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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wie ein Ebenbürtiger vor ihm und dachte dankbar an Pater Domingo, als er sagte: »Gomen nasai, nihon go ga hanase-masen  – Tut mir leid, aber ich spreche kein Japanisch.«
    »Hai«, sagte Yabu, kein bißchen beeindruckt, um dann noch etwas hinzuzufügen, was Blackthorne nicht verstand.
    »Tsuyaku ga imasu ka?« fragte Blackthorne. »Habt Ihr einen Dolmetsch?«
    »Iyé, Anjin-san, gomen nasai.«
    Blackthorne atmete etwas erleichtert auf. Jetzt konnte er sich unmittelbar an jemand wenden. Sein Wortschatz war zwar noch gering, aber es war ein Anfang.
    Eeeee, hätte ich doch bloß einen Dolmetsch, dachte Yabu fieberhaft, bei Buddha! Ich wüßte brennend gern, was passiert ist, als Ihr mit Toranaga zusammentraft, Anjin-san, was für Fragen er Euch stellte, wie Eure Antworten lauteten, was Ihr ihm über das Dorf und die Musketen und die Ladung und das Schiff und die Galeere und über Rodrigues gesagt habt. Alles, was gesprochen wurde, wüßte ich gern, und wo Ihr gesteckt habt, und warum Ihr jetzt hier seid. Dann wüßte ich, was ich ihm heute zu sagen hätte. So aber tappe ich im dunkeln. Warum hat Toranaga dich sofort nach unserer Ankunft empfangen und nicht mich? Warum kein Wort und kein Befehl von ihm, seit wir ankamen – bis auf heute? Nichts weiter als die üblichen höflichen Grüße? Warum hat er ausgerechnet heute nach mir geschickt? Warum wurde unser Treffen zweimal verschoben? Ist der Grund dafür in irgend etwas zu suchen, was du gesagt hast? Oder Hiro-matsu? Oder handelt es sich nur um eine ganz normale Verschiebung, weil Toranaga zuviel zu tun hat?
    Warum hast du ausgerechnet heute nach mir schicken lassen, Toranaga? Welcher gute Kami hat mich hierhergebracht, um das Leben des Anjin-san zu retten – und um mich dann zu quälen, wo ich ja doch nicht direkt mit ihm reden kann? Warum hast du ihn ins Gefängnis werfen lassen, wo er ohne Zweifel zugrunde gegangen wäre? Warum wollte Ishido, daß er aus dem Gefängnis befreit werde? Warum haben die Banditen versucht, sich seiner zu bemächtigen? Und warum lebt der Anjin-san überhaupt noch? Dieser Bandit hätte ihm doch mit Leichtigkeit den Garaus machen können!
    Yabu bemerkte die tief eingegrabenen Runen, die noch nicht in Blackthornes Gesicht gewesen waren, als er ihn kennengelernt. Er sieht ausgehungert aus, dachte Yabu. Er ist wie ein wilder Hund. Aber nicht irgendeiner aus dem Rudel, der Leithund des Rudels, neh? O ja, Pilot, ich würde tausend Koku für einen vertrauenswürdigen Dolmetsch geben.
    Ich werde dein Herr sein. Du wirst Schiffe für mich bauen und meine Männer ausbilden. Irgendwie muß ich Toranaga dazu bringen, daß er dich mir überläßt. »Guter Hund!« sagte Yabu laut zu Blackthorne und setzte ein Lächeln auf. »Du brauchst nichts weiter als eine feste Hand, ein paar Knochen und ab und zu eine Tracht Prügel! Zunächst einmal werde ich dich Herrn Toranaga übergeben – nachdem du gebadet worden bist. Ihr stinkt, Herr Pilot!«
    Blackthorne verstand die Wörter zwar nicht, spürte jedoch eine gewisse Freundlichkeit darin und sah Yabus Lächeln. Er erwiderte es. » Wakarimasen – ich verstehe nicht.«
    »Hai, Anjin-san.«
    Der Daimyo wandte sich ab und sah hinter den Banditen her. Er legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief etwas. Augenblicklich kehrten alle Braunen zu ihm zurück. Der Anführer der Grauen stand mitten auf dem Weg und blies seinerseits die Jagd ab. Keiner von den Banditen wurde gefangen.
    Als der Hauptmann der Grauen zu Yabu trat, wurde viel hin und her geredet, auf die Stadt und die Burg gezeigt; offensichtlich herrschte zwischen beiden alles andere als Eintracht.
    Zuletzt setzte Yabu sich durch. Er hatte die Hand am Schwert und gab Blackthorne zu verstehen, er solle in die Sänfte steigen.
    »Iyé«, befahl der Hauptmann.
    Die beiden Männer gingen in Kampfposition, und Graue wie Braune traten unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Anjin-san desu shujin Toranaga-sama …«
    Blackthorne verstand hier ein Wort und dort eines. In stockendem Japanisch, wohlwissend, daß er fehlerhaft und kindisch sprach, gleichwohl jedoch hoffend, daß sie ihn verstünden, sagte er: »Ich Freund. Kein Gefangener. Bitte, verstehen! Freund. Verzeihung, Freund will Bad, verstehen? Müde, hungrig, Bad.« Er zeigte auf den Bergfried der Burg. »Dorthin gehen. Jetzt, bitte. Herr Toranaga eins, Herr Ishido zwei. Gehen jetzt!« Und wie ein Herrscher bestieg er die Sänfte, ließ sich in die Kissen sinken und die Füße weit

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