Shoal 01 - Lichtkrieg
Nächstes? Wie sehen die langfristigen Pläne aus, nachdem wir den Krieg gegen die Uchidaner gewonnen haben? Behalten wir die Technologie für uns, oder teilen wir diese neue Errungenschaft mit dem Konsortium?«
Arbenz grinste.
»Was maßen Sie sich überhaupt an?«, brauste Kieran auf. »Sie haben nicht das geringste Recht, diese Frage zu stellen! Ihr Job beschränkt sich darauf …«
Arbenz gab Kieran einen Wink, er solle den Mund halten, dann wandte er sich wieder an Corso. »Stellen Sie sich vor, welche glorreiche Zukunft der Freien Demokratischen Gemeinschaft beschieden ist, wenn wir die Galaxis frei nach Lust und Laune durchstreifen können. Wir können ganze Welten erobern, riesige Armeen ausheben, um unsere Expansion voranzutreiben. Ich sehe keinen Grund, weshalb die Shoal nicht irgendwann einmal von uns bezwungen werden – es ist alles eine Frage der Zeit. Die gesamte Galaxie wird uns gehören. Ich stelle mir das so vor: eine Hegemonie der Menschen, die sich über die komplette Milchstraße ausbreitet. Eine glänzende, wunderbare Zukunft für uns alle, wenn wir nur den Mut aufbringen, nach der Beute zu greifen, die vor uns liegt.«
Corso rang sich ein Lächeln ab und nickte mit geheuchelter Anerkennung, doch die Visionen des Senators vermochte er nicht gutzuheißen. Genau diese Einstellung hatte dazu geführt, dass man die Freistaatler in einen abgeschiedenen Winkel des von Menschen besiedelten Weltraums verbannt hatte; durch diese Arroganz, diese Hybris, verloren sie einen Krieg. Er wusste, dass er niemals den Mut aufbringen würde, an dieser Stelle seine wahre Meinung kundzutun. Im Grunde wunderte er sich über die Naivität dieser an und für sich intelligenten Männer. Für ihn stand zweifelsfrei fest, wie der Lauf der Dinge sich gestalten würde. Wenn das Konsortium die Freistaatler nicht niedermachen würde, nachdem es erfahren hätte, welcher Art die Beute war, die man aus dem Wrack geborgen hatte – falls es ihnen überhaupt gelänge, den Antrieb auszubauen, mitzunehmen und diese Technologie auch noch zu reproduzieren –, dann würden mit absoluter Sicherheit die Shoal ihnen auf die Finger klopfen. Und was dann geschehen würde, wagte Corso sich gar nicht erst auszumalen.
»Das glaube ich auch. Sie sprechen mir aus dem Herzen«, log er.
Kieran wechselte das Thema. »Wir müssen uns über den Maschinenkopf unterhalten, die Pilotin. Ich bin besorgt, weil ich finde, dass wir ihr schon viel zu viel Kontrolle über die Hyperion eingeräumt haben. Und ich bin entschieden dagegen, ihr auch nur einen Bruchteil dieses Einflusses auf das fremde Schiff zuzugestehen.«
»Sie vergessen die Sicherheitsvorrichtungen, die wir eingebaut haben, Kieran.«
»Senator«, fuhr Kieran unbeeindruckt fort, »waren Sie zufällig in der Nähe von Port Gabriel, als dort diese Gräueltaten passierten?«
Arbenz hob eine Augenbraue. Ihm war anzusehen, dass ihm Kierans Fragen nicht passten. »Nein.«
»Nun, ich habe das Massaker miterlebt. Ich habe gesehen, wie die Maschinenköpfe jeden niedermetzelten, der ihnen über den Weg lief. Um es genau zu schildern: Sie rissen die Leute buchstäblich in Stücke. Sie schmückten die Straßen der Stadt mit den Leichen von Frauen und Kindern. Sie schnitten das Symbol für die Einheit der Uchidaner in die Körper von Säuglingen und legten sie dann in die Arme ihrer sterbenden Eltern zurück.«
»Was immer Sie eigentlich sagen wollen«, stieß der Senator zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »beeilen Sie sich und kommen Sie auf den Punkt.«
»Ich bin nicht davon überzeugt, dass Oorthaus keine Möglichkeit findet, Corsos Sicherungsmechanismen zu umgehen. Man unterschätzt leicht, wozu ein Mensch mit Ghost-Implantaten imstande ist.«
»Die Maschinenköpfe, die an dem Massaker beteiligt waren, kann man für ihre Taten nicht verantwortlich machen, Kieran«, stellte Gardner richtig. »Die Technologie versagte, nicht die Menschen, die sie benutzten. Man kann den Leuten keine Schuld für etwas geben, auf das sie keinerlei Einfluss mehr hatten.«
»Maschinenköpfe verstoßen gegen das Gesetz, gerade weil sie extrem anfällig sind für externe Kontrollen«, schnauzte Kieran. »Wer garantiert uns, dass diese Frau in Wahrheit nicht ein Trojanisches Pferd ist, das von unseren Feinden gesteuert wird?«
»Kieran!« Arbenz Stimme schraubte sich in die Höhe. »Ob es uns nun passt oder nicht, wir sind auf Mala Oorthaus angewiesen, und unsere Alternativen sind begrenzt. Jeder einzelne
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