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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht wie der andere.
    »Bitte, vergeßt für einen Augenblick völlig, daß ich da bin«, wandte Pater Alvito sich wieder an ihn. »Ich bin nichts weiter als ein Werkzeug, Herrn Toranaga Eure Antworten zu übermitteln, genauso, wie ich seine Fragen Euch übermittle.«
    Pater Alvito setzte sich bequem zurecht, wandte sich dann Toranaga zu und verneigte sich höflich.
    Toranaga sprach im barschen Ton. Des Priesters Stimme spiegelte untrüglich Toranagas Tonfall und die tiefere Bedeutung seiner Worte.
    »Warum seid Ihr ein Feind von Tsukku-san, meinem Freund und Dolmetsch?« Zur Erklärung fügte Pater Alvito noch hinzu: » Tsukku-san ist mein japanischer Spitzname, denn meinen richtigen können sie genausowenig aussprechen wie Euren. Sie kennen in ihrer Sprache kein ›L‹ und keine Labiale. Tsukku ist eine Verballhornung des japanischen Wortes tsuyaku – dolmetschen. Bitte, antwortet auf die Frage.«
    »Wir sind Feinde, weil unsere Länder im Krieg miteinander liegen.«
    »So? Aus welchem Land stammt Ihr?«
    »Aus England. England ist ein Königreich, eine Insel, tausend Meilen nördlich von Portugal in Europa.«
    »Führt Ihr schon lange Krieg gegen Portugal?«
    »Seitdem Portugal ein Vasallenstaat Spaniens geworden ist. Das war 1580, vor zwanzig Jahren. Spanien hat Portugal erobert. Eigentlich liegen wir im Krieg mit Spanien, und zwar schon seit fast dreißig Jahren.«
    Blackthorne bemerkte den Ausdruck der Verwunderung auf Toranagas Gesicht sowie den forschenden Blick, mit dem er Pater Alvito betrachtete, der seinerseits ungerührt in die Ferne sah.
    »Ihr sagt, Portugal ist ein Teil Spaniens?«
    »Jawohl, Herr Toranaga. Ein Vasallenstaat. Spanien hat Portugal erobert. Doch im allgemeinen gelten die Portugiesen den Spaniern gegenüber in den meisten Teilen der Erde als unterlegen, und ihre Anführer werden im spanischen Reich als unbedeutend behandelt.«
    Es folgte ein langes Schweigen. Dann wandte Toranaga sich direkt an den Jesuiten, der lächelte und ausführlich antwortete.
    »Was hat er gesagt?« fragte Blackthorne scharf.
    Pater Alvito würdigte ihn keiner Antwort, sondern dolmetschte wie zuvor, fast gleichzeitig, äffte dabei seinen Tonfall nach und führte ein virtuoses Beispiel des Dolmetschens vor.
    Toranaga antwortete Blackthorne direkt; seine Stimme klang hartherzig und grausam. »Was ich gesagt habe, geht Euch nichts an. Wenn ich möchte, daß Ihr etwas erfahrt, werde ich es Euch sagen.«
    »Verzeihung, Herr Toranaga, ich wollte nicht ungehobelt sein.« Fehler Nummer eins, sagte sich Blackthorne. Nimm dich in acht! Du kannst es dir nicht erlauben, Fehler zu machen!
    »Warum führt Ihr Krieg gegen Spanien? Und Portugal?«
    »Zum Teil, weil Spanien darauf aus ist, die Welt zu erobern, und wir Engländer und unsere Verbündeten, die Niederländer, uns nicht unterwerfen wollen. Und zum Teil wegen unserer Religion.«
    »Ah. Ein Religionskrieg? Welches ist Eure Religion?«
    »Ich bin Christ. Unsere Kirche …«
    »Portugiesen und Spanier sind Christen! Ihr habt gesagt, Eure Religion sei anders. Welches ist Eure Religion?«
    »Sie ist christlich. Es ist schwierig, das einfach und in wenigen Worten zu erklären, Herr Toranaga. Sie sind beide christlich.«
    »Ihr braucht Euch nicht zu beeilen, Senhor Pilot, wenn Ihr nur präzise seid. Wenn Ihr vom Wesentlichen abweicht, werde ich Euch daran erinnern. Ihr sagtet gerade?«
    »Meine Religion ist christlich. Es gibt zwei christliche Konfessionen, die protestantische und die katholische. Die meisten Engländer sind protestantisch.«
    »Ihr verehrt denselben Gott, die Madonna und das Kind?«
    »Nein, Euer Gnaden, zumindest nicht so, wie die Katholiken es tun.« Worum geht es ihm wohl? fragte Blackthorne sich. Ist er Katholik? Ist er antichristlich eingestellt? Hat er den Jesuiten nicht ›mein Freund‹ genannt? Steht Toranaga dem Katholizismus wohlwollend gegenüber, oder ist er gar im Begriff, zum Katholizismus überzutreten?
    »Glaubt Ihr, daß Jesus Gott ist?«
    »Ich glaube an Gott«, sagte er vorsichtig.
    »Weicht dieser Frage nicht aus! Glaubt Ihr, der Jesus ist Gott? Ja oder nein.«
    Blackthorne wußte, daß er an jedem katholischen Hof in der Welt längst der Ketzerei bezichtigt worden wäre, an den meisten protestantischen Höfen desgleichen. Selbst ein Zögern bei der Beantwortung einer solchen Frage stellte bereits ein Eingeständnis des Zweifels dar. Zweifel jedoch war Ketzerei! »Wenn es um Gott geht, kann man nicht einfach mit ›Ja‹ oder

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