Shoal 01 - Lichtkrieg
unserer wissenschaftlichen Berater ist der Meinung, dass es nur mithilfe eines von einem Maschinenkopf kontrollierten Interface-Sessels möglich ist, sich einen Einblick in die Funktionsweise des fremden Schiffs zu verschaffen. Aus diesem Grund werden wir über dieses Thema nicht weiter diskutieren.«
Corsos Großvater, Silas, hatte in der Universität von Port Gabriel gearbeitet, als das Massaker dort stattfand. Ein Schiff des Konsortiums war auf dem Platz der Helden abgestürzt, nur wenige Blocks vom Campus entfernt. Nachdem man sich durch die Trümmer gegraben und Silas’ sterbliche Überreste geborgen hatte, konnte man ihn nur noch anhand von DNA-Spuren identifizieren. Silas war nicht der einzige Mensch, den Corso persönlich gekannt hatte, der bei dem fürchterlichen Angriff ums Leben gekommen war. Die meisten Leute, die der Freien Demokratischen Gemeinschaft angehörten, hatten bei diesem Gemetzel Freunde, Familienangehörige oder Bekannte verloren.
Bilder der Landungsschiffe, die wie ein Schwärm Racheengel über Port Gabriel niedergingen, waren noch Monate später völlig unzensiert von den örtlichen Nachrichtensendern ausgestrahlt worden.
Beide Männer funkelten sich eine Zeit lang wütend an, ohne ein Wort zu sagen. Dann riss Kieran sich sichtlich zusammen und erwiderte: »Ich bitte um Entschuldigung, Senator. Es war keineswegs meine Absicht, Ihre Autorität in Frage zu stellen.«
»Entschuldigung akzeptiert. Ihre Einwände wurden von mir zur Kenntnis genommen.«
»Übrigens«, sprach Gardner in die darauffolgende Stille hinein, »wenn wir schon mal beim Thema sind … ich habe mich ein bisschen näher mit dem Vorfall in dieser Mog-Bar beschäftigt.«
Arbenz stöhnte. »Ich dachte, dieses Thema sei abgeschlossen, David.«
»Nun, ich habe auf eigene Faust Erkundigungen eingezogen, Senator. Und jetzt kenne ich die Identität des Mannes, der Udo angegriffen hat.«
Arbenz schaute skeptisch drein. »Ich habe viel Zeit damit verbracht, um herauszufinden, wer der Kerl war, wer möglicherweise hinter ihm steckte und was er mit diesem Angriff bezwecken wollte. Sogar der General hat seine Ermittler auf diese Sache angesetzt, ohne dass sie auch nur das Geringste herausgekriegt hätten.«
»Tja, ich habe meine eigenen Quellen«, fuhr Gardner selbstzufrieden fort und verbiss sich ein Lächeln. »Wie es scheint, handelte es sich bei dem Angreifer um einen gewissen Hugh Moss, der in Alexander Bourdains Diensten stand.«
Corso starrte auf seine ineinander verschränkten Hände, die auf der Tischplatte lagen, und sah, wie sich die Fingerknöchel vor Anspannung weiß verfärbten.
Kieran und Arbenz tauschten einen überraschten Blick. »Das müssen Sie uns näher erklären«, forderte der Senator Gardner auf. »Wie kamen Sie überhaupt dazu, hinter meinem Rücken Recherchen anzustellen? Und woher beziehen Sie Ihre Informationen?«
Gardners halbherziges Lächeln erlosch. »Ich hatte einen ganz bestimmten Verdacht, und ich habe Freunde, die im juristischen Bereich des Konsortiums arbeiten und mir einen Gefallen schuldeten. Tatsache ist, dass der General schon seit Langem zu Bourdain profitable Beziehungen unterhält, bei denen es in erster Linie um Handelsabkommen und Gentechnologie zur Züchtung von Mogs geht. Deshalb brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn der General behauptet, seine Agenten seien bezüglich des Aggressors nicht fündig geworden. Er wird sich schwer hüten, einen seiner besten Kunden zu verprellen.«
»Aber warum sollte Bourdain jemanden losschicken, der versucht, uns aufzuhalten?«, fragte Kieran, die Tischkante mit beiden Händen umklammernd. »Oder behaupten Sie gleich auch noch, Bourdain hätte bereits von der Existenz des Wracks erfahren?«
Gardner schüttelte den Kopf. »Sie befinden sich auf der falschen Fährte. Lassen Sie uns doch ganz einfach ein paar der jüngsten Ereignisse rekapitulieren. Zuerst explodiert Bourdains neue Welt, offensichtlich durch einen Terroranschlag. Dann taucht plötzlich Mala Oorthaus auf und sucht nach einem Job, der sie sicher aus dem Sol-System herausbringt.«
Arbenz schien immer noch nicht überzeugt. »Sie selbst haben Mala Oorthaus doch angeheuert, David. Wieso sind Sie nicht schon früher auf den Gedanken gekommen, intensive Hintergrundchecks durchzuführen?«
»Glauben Sie, ich hätte das versäumt?«, wehrte sich Gardner verbissen. »Mitnichten! Ich habe recherchiert, aber ich stand unter Zeitdruck, und dann dürfen Sie nicht vergessen, dass
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