einzelne Wort betonend: „Dass die Southern Star ihre hochwichtigen Daten, angefangen vom Kundenstamm bis zu den strategischen Marktplanungen heil an ihren neuen Bestimmungsort bekommen wird. Leider kommt es zu einer unvorhergesehenen Störung im System. Außerdem wird ein Leck in der Sicherheit der SDA einige hochinteressante Informationen zukommen lassen ...“
Krischan sprach nicht zu Ende. Er pokerte hoch, doch ihm blieb nichts anderes übrig. Von einem Augenblick zum anderen hatte er das dringende Bedürfnis, dies alles, so schnell es ging, hinter sich zu lassen. Eine vage Bedrohung schlich sich Schatten gleich in sein Gemüt. Doch warum schneller sein und für die unvorhergesehenen Dinge nicht das entsprechende finanzielle Polster beschaffen? Mr. Summer würde schweigen. Nur Krischan besaß den vollen Überblick über alle Aktivitäten innerhalb des Datennetzes, außer dem Vorstand und dem verschwundenen Mr. Salinsky. Krischan konnte regelrecht spüren, wie sein Chef langsam vor Wut platzte. Doch dann vernahm er ein lautes Schnauben.
Mr. Summer zischte dunkel: „Wenn Sie nicht innerhalb von 48 Stunden fertig sind, dann mache ich Sie fertig. Sie werden an keinem Ort der Galaxie mehr eine Stelle finden. Dafür werde ich persönlich sorgen. Wenn Sie es aber schaffen sollten, bekommen Sie Ihr Geld und den Urlaub.“
Krischan nahm seinen Planer heraus und kontaktierte den von Mr. Summer.
„Das ist meine Bankverbindung. Überweisen Sie das Geld! Sollten Sie mich hereinlegen wollen, werde ich mir auch etwas einfallen lassen und glauben Sie mir, Sie werden es bereuen.“
Ohne den Mann hinter sich weiter zu beachten, begann Krischan damit, seinen Teil der erpressten Vereinbarung einzuhalten. Er wusste, dass er die 48 Stunden durcharbeiten musste, wollte er innerhalb des Zeitplanes bleiben. Doch das war es ihm wert. Ein leichtes Zupfen ließ ihn aufschauen. Sein Chef hatte sich, immer noch vor Wut schäumend, in sein Büro zurückgezogen.
‚Ja, was ist, Shkarr?’
‚Was hast du vor?’
Krischan grinste leicht. ‚Ich werde länger arbeiten. Warte nicht auf mich und halte dich bedeckt. Auch keine Ausflüge ins Netz. Ich weiß nicht, ob die SDA uns beobachtet. Ich werde mich beeilen, wir verschwinden ein wenig schneller als geplant. Ich denke, das ist das Beste, was wir zurzeit machen können.’
Zögernd wurde ihm die Zustimmung erteilt. Dann war es wieder still. Das wird schon, versicherte sich Krischan. Das wird schon!
***
Krischan wuselte hektisch durch seine Wohnung. Er hatte nicht viel zu packen, aber das spielte keine Rolle. Für ihn war es ein einziges Grauen, diesen Ort zu verlassen und wegziehen zu müssen. Er war kein Mensch, der sich schnell an einem neuen Ort wohlfühlte. Lange Zeit hatte er gebraucht, bis er so etwas wie Vertrauen in die kleine Wohnung gefasst hatte und sie als sein Zuhause betrachtete. Doch jetzt musste er alle Zelte abbrechen und von vorn beginnen. Davon abgesehen hatte er noch den Verdacht, dass nichts so werden würde, wie er es sich in seiner Fantasie vorstellte. Daneben hatte er seit Tagen das Gefühl, dass er beobachtet wurde, und dieses Gefühl wurde immer stärker statt schwächer. Peinlichst mied er daher jegliche Auffälligkeiten und auch Shkarr hielt er davon ab, in irgendeiner Weise in Erscheinung zu treten. Jedes Mal wenn er an den Kanarra dachte, schlug sein Herz bedenklich und Sorge machte sich breit. Jeder seiner Instinkte warnte ihn, die schützende Umgebung des Appartements zu verlassen. Doch das ging nicht. Er konnte sich hier nicht mit dem silberfarbenen Kanarra vergraben und hoffen, dass die Welt an ihm vorüberzog.
Außerdem band ihn ein Versprechen. Er hatte Shkarr versprochen, ihn zurück nach Hause zu bringen und Krischan hatte es sich selbst versprochen, dass er einen Weg dazu finden würde.
In einer öffentlichen Bibliothek hatte er einen der dortigen Terminals benutzt, um noch einige zusätzliche Informationen zu beschaffen. Doch das Unterfangen war
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