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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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starrte zu dem Display hoch, auf dem die Piri Reis als Lichtpunkt zu sehen war, der nun in einen niedrigen Orbit sank.
    Einer der Wissenschaftler trat vor; mit blassem, verhärmtem Gesicht warf er einen Blick auf die Leichen des Sicherheitsoffiziers und seines Captains, die man nicht beiseite geschafft hatte.
    »Senator, soeben haben wir einen zweiten Neutrinoausstoß von Nova Arctis gemessen.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Arbenz gereizt.
    »Dieses Phänomen trat vor etlichen Jahren auf – im Zusammenhang mit den berühmten Magellanschen Novae.« Der Mann räusperte sich. »Im Klartext heißt das, dass sich die Sonne zu einer Nova entwickelt hat.«
    Während der letzten halben Stunde auf der Brücke war es Arbenz so vorgekommen, als sei Kieran still und leise verrückt geworden. Der Mann stand in Hab-Acht-Stellung da und umklammerte die Waffe des Sicherheitsoffiziers mit beiden Händen, doch auf seinem Gesicht lag ein beinahe verträumter Ausdruck.
    »Ich vermag keinen Unterschied zu entdecken.« Arbenz runzelte die Stirn und wandte sich wieder an den Wissenschaftler.
    »Neutrinos bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit«, erklärte der Mann. »Die Wellenfront aus Plasma pflanzt sich ein bisschen langsamer fort, erreicht aber trotzdem ein ungeheures Tempo. Wir wissen nicht, wann genau sie hier eintreffen wird, aber lange kann es nicht mehr dauern. Ein wenig Schutz bietet uns -zumindest vorläufig – der Planet Ikaria. Dennoch sind unsere Überlebenschancen denkbar gering, denn zuerst einmal muss es uns gelingen, den Orbit zu erreichen und uns vollständig in den Schatten des Planeten zu begeben. Unser Tempo zu erhöhen, kommt allerdings nicht in Frage, denn dann würden wir mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Stundenkilometern auf die Oberfläche stürzen.«
    Arbenz sah, wie ein Crewmitglied plötzlich von seinem Platz hochsprang, irgendeinen Gegenstand auf einen Monitor schleuderte und dann kurzerhand von der Brücke rannte. Der Gegenstand prallte vom Bildschirm ab, ohne ihn zu beschädigen. Niemand kommentierte den Vorfall.
    »Wie viele Raketen stehen uns noch zur Verfügung?«, erkundigte sich Arbenz.
    »Drei«, antwortete jemand aus der Crew. Der Mann saß vor einer Waffenstation und drehte sich zu Arbenz und dem Wissenschaftler um. »Was haben Sie vor?«
    »Feuern Sie sie ab.« Arbenz deutete auf den Lichtpunkt, der die Piri Reis darstellte. »Wenn wir es nicht schaffen, das Schiff der Maschinenkopf-Pilotin einzuholen, dann schießen wir es einfach in Stücke. Jetzt gleich!«
    »Wir befinden uns noch nicht in Schussreichweite«, wandte der Mann an der Waffenstation ein. »Es gibt keine Garantie, dass …«
    »Das spielt keine Rolle! Wir haben keine andere Option!«, kreischte Arbenz, in dessen Stimme zum ersten Mal ein Anflug von Furcht mitschwang. »Es ist das Letzte, was wir überhaupt noch tun können. Ich will diese Leute töten!«
    Einen Augenblick später sausten drei winzige Lichtpunkte in schneller Folge auf die Piri Reis zu.
    Dakota spürte einen ungeheuren Ruck, dann merkte sie auf einmal gar nichts mehr. Sie klemmte eingezwängt in der Rettungskapsel wie ein Fötus in einer stählernen Gebärmutter. Ehe sie in dieses enge Vehikel geklettert war, hatte sie sich ihrer gesamten Kleidung entledigt und den Iso-Anzug aktiviert.
    Sie war sich dessen bewusst, dass es für sie schon längst kein Zurück mehr gab. Das einzige Licht in der Kapsel stammte von dem matten Glühen eines Datenschirms, der die ihr entgegenrasende Oberfläche Ikarias zeigte.
    Tief innerhalb des Grabenbruchs hatten sie ein breites Felsband ausgemacht, auf dem die drei fremden Sternenschiffe lagen. Das Felssims war ungefähr fünfundzwanzig Kilometer lang und zwei Kilometer breit, der Boden überraschend flach. Auf einem feurigen Schweif sank die Rettungskapsel zwischen lotrechten Canyonwänden hinunter in einen lichtlosen Abgrund. Schon bald verlor Dakota jedes Gefühl für Perspektive.
    Die Kapsel prallte hart auf dem Boden auf und fing an zu rollen. Dakota stieß einen Schrei aus, dann lauschte sie sekundenlang ihren panischen Atemzügen. Statusleuchten blinkten hektisch, während chaotische Muster über den Datenschirm flimmerten.
    Aber die Hauptsache war, dass sie die Oberfläche unverletzt erreicht hatte.
    Sie klappte die Kapsel auf, die sich öffnete wie ein in zwei Hälften geschnittenes Ei; dann kletterte sie hinaus und betrat den zu Eis gefrorenen Boden von Ikaria, tief unten am Grund einer gewaltigen

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