Shoal 01 - Lichtkrieg
Sicherheitseinrichtungen, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten und von innen und außen scannten. Linsen, so klein wie Staubkörnchen, und Aurzeichnungsgeräte, die man mit bloßem Auge nicht erkennen konnte, umschwirrten sie in einer Wolke und sondierten sogar Stellen unter ihrer Haut, um ihre ID zu bestätigen.
Ihre neue ID, erinnerte sie sich. Sie war nicht länger Dakota Merrick, und es würde sehr lange dauern, bis sie ihre richtige Identität wieder annähme. Ihre Ghost-Implantate arbeiteten fieberhaft daran, um ihre Körperchemie und ihre nervliche Anspannung auszubalancieren; auf gar keinen Fall durfte sie durch irgendwelche Anzeichen von Angst auffallen. Die örtlichen Sicherheitskräfte sollten gar nicht auf den Gedanken kommen, misstrauisch zu werden. Wenn ihr Argwohn erst einmal geweckt war, vermuteten sie womöglich noch, sie könnte eine miniaturyisierte Atombombe im Mund verstecken oder ein mit Zeitauslöser versehenes Virus wäre in ihre DNA eingeflochten.
Gleichzeitig war Dakotas Ghost emsig damit beschäftigt, seine eigene Existenz zu vertuschen. Sie spürte, wie die Implantate im Hintergrund ständig aktiv waren, von einer Nanosekunde zur anderen Risiken abwogen, Chancen kalkulierten und Strategien entwarfen.
Das alles war gut und schön, doch sie fand es beruhigend, noch einen weiteren Trumpf im Ärmel zu haben: Sie kannte nämlich jemanden, der in der Administration von Mesa Verde tätig war und ihr half, indem er heimlich Berichte änderte und es ihr ermöglichte, problemlos die Sicherheitskontrollen zu passieren.
Dakota hatte ihre Beziehungen spielen lassen.
Doch womit weder sie noch ihr Ghost gerechnet hatten, war die Anwesenheit von richtigen Zollbeamten, echten Menschen aus Fleisch und Blut. Das traf sie völlig unvorbereitet.
Als Dakota ihnen begegnete, zögerte sie nur kurz, ehe sie entschlossenen Schrittes weitermarschierte. Die beiden Männer trugen die Uniformen der militärischen Abteilung des Konsortiums, die dauerhaft auf Mesa Verde stationiert war, und jeder von ihnen hatte einen Energieschocker an der Hüfte baumeln. Sie unterhielten sich mit zwei Priestern, die offenbar auch soeben gelandet waren.
Als Dakota sich der kleinen Gruppe näherte, hörte sie die künstlichen Stimmen der Priester und sah, wie die grelle Korridorbeleuchtung sich auf ihrer metallischen Haut spiegelte. Schon bald gingen sie weiter, nachdem sie die Wachen offenkundig von der friedlichen Art ihres Besuchs überzeugt hatten. Ihre langen, schwarzen Gewänder rauschten über den Boden des Gehsteigs, als sie auf das dahinterliegende Atrium zusteuerten.
Dakota zückte ihre Ausweise und reichte sie den Wachen. »Mala Oorthaus«, murmelte einer, während er die IDs prüfte. »In welcher Angelegenheit sind Sie hier?«
»Richtige, lebendige Menschen?«, erwiderte Dakota mit gespielter Überraschung und entbot den beiden ein Grinsen. »Was ist aus dem guten alten Scanner-System geworden?«
»Sie haben vielleicht gehört, was mit Bourdains Rock passiert ist.« Der Wachmann erwiderte ihr Lächeln nicht. »Was wollen Sie hier?«
»Ich bin selbständige Transportunternehmerin.« Sie hielt seinem prüfenden Blick stand. »Ich wollte mich nach einem Auftrag umsehen.«
Sie hatte die medizinische Software in der Medi-Einheit der Piri dazu benutzt, um ihre Wangen ein bisschen runder zu machen. Dementsprechend schmaler wirkten ihre Lippen, und ihr Haar war kürzer und dunkler als vorher. Auch ihrer Haut hatte sie eine dunklere Tönung verliehen. Nach ein paar Tagen in der Medbox waren ihre Hüften breiter, und während sie in einem traumlosen Schlaf gelegen hatte, hatte sich ihre Knochenstruktur ein wenig verändert. Ihr Gesicht war nun kleiner und runder, die Augen größer, mit der Andeutung einer Mongolenfalte.
Der Wachposten wandte sich zur Seite und studierte einen Bericht, den Dakota von ihrem Standort aus nicht vollständig einsehen konnte; doch sie erhaschte einen Blick auf ein Bild, welches das Innere ihres Schädels in Realzeit darstellte, während verdeckte Geräte ihren Körper inwendig analysierten.
Sie unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung, als sie sah, dass ihre Implantate nicht angezeigt wurden.
Nach einer Weile winkte der Wachmann sie durch den Kontrollpunkt. Erst nachdem sie ein paar Schritte weit gegangen war, fing sie wieder an zu atmen.
Sie fand Josef Marados in einem Gebäude, dessen höchste Etagen die dünne atmosphärische Hülle durchstießen, die Mesa Verde umgab. Nach der
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