Shoal 01 - Lichtkrieg
werden. Das Risiko ist sehr hoch. Vielleicht sollten wir …«
»Was sollten wir, Mr. Corso?«, kam die Erwiderung in drohendem Ton.
Ohne die Kernschiffe der Shoal, die zwischen den Planeten verkehren, wäre jede von Menschen bewohnte Welt bis in alle Ewigkeit vom Rest des Universums abgeschnitten. Und wenn die Shoal uns dabei erwischen, wie wir versuchen, heimlich eine verbotene Technik in Besitz zu nehmen, werden sie uns fallen lassen, und wir Menschen sinken wieder in die totale Isolation zurück.
Selbst wenn sie nicht erwischt würden und alles nach Plan verlief, würden die Shoal es merken, sollte die Freie Demokratische Gemeinschaft auf den Gedanken kommen, eine Flotte von Sternenschiffen zu bauen. Was geschähe dann? Würde zwischen den Menschen und den Shoal ein Krieg ausbrechen? Den hätte die Menschheit von vornherein verloren. Sich mit den Shoal in einem bewaffneten Konflikt anzulegen, gliche einer Armee von Ameisen, die versucht, einen orbitalen Nuklearbomber anzugreifen. Das Risiko, die Shoal zu hintergehen, war viel zu hoch.
»Woher wollen Sie überhaupt wissen, ob nicht noch andere von der Existenz dieses Wracks Kenntnis haben? Sind Sie schon auf den Gedanken gekommen, es könnte sich um einen Trick handeln?«
Corso sprach diese Möglichkeit aus, auch wenn es sich paranoid anhörte. Doch Kierans Antwort konnte er entnehmen, dass er nicht der Erste war, der daran gedacht hatte.
»Sie meinen, die Shoal hätten uns eine Falle gestellt, in die wir hineintappen sollen?« Kieran gab ein hässliches Lachen von sich. »Damit sie uns auf frischer Tat bei einem Verstoß gegen ihre Konditionen ertappen und die Verträge, die sie mit uns abgeschlossen haben, kündigen können? O nein, Mr. Corso, das halten wir für höchst unwahrscheinlich.«
Verlegen starrte Corso auf die Bildschirme vor ihm. »Aber die Sache ist riskant, das können selbst Sie nicht abstreiten. Es stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, ein derartiges Risiko einzugehen.«
»Es lohnt sich, glauben Sie mir. Und weil das Ganze so gefährlich ist, ist die Freie Demokratische Gemeinschaft geradezu prädestiniert, sich mit dieser Entdeckung zu befassen. Es liegt doch in der menschlichen Natur, sich auf Wagnisse einzulassen, oder? Unsere Spezies besitzt nun mal ein kriegerisches Naturell. Ich mache Sie noch einmal darauf aufmerksam, Mr. Corso, dass Sie nur gewinnen können, wenn Sie uns helfen. Wenn alles gut geht – und das wird es –, sind Sie ein Mitglied des Senats und darüber hinaus ein Volksheld. Dann behalten Sie auf jeden Fall Ihren Status als Bürger, auch wenn Sie es vorziehen sollten, nicht an dem System der Zweikämpfe teilzunehmen.«
Corso nickte. »Ich verstehe. Aber da wäre noch etwas. Interface-Sessel sind ausschließlich für Piloten konzipiert, die gleichzeitig Maschinenköpfe sind. Wieso haben Sie dann dieses Ding hier installiert?«
»Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein menschlicher Maschinenkopf mit den Kontrollen des Wracks einen Kontakt herstellen kann, der einem normalen Menschen verwehrt ist. Doch zuerst müssen wir die Sicherheitssperren durchbrechen und in den Kernspeicher des Schiffs eindringen. Die auf Bellhaven entwickelte Ghost-Technologie scheint enge Parallelen zu den Methoden aufzuweisen, mit denen die Weisen ihr Schiff steuerten.«
Corso brauchte einen Moment, um diese Information aufzunehmen. »Soll das heißen, dass Sie auf der Suche nach einem Maschinenkopf sind, der dieses Ding von der Fundstelle wegfliegt?«
»Sie haben es erfasst, Mr. Corso. Uns fehlt die Zeit, um die Systeme des Wracks so zu modifizieren, dass ein normaler Pilot sie bedienen könnte. Aber drastische Umstände erfordern drastische Maßnahmen, finden Sie nicht auch?«
»Ich wundere mich nur, dass ein Mann wie Senator Arbenz tatsächlich einen Maschinenkopf engagieren will, der für ihn arbeitet. Angesichts der jüngsten Vorfälle ist das doch ein bisschen – merkwürdig, nicht wahr? Man könnte glatt von einer Ironie des Schicksals sprechen.«
Corso meinte zu fühlen, wie empört und aufgebracht Kieran war. »Das ist überhaupt nicht witzig, Mr. Corso. Anstatt sich über unsere Vorgehensweise lustig zu machen, sollten Sie sich lieber auf Ihre Aufgabe konzentrieren.«
»Was wollen Sie dem armen Kerl denn sagen, damit er bereit ist, bei diesem Unterfangen mitzuwirken? Nur einmal angenommen, er weigert sich?«
»Das lassen Sie unsere Sorge sein.«
Corso schüttelte den Kopf und beugte sich vor, um die
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