Shoal 01 - Lichtkrieg
Maschinenköpfe nicht in beliebiger Anzahl zur Verfügung stehen. Alles, was ich damals über Mala Oorthaus wusste, erfuhr ich durch Josef Marados. Und später erhielten wir dann die Nachricht, dass er kurz vor unserem Abflug von Mesa Verde ermordet wurde.«
Während Corso schockiert und schweigend diese Neuigkeiten aufnahm, beugte Kieran sich jählings nach vorn und wedelte mit der Hand durch die Luft. Corsos Hologramm des Sonnensystems verschwand und wurde von einem Wust aus Medieninformationen ersetzt, die regelmäßig über die Tach-Net-Transponder aktualisiert wurden. Corso sah, wie Kieran hastig die öffentlichen Archive von Mesa Verde durchkämmte.
Schließlich schüttelte er den Kopf. »Senator, ich habe ständig die Ereignisse auf Redstone und innerhalb des Sol-Systems verfolgt und die Nachrichten aufgezeichnet, aber von einem Vorfall dieser Art ist mir nichts bekannt, und auch die Archive geben keinen Hinweis darauf. Ich versichere Ihnen, eine so gravierende Neuigkeit wäre meiner Aufmerksamkeit ganz sicher nicht entgangen.«
»Nachrichten kann man fälschen«, hielt Gardner ihm entgegen. »Marados war verantwortlich für enorme finanzielle Transaktionen, die teils im Schwarzmarktbereich stattfanden, und wenn jemand wie er stirbt, und dann auch noch auf eine so brutale, gewaltsame Weise, gelangt das auf die eine oder andere Art an die Öffentlichkeit. Und denken Sie daran, was ich vorhin gesagt habe – mir stehen eigene Informationsquellen zur Verfügung, außerhalb der offiziellen Kanäle. Vieles deutet darauf hin, dass jemand hier versucht, irgendwelche Spuren zu verwischen, vor allem wenn man von der Vermutung ausgeht, dass Bourdain tatsächlich eigens hierherkam, um Mala Oorthaus zu ermorden.«
Arbenz wirkte wie vom Donner gerührt. »Aber warum sollte Bourdain einen Killer losschicken, um … soll das heißen, dass Oorthaus möglicherweise Bourdains Rock in die Luft gejagt hat?«
»Es könnte doch sein, oder? Allerdings wissen wir das nicht mit Bestimmtheit.« Gardners Lächeln war genauso spröde wie seine Stimme. »Und wie Sie selbst sagten – wir sind auf sie angewiesen.«
Am Rand des Nova-Arctis-Systems tauchte das Kernschiff für wenige Minuten aus dem Transluminalraum auf, nur so lange, damit die Hyperion auf einer flimmernden Plattform aus Energiefeldern und künstlicher Schwerkraft von ihrer Eindockrampe abheben und dann durch eine der zahlreichen Öffnungen in der Außenkruste des Kernschiffs ins All flitzen konnte.
Während sich die Fregatte von dem gigantischen Sternenschiff der Shoal entfernte, drosselte sie gleichzeitig ihr Tempo; das Kernschiff hingegen musste rasant beschleunigen, um die für den Sprung in den überlichtschnellen Raum erforderliche Geschwindigkeit zu erreichen.
Dakota saß eingesponnen in ein Netz aus Daten im Zentrum der Brücke und beobachtete, wie sich der Weltraum rings um das Kernschiff verzerrte, als es, begleitet von einem Schauer aus exotischen Partikeln, wieder in den Transluminalraum eintauchte. Endlich kannte sie ihren Bestimmungsort: Nova Arcus. Das System war lediglich eine Nummer in einem Katalog gewesen, bis die Freistaatler beschlossen, ihm diesen Namen zu geben.
In Dakotas Kopf kreiste eine Flut von Fragen, die immer größer wurde; Antworten fand sie keine.
Zum Beispiel hätte sie gern gewusst, wer Severn getötet hatte.
Offensichtlich hatte Severn seine Begegnung mit Moss überlebt, andernfalls hätte sie es über ihre Ghost-Implantate unverzüglich gemerkt. Vor einigen Tagen jedoch war das Signal, das zwar schwach zu ihr herüberkam, weil er mehrere Kilometer entfernt mitten in Ascension weilte, ihr aber anzeigte, dass er lebte, völlig erloschen. Als es passiert war, war sie aus einem Traum hochgeschreckt; ihr Herz hatte wie wild gehämmert, und sie hatte eine unerklärliche Traurigkeit verspürt, bis sie verstanden hatte, was ihr Ghost ihr mitteilen wollte.
Sie konnte sich nur schwer mit diesem Verlust abfinden. Seit der Geschichte in Port Gabriel hatten sie sich in den darauffolgenden Jahren nur sporadisch gesehen, aber sein Tod berührte sie in ihrem tiefsten Innern und machte sie unglaublich betroffen, obwohl er sie verraten hatte.
Chris war tot.
Anfangs vermutete sie, er könne den Verletzungen erlegen sein, die er im Kampf mit Moss davongetragen hatte. Aber dann ließ sie die Piri Reis heimlich in der Datenbank einer medizinischen Einrichtung in Ascension nachforschen, und auf diese Weise erfuhr sie die Wahrheit. Severn war von
Weitere Kostenlose Bücher