Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
einem Selbstmord geführt hätten, eine finstere, mehrere Monate andauernde Phase in ihrem Leben.
    Daraufhin fasste sie den Entschluss, auf dem Schwarzmarkt ein paar krude Klone zu erwerben und sie heimlich in einer Hinterhofpraxis in ihren Kopf einpflanzen zu lassen. Erst danach gelang es ihr, ihr Leben allmählich wieder in den Griff zu kriegen.
    Ohne Zweifel gab sie den idealen Sündenbock ab, denn im Grunde traute niemand einem Maschinenkopf. Nicht seit …
    Eine geraume Zeit lang stellte Dakota sich vor, wie ihr zerschmetterter, geschundener Körper von einem johlenden Mob in die Luft geworfen wurde.
    Komm und hol mich, Piri.
    ‹Ich bin schon unterwegs, Dakota. Allerdings kann es ein Weilchen dauern, bis ich dich erreiche, weil ich nicht riskieren will, dass meine Außenhülle durch einen Zusammenprall mit Trümmerstücken beschädigt wird. Es wäre ratsam, dass du dich so weit wie möglich von dem Schutt entfernst.›
    Geht in Ordnung, Piri. Sorge nur dafür, dass du mich aufgreifst, ehe mein Iso-Anzug keine Energie mehr hat.
    Sie trieb auf einen Felsbrocken zu, der einen Durchmesser von rund hundert Metern hatte. Im Näherkommen erkannte sie die Kacheln, die einen Teil der Oberfläche schmückten: Es handelte sich um ein Fragment der Großen Halle. Das Trümmerstück und sie bewegten sich mit ungefähr gleicher Geschwindigkeit, und es gelang ihr, weich darauf zu landen. Sie stand im Begriff, sich wieder abzustoßen, als sie einen menschlichen Leichnam sah, der in der Nähe vorbeidriftete – eine fast nackte Frau, von deren Abendkleid lediglich ein paar Fetzen übriggeblieben waren.
    Die zu Eis gefrorenen Augen starrten in einem glasigen Blick, der Mund war wie in einem stummen Schrei geöffnet. Dakota erkannte in ihr die Inkarnation der Päpstin Eliza.
    Als sie sich endlich in einen Bereich des Weltraums abstieß, in dem keine Trümmer kreisten, lenkten ihre Ghost-Schaltkreise ihren Blick in eine ganze bestimmte Richtung; dort sah sie die blitzenden Lichter der sich rasch nähernden Piri Reis.
    Dakota wusste, dass der grausige Anblick der toten Inkarnation sie noch lange bis in ihre Träume hinein verfolgen würde.
    Die Entfernung zur Piri verringerte sich schnell, und die vage Silhouette, die sich kaum vor dem Hintergrund der Sterne abhob, verwandelte sich in einen grauen, aus drei Sektionen bestehenden Schiffsrumpf. Von Weitem glich die Piri einem fetten, metallischen Insekt. Aus der Unterseite der Hülle wuchs ein Wald aus Greifankern, die sich ihr suchend entgegenreckten.
    Dakota ließ sich in die mechanische Umarmung ihres Schiffs fallen, wie ein kleines Kind, das in den Armen der Mutter Zuflucht findet. In diesem Augenblick merkte sie zu ihrer Überraschung, dass sie das Geschenk des Shoal-Mitglieds immer noch in der Hand hielt.

Kapitel Fünf
    Freie Demokratische Gemeinschaft
    Kolonie Redstone, 82 Eridani
    Lucas Corso blinzelte und bemühte sich, wach zu bleiben; abermals konzentrierte er sich auf die trostlose Landschaft hinter der Windschutzscheibe. Nach der langen Fahrt war er erschöpft. Die endlose Schneewüste schien in ein fahles Nichts zu fuhren, als er den Schlepper auf einen Punkt mitten zwischen zwei weit entfernte Vulkankegel richtete, von denen dünne Rauchfahnen aufstiegen.
    Im Osten sah man den Feuersee, der sich bis hinter den Horizont ausdehnte; seine eisigen, gischtgekrönten Wellen brandeten gegen ein karges Ufer. In der Nähe ragten Baldachinbäume in die frostige Luft; sie sahen aus wie schwarze Schirme, die aus den Leichen begrabener Riesen sprossen. Der größte und älteste Baum war mindestens fünfzig, sechzig Meter hoch. Um die aufgefächerten Schleier der Baumkronen kreisten Einflügler, deren organische photovoltaische Oberflächen im schwächer werdenden Licht funkelten.
    Corso prüfte die Koordinaten, die man ihnen gegeben hatte. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht.
    Sal schlief neben ihm auf dem Beifahrersitz, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf in den Nacken gelegt; hin und wieder wurde er mit einem Ruck wach, zwinkerte benommen und spähte kurz in die Runde, während sie über die zu Eis gefrorene Landschaft holperten. Er hatte es längst aufgegeben, Corso davon abhalten zu wollen, dass er etwas durchzog, das seiner Ansicht nach einem Selbstmord gleichkam.
    »Nichts, was du unternimmst, bringt dir Cara zurück oder holt deinen Vater aus dem Gefängnis«, hatte Sal immerzu wiederholt. »Sogar wenn du Bull Northcutt umbringst, nützt dir das nichts. Bei Gott, ich

Weitere Kostenlose Bücher