Shoal 01 - Lichtkrieg
gehalten hatte, löste sich unter diesen entsetzlichen Qualen in nichts auf.
Aber Arbenz war mit seiner Rede noch nicht fertig. »Sie wollen von Bourdain wegkommen. Wir wollen den Transluminal-Antrieb. Helfen Sie uns, ihn zu bergen, und Sie sind frei. Wir sorgen dafür, dass Sie Bourdain für immer loswerden. Und nicht nur das – man wird Sie als Heldin feiern, die die Menschheit von den erniedrigenden Einschränkungen erlöst, mit denen die Shoal uns klein halten. Sobald wir über einen eigenen überlichtschnellen Antrieb verfügen, können uns diese Aliens mit ihrem Technologie-Embargo gestohlen bleiben. Arbeiten Sie mit uns -nicht gegen uns –, und eine glänzende Zukunft ist Ihnen gewiss.«
Sie merkte, dass er auf ihre Antwort wartete. Während sie Kraft zum Sprechen sammelte, herrschte in der Kabine angespanntes Schweigen.
»O nein, Sie werden mich trotz allem töten«, stieß sie hervor. »Sie sind Freistaatler. Allein aus diesem Grund kann man Ihnen nicht trauen.«
Arbenz schmunzelte. »Dann werden Sie eben lernen müssen, mir zu vertrauen, Dakota. Was immer Sie von uns halten mögen, wir glauben an den Begriff der Ehre. Sie sind genauso ein Opfer des Konsortiums wie jeder andere daheim auf Redstone. Der Krieg mit den Uchidanern wäre nie ausgebrochen, wenn die Shoal sich nicht plötzlich auf ihre Embargo-Klausel berufen hätten. Dieser Umstand trifft Sie in gleichem Maße, wie er uns trifft. Das Konsortium hat es zugelassen, dass die Uchidaner uns unsere Heimatwelt stahlen, und Ihnen hat man das weggenommen, worauf Sie Ihr ganzes Leben hingearbeitet haben: Ihre Implantate.«
Er sprach nun in einem sanften, vertraulichen Tonfall, der Dakota noch unangenehmer war als sein früheres Schnauzen. In ihrer Fantasie malte sie sich aus, wie sie sich an ihm rächen würde -auf eine möglichst brutale und zugleich raffinierte Weise.
»Wenn ich Ihnen also sage, dass Sie in Sicherheit sind«, schloss Arbenz, »dann spreche ich als Ehrenmann – und als Mitglied des Senats der Freien Demokratischen Gemeinschaft. Ich gebe Ihnen mein Wort, und Sie brauchen nichts weiter zu tun, als uns zu helfen.«
Dakota hörte sich alles an, ohne einen Kommentar von sich zu geben. Nach einer Weile spürte sie, wie Kierans Griff um ihren Arm sich lockerte, und endlich ließ er sie ganz los. Sie hob den Kopf und warf einen Blick auf Corso, dem der Abscheu über das, was hier passierte, ins Gesicht geschrieben stand. Kieran und Arbenz kehrten völlig gelassen auf ihre Plätze zurück, als sei nichts geschehen.
Langsam rappelte sie sich hoch. Corso wollte sie stützen, aber sie stieß ihn von sich weg. Sie hievte sich auf ihren Sitz und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an; vor Wut, Angst und Scham hätte sie am liebsten geweint. Je stärker sie versuchte, diese Gefühle zu verdrängen, umso mehr hasste sie sich für ihre eigene Schwäche.
Dann starrte sie auf die Hinterköpfe ihrer Peiniger und schwor sich, diese Schufte zu töten – einen nach dem anderen.
»Es tut mir leid«, murmelte Corso neben ihr.
»Ach, tun Sie nicht so scheinheilig«, flüsterte sie zurück. »Sie haben doch die ganze Zeit über gewusst, was hier gespielt wird.«
»Ich bin auch erst kürzlich informiert worden.«
Kieran, Arbenz und die beiden Wissenschaftler steckten wieder die Köpfe zusammen und vertieften sich in ein Gespräch, während durch Statik verzerrte Stimmen immer wieder kurze Mitteilungen durch die Komm-Anlage quäkten. Dakota vermutete, dass jetzt allen völlig einerlei war, worüber sie und Corso sich unterhielten.
»Sie sind ein Spion!«, giftete sie Corso an. »Sie haben den Auftrag, alles, was ich sage oder tue, an diese Kerle weiterzugeben.«
»Nein!« Vehement schüttelte er den Kopf. »Ich bin hier, um einen Weg zu finden, das Wrack zu bergen. Das ist das Einzige, wofür ich mich interessiere.«
Das pochende Geräusch der Tauchbootmotoren veränderte sich ein wenig. Sie verlangsamten die Fahrt. Die Sonarkarten auf den Displays zeigten einen steilen Abgrund, der sich in der Dunkelheit verlor. Sie näherten sich rasch den Hängen eines unterseeischen Berges. Ein sonderbarer, fremdartig anmutender Umriss nahm immer deutlicher Gestalt an; dieses Ding lag gefährlich nahe am Rande des Abgrunds. Es sah aus, als genüge ein Stoß, um es in die bodenlose Tiefe rutschen zu lassen.
Schließlich kam das Tauchboot schwankend zum Halten. Klirrend ging die Luke auf; Arbenz und Gardner stiegen als Erste aus, dicht gefolgt von den
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