Shoal 01 - Lichtkrieg
blinzelte verdutzt. »Im Ernst? Man wollte dich absichtlich leimen?«
»Mein Schiffsagent – mein ehemaliger Schiffsagent – besorgte mir eine Fracht für Bourdains Rock. Fragen durften nicht gestellt werden. Es hätte eigentlich glattgehen müssen, aber mit der Ladung gab es ein paar unvorhergesehene Probleme.«
Josef starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Dann ging es dabei wohl nicht um eine Ladung Toilettenpapier, oder?«
Dakota warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Er zuckte mit den Schultern, und sie fuhr fort: »Während des gesamten Hinflugs traten in den Hauptsystemen meines Schiffs immer wieder massive Störungen auf, es kam sogar zu einem totalen Ausfall der Lebenserhaltungssysteme. Ich konnte lediglich feststellen, dass diese Fehlfunktionen irgendwie mit der Fracht zusammenhingen, die ich nach Bourdains Rock befördern sollte. Aber es war Bestandteil des Arrangements, dass ich nicht einmal wissen durfte, was genau ich in meinem Laderaum transportierte.«
»Dir muss es ja ziemlich schlecht gegangen sein, wenn du dich auf einen solchen Job eingelassen hast.«
Dakota schüttelte den Kopf. »Frag lieber nicht. Nach jeder Störung fingen die Systeme irgendwann wieder an zu funktionieren. Aber langer Rede kurzer Sinn ist, dass ich für Bourdain einen MegaKiller nach Bourdains Rock brachte.«
Josef sah aus, als träten ihm vor Verblüffung die Augen aus dem Kopf. »Das sollte wohl ein Witz sein, oder?«, fragte er nach einer Weile. »Du hattest einen MegaKiller an Bord? Es heißt doch immer, diese Dinger seien bloß Gerüchte. Wer hat dir überhaupt davon erzählt? Bourdain selbst?«
»Nein.« Dakota spielte kurz mit dem Gedanken, Josef rückhaltlos alles anzuvertrauen, doch dann hielt sie es für besser, das Shoal-Mitglied nicht zu erwähnen. »Ich dachte mir meinen Teil, als der Asteroid plötzlich anfing zu zerbröseln. Nachdem die Atmosphäre entwich, konnte ich flüchten und hatte Gelegenheit, mir das Schauspiel ungehindert anzusehen. Wer letzten Endes den MegaKiller aktivierte, weiß ich nicht. In dieser Hinsicht bin ich auf reine Spekulationen angewiesen.«
»Könnte der MegaKiller von selbst losgegangen sein? Wem wäre deiner Ansicht nach denn zuzutrauen, dass er solch ein höllisches Ding zündet?«
»Da gibt es sicher eine Menge Leute, die dafür in Frage kämen. Denk doch nur, wie viele Feinde sich Bourdain im Laufe seines Lebens gemacht haben muss. Diese Vermutung ergibt durchaus Sinn. Und um selbst ungeschoren davonzukommen, hat derjenige, der das Ding aktivierte, praktischerweise gleich einen Sündenbock geliefert. Ich befördere den MegaKiller nach Bourdain s Rock, und kaum ist er da, detoniert er. Wem gibt man die Schuld für das Desaster? Mir natürlich. Wenn der größte Wirbel vorbei ist – aber das kann noch lange dauern –, knöpfe ich mir als Erstes den Schiffsagenten vor, der diesen Auftrag eingefädelt hat. Ich bin sicher, dass er mir ein paar Fragen beantworten kann.«
»Wer ist dieser Schiffsagent? Jemand, den ich kenne?«
»Constantin Quill. Sein Büro befindet sich …«
»Ich kenne ihn – oder besser gesagt, ich kannte ihn. Er ist tot.«
Dakota erschrak. »Er … ist was?«
»Über die genauen Umstände seines Todes bin ich nicht informiert, aber offenbar blieb von ihm nicht viel übrig. Jemand steckte ihn zusammen mit ein paar ausgehungerten Mogs in einen Raum. Das ist nicht die offizielle Version, aber so lauten die Gerüchte.«
»Toll!« Dakota senkte den Blick und seufzte. Danach trank sie einen Schluck von dem rosafarbenen Kaffee und spürte, wie sich ein warmes, taubes Gefühl in ihrem Hals und Magen ausbreitete. Sie merkte, wie sie sich trotz ihrer Nervosität entspannte. »Jetzt weiß ich wenigstens, worauf ich mich freuen kann. Es ist nie verkehrt, wenn man seine Zukunftsaussichten kennt.«
»Wenn Bourdain Quills Ermordung anordnete, dann bedeutet das, er versucht seine Spuren zu verwischen. Der Verlust von Bourdain s Rock ist für ihn ein herber Schlag, aber wenn erst bekannt wird, dass er dabei war, illegale, nicht von Menschen erzeugte Technologie wie einen MegaKiller zu erwerben …«
Josef ließ den Satz ausklingen und sah Dakota fragend an. »Also gut, und jetzt verrate mir bitte, was du von mir willst.«
»Ich weiß, dass du mir keinen Gefallen schuldest.«
»Du nimmst bei mir eine Sonderstellung ein. Immerhin hatten wir beide was miteinander, auch wenn es schon lange her ist.«
Der Kaffee sorgte dafür, dass Dakotas Konzentration
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