Shkarr (German Edition)
anvisiert hatte. Weniger interessant waren da die Küchlein und Plätzchen, die sich einige Gäste gerade bestellten. Krischan erinnerte sich in diesem Moment an den eingepackten Proviant, der gut gekühlt in seiner Tasche der Vernichtung durch ein hungriges Leckermaul harrte. Shkarr prüfte den Gedanken und die damit verbundenen Erinnerungen. Er befand, dass die mitgebrachten Leckereien mit dem Angebot des Restaurants durchaus mithalten konnten und sie sogar noch überflügelten. Eifrig gab er seine Zustimmung für ein kleines Diner und rückte ein wenig zur Seite, damit Krischan sich an der Tasche zu schaffen machen konnte. Schnell breitete sich eine kleine Auswahl an mundgerecht zerteilten Stückchen vor Shkarr aus. Zwar war hier kein Schinken zu finden, dafür aber einige Stücke zarten Geflügels. Shkarr machte sich heißhungrig, aber mit den ihm scheinbar angeborenen feinen Manieren, über das Essen her.
Felice schaute erstaunt zu, wie Äpfel, Weintrauben, Melone und Fleisch Stück für Stück zwischen den Zähnen des silberfarbenen Kanarras verschwanden.
„Ich wusste nicht, dass Kanarras auch Obst essen. Man lernt wirklich nicht aus“, stellte sie fest.
Krischans Stirn kräuselte sich. Wieso aßen Kanarras kein Obst? Shkarr hatte doch regelrecht danach verlangt. Der Kanarra hielt inne und schaute in die grauen Augen.
‚Ich habe in Gefangenschaft nie Obst oder Gemüse bekommen. Nur Fleisch.‘
Krischan überlief es kalt. ‚Nur du isst vegetarische Sachen. Wo sind unsere Schatten?‘, fragte er erschrocken als ihm einfiel, dass es durchaus Menschen gab, die wussten, dass es mehr als nur eine Art von Kanarras auf der Erde gab oder gegeben hatte.
„Was hast du, Krischan? Stimmt etwas nicht?“
Der Angesprochene schluckte schwer, ehe er seine Schwester anschaute. „Alles in Ordnung. Können wir gehen? Ich denke, ich brauche ein wenig Bewegung.“
Besorgnis umwölkte das Gesicht von Felice.
„Wie du meinst“, flüsterte sie. Beruhigend strich sie mit ihrer Hand über Krischans Arm und hielt dann seine Hand. „Wenn du krank bist, dann solltest du vielleicht deinen Abflug verschieben. Du hast noch Urlaub und kannst dich bei uns erholen. Das ist kein Problem.“
Krischan schüttelte den Kopf, wagte es aber nicht, Felice in die Augen zu sehen.
‚Ich will nicht stören, aber ich denke, wir sollten von hier verschwinden.‘
Krischan sah Shkarr nicht an und fragte nicht, warum, da es nur einen triftigen Grund für diese Hast geben konnte. Er hielt kurz die schmale Hand Felices.
„Vertraust du mir?“, wisperte er und kam sich im nächsten Moment wie einer dieser dunklen Verschwörer im Film vor. Doch seine Schwester schien dies wenig zu stören. Ernst nickte sie, während ihre Augen ihn zu durchdringen schienen.
Krischan fasste seine Schwester fester und zog sie fast auf die Beine. „Wir gehen zum Taxistand“, bestimmte er mit lauterer Stimme. ‚Wo sind sie?‘, fragte er an Shkarr gewandt.
‚Gleich hier. Der eine von ihnen hat sich an etwas erinnert und überprüft das gerade. Ich glaube, es hat etwas mit mir zu tun. Wo willst du hin?‘
Krischan presste die Lippen aufeinander, während er seine Schwester und Shkarr in Richtung Taxistand lotste. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollten. Der Abflug würde erst in einigen Stunden sein. Doch wohin bis dahin und wie sich nicht von der SDA erwischen lassen? Sofern es überhaupt Leute von der SDA waren. Denn was hatte die mit Kanarras zu tun?
‚Ich weiß es nicht!‘, stellte Krischan fest. ‚Doch wenn uns nichts einfällt, könnte alles vorbei sein.‘
Mangels jeglicher Alternativen gab Krischan als Ziel den Raumflughafen an. Vorher unterbrach er die Verbindung zum Hauptcomputer der Taxizentrale. Das würde ihre Verfolger erst einmal aufhalten. Dass sie beide dort erwartet werden würden, war ihm klar. Aber vielleicht ließen sich die Verfolger davon ein wenig ablenken. Im Grunde gab es für sie kein Zurück mehr. Zu Felice konnten sie nicht. Dieser Gefahr wollte Krischan sie nicht aussetzen. Es gab keinen Ort, an dem sie sich hätten verkriechen können, um abzuwarten, bis man sie wieder vergessen hatte. Dabei stellte sich auch noch die Frage, wann dieser Zeitpunkt sein würde.
Felice beobachtete misstrauisch jede Handlung ihres Bruders. Jede seiner Regungen wurde genauestens analysiert und mit ihrem Wissen über seinen Charakter kombiniert. Für sie stand fest, ihr Bruder befand sich in erheblichen Schwierigkeiten. Außerdem war sie
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