Shoal 01 - Lichtkrieg
Umstehenden waren bleich vor Entsetzen.
Einen Moment lang war Arbenz überzeugt, dass der Captain vermutete, er könne sich einen groben Scherz erlaubt haben. Doch danach dämmerte allen die Erkenntnis, dass er die Wahrheit gesprochen hatte.
Arbenz legte eine Hand auf Liefes Schulter. »Es tut mir aufrichtig leid, dass wir Sie nicht schon früher eingeweiht haben. Aber es verhält sich so, dass dieser Transluminal-Antrieb gleichzeitig eine Waffe mit einer nie zuvor erlebten Zerstörungskraft ist. Deshalb müssen wir jedes Wrack, das sich noch auf Ikaria befinden mag, eliminieren. Denn sollte eines dieser fremden Sternenschiffe entführt werden, könnten unsere Gegner es dazu benutzen, die Freie Demokratische Gemeinschaf zu erpressen und in die Knie zu zwingen …«
»Nehmt diesen Mann fest!«, donnerte Liefe und wandte sich an seinen Sicherheitsoffizier. Gleichzeitig zog der Captain seine eigene Waffe, trat hastig ein paar Schritte zurück und zielt mit dem Lauf auf Arbenz. »Gerade Sie müssten doch wissen, dass es Notstandspläne gibt, für den Fall, dass man Ihnen das Kommando entzieh …«
Mit geradezu übermenschlicher Geschwindigkeit setzte sich Kieran in Bewegung. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte die Duellklinge in seiner Hand auf, ehe sie quer über die Brücke geschleudert wurde und sich in Liefes Kreuz bohrte.
Der Senator beobachtete, wie der Commander auf das Deck stürzte; bäuchlings lag er da, der Messergriff ragte aus seinem Rücken. Der Sicherheitsoffizier feuerte seine Waffe ab und erwischte Kieran an der Schulter. Kieran wurde halb herumgerissen, taumelte rückwärts und landete ein paar Meter neben Liefe, der sich in Todeszuckungen wand.
Ohne zu zögern trat Arbenz vor, nahm Liefe die Pistole aus den erschlaffenden Fingern und gab drei Schüsse auf den Sicherheitsoffizier ab. Zwei trafen den Mann in die Brust, der dritte durchschlug seinen Schädel. Eine Kopfhälfte explodierte in einer Fontäne aus Blut, Knochensplittern und Gehirnmasse.
Danach ging Arbenz zu Kieran hinüber und überzeugte sich davon, dass sein Bodyguard lediglich eine üble Fleischwunde davongetragen hatte. Mit seiner Pistole zielte er in die Richtung, in der die Crewmitglieder wie erstarrt dastanden; die meisten der Leute befanden sich in einem Schockzustand. Keiner schien darauf erpicht zu sein, dem Senator Widerstand zu leisten.
»Hören Sie mir gut zu!«, brüllte Arbenz heiser. »Aufgrund meines Ranges bin ich immer noch Ihr kommandierender Offizier. Vergessen Sie das nicht! Was Liefe soeben versucht hat, erfüllt den Tatbestand der Meuterei. Das Zentralgestirn dieses Systems, Nova Arctis, wird durch eine Waffe, die die sogenannten ›Weisen‹ entwickelt haben, zerstört. Der Prozess hat bereits begonnen und lässt sich nicht mehr aufhalten. Sie können sich selbst davon überzeugen, dass ich die Wahrheit spreche. Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, aber wenn jemand unerledigte Dinge vor sich her schiebt, sollte er nicht mehr zögern, sie zu Ende zu bringen. Wer mit seinem Schöpfer Frieden schließen will, möge sich beeilen.«
»Sie sind dafür verantwortlich, dass wir sterben müssen, Senator!«, muckte ein junger Lieutenant auf und rückte mit hochrotem Gesicht bedrohlich gegen Arbenz vor. »Wir haben an Sie geglaubt, und Sie sind nun unser Untergang!«
Arbenz wich keinen Zoll zurück. Aus leicht zusammengekniffenen Augen funkelte er den Mann an. »Wie heißen Sie?«, fragte er in barschem Ton.
»Klein, Senator.«
»Na schön«, knurrte Arbenz und schmetterte Klein Kierans Duellklinge vor die Füße. »Ich habe Ihren Captain getötet, und nun haben Sie das Recht, von mir Genugtuung zu verlangen. Der Kodex erlaubt es Ihnen, dass Sie versuchen, mir das Leben zu nehmen. Schließlich bekleide ich einen zivilen Rang und keinen militärischen. Aber auf eines möchte ich Sie noch aufmerksam machen – Sie kannten das Risiko, als Sie hierherkamen.«
Mit dem Kinn deutete er auf das Display, welches das verzerrte, flammende Antlitz von Nova Arctis zeigte. »In Kürze fahren wir alle zur Hölle – Sie und ich eingeschlossen –, und was immer Sie unternehmen, an dieser Tatsache lässt sich nichts ändern.«
Arbenz hieb sich mit der Faust in die hohle Hand. »Aber eines können wir noch tun – wir können dafür sorgen, dass das Schiff, das sich direkt vor uns befindet, keine Gelegenheit bekommt, sich mit einer Beute davonzumachen, die der Herrgott selbst als unsere Prise bestimmt hat. Wenn wir
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