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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Interface. Noch nie war er sich dessen so bewusst gewesen, wie schnell die Sekunden vorbeihuschten. Kurz darauf durchlief ein heftiges Schütteln die Piri , als die Hälfte ihrer noch verbliebenen Energie in den Weltraum abgelassen wurde, und das Schiff fing im Orbit an zu schlingern.
    Corso hörte, wie er angestrengt nach Luft schnappte, während er darauf wartete, pulverisiert zu werden.
    Das Warten zog sich in die Länge.
    Es kann nicht sein , dass ich immer noch lebe …
    Vor Aufregung und Erschöpfung keuchend, quälte er sich in das Kommando-Modul zurück und stützte sich Halt suchend an der Rückenlehne einer Andruckliege ab, ehe er es wagte, zum Display hinauf zu peilen.
    Ein Lichtpunkt näherte sich in rasendem Tempo der Piri Reis. Corso blieb nicht einmal mehr die Zeit, um den Mund zu einem Entsetzensschrei aufzureißen.
    Wuchtige Schläge prasselten auf die Piri nieder, als würde ihre Außenhülle von tausend entfesselten Dampfhämmern traktiert.
    Dakota hob den Kopf, als sie hoch oben einen flüchtigen Lichtblitz wahrnahm.
    O nein … bitte nicht!, dachte sie. Piri?
    ‹Ich bin hier, Dakota.›
    Dakota fiel ein Stein vom Herzen. Noch nie zuvor hatte sie ein derart großes Gefühl der Erleichterung gespürt. Wo ist Lucas?
    ‹Ich bin mir nicht sicher. Die Agartha nahm uns unter Beschuss, und wir wurden von einer Rakete getroffen. Den Kontakt mit dem Frachtbereich habe ich verloren. Eine Analyse des Zeitpunkts, in dem der Aufprall stattfand, hat ergeben, dass die Frachtzone entweder so schwer beschädigt wurde, dass sie nicht mehr zu reparieren ist, oder gänzlich vom Rumpf abbrach. Einige Regionen in meinem Inneren waren einem extremen Stress ausgesetzt, und die interne Kommunikation ist derzeit offline. Schätzungsweise wird es fünfzehn Minuten dauern, bis der Kontakt zum Kommando-Modul wiederhergestellt ist und sich die Frage beantworten lässt, ob Lucas Corso noch lebt.›
    Dakota hatte das Gefühl, ihr drehe sich der Magen um. Finde sofort heraus, was mit Lucas passiert ist. Das hat absolute Priorität.
    ‹Ehe der Kontakt mit dem Kommando-Modul nicht wiederhergestellt ist, vermag ich nicht … ›
    Ich verstehe, schnitt sie der Piri das Wort ab und kappte die Verbindung.
    Licht sickerte in den Canyon hinein.
    Die Ränder und Kanten des Grabenbruchs stachen als krasse, schwarze Silhouetten hervor. Die Augenfilter von Dakotas Iso-Anzug stellten sich auf maximale Verdunkelung ein, doch es nützte nichts, durch die gleißende Helle wurde sie geblendet. Jede Oberfläche, jeder Felsbrocken und jedes Sandkorn schienen plötzlich ein grelles Eigenlicht abzustrahlen.
    Und dann glaubte sie zu erkennen, wie am hintersten Horizont die Flanke eines Berges zu schmelzen begann.
    Die Leitsysteme der dritten Rakete wurden durch den plötzlichen, überwältigenden Anstieg der Albedo aus der Richtung von Nova Arctis gestört. Das Geschoss sauste aus dem Schatten von Ikaria heraus und verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in eine kleine Wolke aus überhitztem Gas. Dieses Wölkchen wurde weggefegt von dem heranbrausenden Energiesturm, der wie eine gigantische Blase von dem Neutronenkern ausging, zu dem der einstige Stern kollabiert war.
    Die sich ausdehnende Plasmawelle raste auf die Agartha zu.
    Kieran trat vor den Senator, der ihn erstaunt ansah.
    »Uns bleiben nur noch wenige Augenblicke, Senator«, eröffnete Kieran das Gespräch. »Die Plasmafront wird uns bald einholen.«
    Arbenz nickte knapp; er selbst stand kurz vor einem Zusammenbruch. »Ich hoffe, dass es …«
    Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Kieran wusste, was er hatte sagen wollen: Ich hoffe, dass es schnell geht.
    Beinahe liebevoll streckte Kieran beide Arme aus und umrahmte das Gesicht des Senators mit den Händen.
    »Ich hoffe auch, dass es schnell geht, Senator. Aber mit Bestimmtheit wissen wir es nicht.«
    Mit einer jähen Drehung der Hände brach er dem Senator das Genick. Arbenz fand nicht einmal mehr die Zeit, überrascht dreinzuschauen.
    Vorsichtig und mit dem gebührenden Respekt legte Kieran den Toten auf dem Boden ab; dann nahm er eine straffe Haltung an, um zusammen mit der restlichen Mannschaft auf das Ende zu warten.
    Die Plasmahülle verschluckte die Agartha , riss sie entzwei und ließ sie in ihrer infernalischen Gluthitze verdampfen, so wie es kurz zuvor mit der Rakete geschehen war.
    Das Plasma fuhr fort, sich auszudehnen, brauste in Richtung des Planeten Newfall, der einhundertdreißig Millionen Kilometer entfernt

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