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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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immer, wies jedoch, ehe ich überhaupt die Gelegenheit hatte, sie zu fragen, ausdrücklich darauf hin: Selbstverständlich sind die Belange des Reiches etwas sehr Geheimes, Pater, und einige Dinge müssen nach alter Sitte sehr geheim bleiben. Es ist hier genauso wie in Portugal oder innerhalb der Gesellschaft Jesu.«
    »Ihr seid doch aber ihr Beichtvater!«
    »Ja. Aber sie wird nichts sagen. Ganz offensichtlich ist sie vorgewarnt worden. Man hat ihr verboten, über das, was gesagt wurde, zu sprechen. Dazu kenne ich die Japaner zu gut! In dieser Beziehung ist Toranagas Einfluß größer als unserer.«
    »Ist ihr Glaube denn so schwach? Hat unsere Erziehung bei ihr so wenig gefruchtet? Eines Tages wird sie Nonne werden – vielleicht sogar die erste japanische Äbtissin!«
    »Gewiß. Trotzdem wird sie in dieser Angelegenheit nichts sagen.«
    »Die Kirche ist in Gefahr. Diese Sache ist wichtig, vielleicht sogar zu wichtig«, sagte dell'Aqua. »Das muß sie doch begreifen.«
    »Ich bitte Euch, ihren Glauben in dieser Sache nicht auf die Probe zu stellen! Wir würden nur den kürzeren ziehen.«
    »Ich werde über Maria nachdenken. Jawohl«, sagte dell'Aqua. Er ließ seine Augen zum Kaminfeuer hinüberwandern; die Bürde seines Amtes lastete auf ihm. Arme Maria! Dieser verfluchte Ketzer! Wie gehen wir dem allem aus dem Weg? Wie bringen wir es fertig, die Sache mit den Musketen für uns zu behalten? Wie konnten ein Pater Superior und ein Vizeprovinzial wie da Cunha, der so geschult und so erfahren war und sieben Jahre praktisches Wissen in Macao und Japan erwerben konnte – wie konnten sie nur einen solchen Fehler begehen! Ich kann es mir schon denken, sagte er sich. Es ist nur allzu leicht. Entweder man bekommt es plötzlich mit der Angst, oder man läßt sich vom Stolz verführen oder wird überheblich oder starr. Wer wäre das unter solchen Umständen nicht geworden? Die besondere Gunst zu genießen, vom Taikō zum Sonnenuntergang empfangen zu werden, vom Taikō, der kurz davor zu stehen schien, zum Glauben überzutreten. Und dann in der gleichen Nacht mit den Ausweisungsedikten des Taikō in der Hand aufzuwachen, die besagen, daß alle religiösen Orden angewiesen werden, innerhalb von zwanzig Tagen aus Japan zu verschwinden; daß alle japanischen Christen zu widerrufen hätten, weil sie sonst des Landes verwiesen oder zum Tode verurteilt würden.
    Von Verzweiflung getrieben hatte der Pater Superior den christlichen Daimyos von Kyushu – Onoshi, Misaki, Kiyama und Harima von Nagasaki und anderen – töricht geraten, sich zu erheben, um die Kirche zu retten, und dann in seiner Not um Conquistadores gebeten, die die Revolte unterstützen sollten.
    Die Scheite knisterten, und die Flammen tanzten auf dem Eisenrost. Gewiß, es stimmt alles, dachte dell'Aqua. Wenn ich bloß eine Ahnung gehabt hätte – wenn da Cunha mich zuvor nur um Rat gefragt hätte! Aber wie hätte er das tun sollen? Ein Brief nach Goa braucht sechs Monate; im übrigen hatte da Cunha sofort geschrieben. Und obwohl dell'Aqua sofort abgesegelt war, als Gesandter des Vizekönigs von Goa mit den in aller Eile beschafften Beglaubigungsschreiben ausgestattet, hatte es Monate gedauert, ehe er in Macao angekommen war, wo er erfahren mußte, daß da Cunha tot war und daß es ihm und den anderen Patres bei Todesstrafe verboten war, japanischen Boden zu betreten.
    Aber die Musketen waren bereits unterwegs gewesen.
    Dann, Wochen später, war die Nachricht eingetroffen, daß die Kirche in Japan doch nicht aufgelöst worden war, daß der Taikō seine neuen Gesetze nicht mit Gewalt durchsetzte. Es seien nur etwa fünfzig Kirchen niedergebrannt worden. Nur Takayama war vernichtet worden. Und dann war die Nachricht durchgesickert, daß der Taikō, obwohl die Ausweisungsedikte offiziell gültig blieben, jetzt bereit sei, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, vorausgesetzt, die Patres gingen bei ihren Bekehrungen diskreter vor als bisher und die Neubekehrten verhielten sich unauffälliger und bewiesen Wohlverhalten; der Gottesdienst würde nicht mehr spektakulär in aller Öffentlichkeit abgehalten, es käme zu keinen Demonstrationen mehr und es würden auch keine buddhistischen Tempel von Eiferern niedergebrannt.
    Dann, nachdem die Gefahr gebannt schien, war es dell'Aqua eingefallen, daß Wochen zuvor die Musketen unter dem Siegel des Paters Superior da Cunha ausgeladen worden waren und immer noch in den Lagerhäusern der Jesuiten in Nagasaki warteten.
    Wochen

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