Shkarr (German Edition)
Lächeln ihre Züge noch mehr erhellte. Weiße Zähne blitzten auf, als ihr Blick auf die forschend schauenden Augen des Kanarras fiel.
„Ich hoffe“, meinte sie, „Mit dir redet er mehr. Falls du es nicht bemerkt haben solltest, aber er ist der wortkargste Mensch, der mir je begegnet ist. Deshalb habe ich ihn überredet, sich einen Kanarra anzuschaffen. Ich bin also der Grund, warum du unter seiner schlechten Laune leiden musst, sollte er mal wieder welche haben. Es ist komisch, aber es gibt nicht wenige Menschen, die mit ihren Tieren reden. Und ihre Laune hebt es auch“, redete Felice munter auf Shkarr ein.
Shkarr bekam große Augen und Krischan eine gesunde Gesichtsfarbe.
‚Wenn die wüsste ...‘, murmelte Shkarr fassungslos und Krischan konnte ihm nur beipflichten. ‚Also ihr habe ich die Ehre zu verdanken, dich kennengelernt zu haben. Soll ich jetzt dankbar sein?‘
‚Mach, was du willst!‘, knurrte Krischan und gab eindeutig zu verstehen, was er von dieser Frage hielt.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, brachte sich Felice in Erinnerung.
Krischans Kopf schnellte herum und schaute seine Schwester an, die ihn spöttisch anfunkelte. „Völlig in Gedanken. Träumen tust du also immer noch. Das Café ist gleich hier.“
Krischan seufzte vernehmlich und in Shkarrs Ohren zum Herzerbarmen.
„Ich träume nicht“, war seine schwache Replik.
Gnadenlos zog die zierliche Frau beide ihn in das benannte Café und bestellte im Vorübergehen gleich zwei Kaffee.
„Wie geht es dir?“, versuchte Krischan seine Schwester vom Thema ihrer Befragung abzulenken, während er Platz nahm.
„Gut, Stefan hat jetzt eine neue Arbeit bei einer kleinen Firma bekommen. John geht auf die Vorschule und freut sich unbändig darauf, endlich lesen lernen zu können. Er will mir unbedingt seine Lieblingsgeschichte vorlesen. Bei mir hat sich nichts geändert, außer dass es in meinem Job noch nie so gut gelaufen ist wie jetzt. Aber ich merke schon, was du hier machst. Keine Chance, Brüderchen. Du schuldest mir noch eine Erklärung.“
Krischan hob entschuldigend seine Hände und lächelte. Der Kellner erlöste ihn vorerst aus der Erklärungsnot und servierte ihnen den bestellten Kaffee.
„Ich bezahle gleich“, bestimmte Felice und bediente schnell ihren Planer.
Der Kellner nickte und bedankte sich für das Trinkgeld, als er auf das kleine Display seines Gerätes schaute.
Shkarr sah sich mit großen Augen um und ließ sich kein Detail in diesem Café entgehen. Fasziniert beobachtete er die Bedienung bei ihrer Arbeit. Köstliche Düfte stiegen ihm in die feine Nase und animierten seinen Magen dazu, vor Vorfreude Purzelbäume zu schlagen. Hier wurde kaum künstliches Essen serviert und so war allein der Gedanke an Essen ein Fest und keine Tortur. Was das Essen anbelangte, so ließ Krischan ihn nicht darben. Er hatte also keinen Grund, sich zu beschweren. Dennoch, Shkarr lief das Wasser im Maul zusammen, wenn er daran dachte, sich ein paar der Köstlichkeiten jetzt einverleiben zu dürfen.
Felice beobachtete währenddessen, wie ihr Bruder Zucker und Milch in seinen Kaffee gab und diesen genießerisch umrührte.
„Früher hast du deinen Kaffee immer gleich getrunken, kaum nachdem er serviert worden ist. Du hast dich wirklich verändert, auch wenn es irgendwie nur Kleinigkeiten sind. Aber ich muss sagen, es gefällt mir.“
Krischans schaute beleidigt auf und war gleichzeitig geschmeichelt. Seine Schwester gab ihm hier ein unverhohlenes Kompliment und gleichzeitig erinnerte sie ihn an seine Unzulänglichkeiten.
‚Anscheinend warst du ein Charmeur, wenn ich ihre Worte richtig interpretiere.’ Shkarrs Bart zuckte amüsiert, den Blick zwischen Krischan und Felice hin und her wechselnd. Dieses Mal ließ sich Krischan nicht zu einer Reaktion hinreißen und ignorierte Shkarr geflissentlich. Shkarr tangierte das nur wenig. Provozierend rieb er sich am Knie seines menschlichen Gefährten und schnurrte durchdringend und dunkel.
‚Kannst du mir verraten, was das soll?’, fragte dieser ihn wütend.
‚Du bist wirklich charmant. Aber was anderes – mir knurrt der Magen. Ich könnte eine Kleinigkeit gebrauchen und davon abgesehen: Hier riecht es einfach zu gut.’
Krischan wölbte eine Augenbraue und sah sich um. Hier wurden wirklich delikate Speisen serviert und Krischan vermutete, dass Shkarr insbesondere die diversen Salate und geräucherten, hauchdünn geschnittenen Schinkenscheiben an gekühlten Melonenstückchen
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