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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: She Seya Rutan
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passieren. Auch hier hielt ihn niemand auf. Krampfhaft das Ticket in der Hand haltend, wartete er auf den Aufruf seiner Maschine.
    Immer wieder schaute Krischan auf seine Uhr und glich die Zeit mit den Daten auf der Informationstafel ab. Noch eine Viertelstunde musste überbrückt werden. Die Männer von der SDA hielten sich vornehm im Hintergrund und schienen ihn wirklich nur beschatten zu wollen. Jetzt, da Krischan wusste, auf wen er zu achten hatte, war es ihm ein Leichtes, sie unter den herumlaufenden oder wartenden Menschen auszumachen. Einige von ihnen hielten mit vorgespieltem oder tatsächlichem Interesse ihren Blick auf den Planer gerichtet, als ob sie die neuesten Nachrichten lesen wollten. Eigentlich war das auch eine gute Idee, schloss Krischan. Ein wenig Ablenkung konnte er gebrauchen. Als er seinen eigenen Planer herausgeholt hatte, kaufte er die Tageszeitung und lud sie sich hoch. Wirklich ablenken konnte ihn das zwar auch nicht, wie er feststellen musste, aber so waren wenigstens seine Hände ein bisschen beschäftigt.
    „Aufruf für den Flug 129 nach Washington. Bitte alle Passagiere des Fluges 129 nach Washington zum Gate B. Aufruf für den Flug 129 nach Washington. Bitte alle Passagiere des Fluges 129 nach Washington zum Gate B.“
    Krischan atmete erleichtert auf und schaute sich um, wohin er sich richten musste. Nichts leichter als das. Zwei seiner Verfolger hatten sich schon in die Reihe vor dem Ausgang eingereiht. Krischan fand das einigermaßen kurios, ließ sich aber nichts anmerken. Wie ahnungslos stellte er sich hinter sie und hatte kurz darauf das Gefühl, zwei von seinen anderen Verfolgern gesellten sich hinter ihm dazu. Wie Vieh wurden die Passagiere durch einen schmalen Durchgang gezwängt, der dahinter wieder weiter wurde. Teppich dämpfte die Schritte. Stewardessen kontrollierten die Bordkarten und komplimentierten jeden mit freundlichen Worten weiter. Ein eisgrauer Gang führte sie alle in den Bauch des riesigen Vogels, der sie nach Washington bringen sollte.
    Krischan hoffte das zumindest und schloss kurz die Augen, ehe er weiterging. Es war nicht so, dass er noch nie geflogen wäre. Ihm war es jedoch lieber, festen Boden unter den Füßen zu haben. Folgerichtig konnte er auch die Begeisterung mancher Zeitgenossen für die unsicheren Planken eines Schiffes nicht nachvollziehen. Doch auf Krischans Skala für unmögliches Reisen stand ein Flugzeug an oberster Stelle. Widerstrebend nahm er seinen Sitz ins Visier. Er hatte sich einen Fensterplatz reservieren lassen und so wie es aussah, hatte er ihn auch bekommen. Hinter ihm drängten sich schon die nachfolgenden Passagiere, deshalb sah er sich gezwungen, schneller als gewollt in den tiefen Polstern seines Sessels zu versinken. Mit lautem Schnattern und Getöse suchten sich die Leute nach und nach ihre Sitze und stopften ihr Gepäck in kleine Fächer über ihren Köpfen. Waren die Ablagen gefüllt, schlossen diese sich mit einem vernehmlichen Summen und zeigten mit einem kleinen Licht an, dass nichts mehr hineinpasste.
    Krischan hantierte ratlos mit dem Display vor seiner Nase, welches in die Rückenlehne seines Vordermannes eingelassen war, bis ihn eine freundliche Computerstimme aufforderte, die Sensortaste an seinem Griff zu berühren. Kaum hatte er das getan, hüllte ihn ein kleines Kraftfeld ein und sicherte ihn fast unnachgiebig. Krischan schüttelte unwillig den Kopf. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, sich schon jetzt anzuschnallen.
    ‚Ich sollte wirklich niemandem erzählen, dass ich Computer programmiere‘, knurrte er. Wer zum Teufel hatte diese Anlage erstellt?
    „Kann ich etwas für Sie tun?“, ertönte eine weibliche Stimme im sanften Sopran über ihm. Krischan schaute hoch.
    „Vielleicht könnten Sie das Feld etwas lockerer einstellen“, bat er mit leidender Miene.
    „Kein Problem!“ Die rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem bezaubernden Lächeln und hätten unter anderen Umständen auch das Ziel erreicht, Krischan von seinem Missgeschick abzulenken, doch in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, wer hinter ihm saß. Gequält verzog er das Gesicht, bedankte sich aber noch für die Hilfestellung. Um nicht ständig an den Mann hinter sich zu denken, schaute er aus dem kleinen Fenster der Bodencrew bei der Arbeit zu.
    ‚Die haben noch nicht einmal Licht hier unten‘, rumorte es brummig in seinem Kopf. Krischan riss die Augen auf. ‚Du hast mich glatt vergessen‘, hörte er den gespielten Vorwurf.

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