Shkarr (German Edition)
kleine Gruppe von Jägern getroffen hatte, um ein Pendra zu jagen, obwohl es nicht als jagdbar galt, wusste niemand mehr. Immer begleitete ein älterer, erfahrener Jäger die kleine Schar und verhinderte Schlimmeres. Es kam immer wieder zu Verletzungen, die unter Umständen für das ganze Leben sichtbar und spürbar blieben. Doch in den letzten Jahrhunderten war kein Junges je dabei gestorben. Shkarr und der andere, Tche mit Namen, würden sich etwas länger daran erinnern. Soweit Shkarr es wusste, würde Tche nichts davon zurückbehalten. Die Wunde verheilte sauber und ohne Komplikationen.
Menrisch landete in diesem Augenblick in seinem Nest und brachte es zum Schwanken.
‚Du bist so schweigsam’, stellt er fest. ‚Hast du Hunger?’
Shkarr sah auf und blinzelte kurz gegen das Licht an, das jetzt ungehindert in seine Augen fiel. ‚Nicht besonders’, antwortete er brummig.
Menrisch schüttelte sich kurz und begann dann seine Brust zu lecken. Nach einer Weile befand er sich für sauber genug und machte mit Shkarr weiter. Dieser ließ sich das gefallen und legte sich so hin, dass Menrisch keine Mühe hatte, ihn zu erreichen.
Mittlerweile war es schon kurz vor Mitternacht und Cid hatte Krischan noch immer nicht gefunden. Er machte sich Sorgen. Das Jahr war noch jung und der Winter zeigte in den meisten Nächten seine noch äußerst scharfen Zähne. Bis jetzt konnten ihm einige Leute sagen, dass sie ihn gesehen hatten. Aber keiner vermochte zu sagen, wohin er gegangen war. Cid begann jetzt, die dunkleren Ecken abzusuchen. Da, wo sich ein erfahrener Penner nie sehen lassen würde. Weder bei Tag noch bei Nacht.
Es hatte nicht viel gebracht, Krischan die Feinheiten der Etikette erklären, denen er hier unterlag, wenn er überleben wollte. Cid hatte es aufgegeben, als er an dessen Miene erkannte, dass ihm dafür jegliches Verständnis fehlte. Krischan war nicht wirklich dumm, wie er es schon bewiesen hatte, doch manchmal fehlte ihm einfach der Durchblick für gewisse Zusammenhänge. Cid räusperte sich. Nun, er musste zugeben, wenn er fair sein wollte, dass er selbst einige Jahre gebraucht hatte, bis er wirklich alles verstanden hatte. Es sah so einfach aus. Aber es war sehr viel komplexer als Außenstehende vermuteten, wenn sie einen Penner irgendwo an einer Ecke betteln sahen. Krischan konnte diese Dinge maximal vermuten oder erahnen. Aber mehr auch nicht. Dazu war er einfach noch nicht lange genug hier.
Cid biss die Zähne zusammen, als er einer Polizeistreife auswich. Im Grunde sollte Krischan das auch nie kennenlernen. Er sollte verschwinden und das war sein Plan. Die Informationen, die er Krischans Planer entnommen hatte, bestärkten ihn darin noch mehr als zuvor. Krischan sollte von der Erde verschwinden und irgendwo anders ein neues Leben beginnen. Nicht als Penner und Abfall der Gesellschaft. Verschwendetes Talent, knurrte Cid innerlich.
Er musste ihn finden! Vielleicht konnte er ...?
Cid stockte. Vielleicht war es das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte. Doch ihm war erst jetzt bewusst, dass dem überhaupt so war. Unwillkürlich wurde er schneller und sein verzweifelter Blick versuchte, irgendetwas in den dunklen Seitenstraßen zu erkennen. Doch es war ihm unmöglich, auch nur das Geringste auszumachen.
„Finster wie ein Bärenarsch!“, knurrte Cid ungehalten. So würde er Krischan nie finden. Ein Scharren war zu seiner Linken aus dem Schatten eines großen Gebäudes zu hören. Cid fuhr herum. Ratten? Er mochte diese Nager nicht. Aber es konnte auch ein Mensch sein. Jedes Lichtquäntchen ausnutzend, versuchte er, die Dunkelheit zu durchschneiden und scheiterte an der Wand aus schwarzem Nichts. Leise fluchend setzte er einen Fuß vor den anderen und tastete sich vorwärts. Innerlich befürchtete er einen Absturz in unbekannte Abgründe und wies sich gleichzeitig zurecht, nachdem ihm seine Erfahrung mitteilte, dass er sich hier auf sicherem Grund befand.
Wieder scharrte etwas und Cid hörte jemanden murmeln … und ein anderes seltsames Geräusch. Erst als er sich der Quelle näherte, konnte Cid es als Zähneklappern identifizieren. Hier fror jemand mächtig, resümierte er. Langsam ging er weiter, bis seine Füße gegen ein Hindernis stießen. Cid ging in die Knie und tastete sich jetzt mit seinen Händen weiter. Stoff und dann ein Menschenkörper, der noch lebte und atmete. Doch warm war dieser Körper nicht mehr.
Cid erreichte endlich das Gesicht des Schlafenden. Auch wenn er sich nicht
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