Shogun
außergewöhnlich. Er hätte Euch diesen Kimono nie geschenkt, wenn er nicht außerordentlich erfreut gewesen wäre.«
»Hat er nach dem Tsukku-san geschickt?«
»Ihr hättet ihn fragen sollen, Kapitän. Mir hat er es nicht gesagt. Und das war weise gehandelt, denn Frauen ermangelt es nun einmal in politischen Dingen an Einsicht.«
»Ah, so desu ka? Ich wünschte, unsere Frauen würden sich der gleichen Weisheit befleißigen.«
Mariko betätigte ihren Fächer.
Die Beine unter sich, kniete sie bequem da. »Euer Tanz war sehr schön, Anjin-san. Tanzen Eure Damen genauso?«
»Nein. Das war ein Männertanz – ein Matrosentanz.«
»Darf ich mir erlauben, eine Frage zu stellen, bevor ich Euch Eure Fragen, die Ihr sicher noch habt, beantworte?«
»Gewiß.«
»Wie ist die Dame, Eure Gattin?«
»Sie ist neunundzwanzig Jahre alt. Mit Euch verglichen ist sie groß. Nach unserem Maß bin ich einsfünfundachtzig, und sie mißt einszweiundsiebzig. Ihr hingegen seid schätzungsweise einsfünfzig. Also ist sie größer als Ihr und auch voller. Ihr Haar hat die Farbe von …«, er zeigte auf die makellos polierten Zedernholzbalken, »ungefähr so wie das Holz da. Blond mit einem Hauch von Rot. Ihre Augen sind blau – von einem viel intensiveren Blau als meine, blaugrün. Sie trägt ihr Haar meistens lang und offen.«
Mariko dolmetschte all das für die anderen, und alle saugten sie vernehmlich die Luft ein, sahen zu den Zedernholzbalken hinauf und dann wieder zu ihm hin; selbst die Samurai-Wachen lauschten sehr gespannt. Eine Frage kam von Rako. Dann fragte Asa etwas, und aller Interesse stieg merklich.
»Asa will wissen – was das Kopfkissen-miteinander-Teilen betrifft –, wie Ihr Eure Frauen im Vergleich zu den unseren findet.«
»Tut mir leid, aber ich verstehe nicht.«
»Oh, Verzeihung. Das Kopfkissen-miteinander-Teilen – so nennen wir die körperliche Vereinigung von Mann und Frau, neh?«
Blackthorne unterdrückte seine Verlegenheit und sagte: »Ich habe, nun ja, ich habe bisher nur eine Kopfkissenerfahrung hier gehabt – und das war, hm, in dem Dorf – und ich erinnere mich nicht mehr allzu lebhaft daran, denn ich war von der Reise so erschöpft, daß ich träumte und halb wach war. Aber ich glaube, hm, es war sehr zufriedenstellend.«
Mariko runzelte die Stirn. »Ihr habt seit Eurer Ankunft nur ein einziges Mal das Kopfkissen geteilt? Dann müßt Ihr ja völlig verkrampft sein, neh ? Jede von diesen Damen wäre entzückt, das Kopfkissen mit Euch zu teilen, Anjin-san. Alle, falls Ihr das wünscht.«
»Eh?«
»Selbstverständlich. Falls Ihr jedoch keine von ihnen wollt, so braucht Ihr Euch deshalb auch weiter keine Gedanken zu machen, sie wären gewiß nicht beleidigt. Sagt mir nur, was für eine Dame Ihr wünscht, und wir werden schon für alles Weitere sorgen.«
»Vielen Dank«, sagte Blackthorne, »aber jetzt nicht.«
»Seid Ihr auch ganz sicher? Bitte, verzeiht, aber Kiritsubo-san hat ausdrücklich angeordnet, daß Eure Gesundheit geschützt und gebessert werden solle. Wie könnt Ihr gesund werden, ohne das Kopfkissen zu teilen? Es ist doch sehr wichtig für einen Mann, neh?«
»Vielen Dank, aber ich bin … vielleicht später«, sagte Blackthorne, völlig vor den Kopf geschlagen darüber, wie unverblümt und ohne jedes Feingefühl sie diesen Vorschlag machte.
»Es wäre ihnen eine Ehre, Euch gefällig zu sein, Anjin-san. Oh! Vielleicht – vielleicht wäre ein Knabe Euch lieber?«
»Eh?«
»Ein Knabe. Das ist ganz einfach, falls Ihr es wünscht.« Ihr Lächeln war ohne Arg, ihre Stimme ganz sachlich.
»Eh? Bietet Ihr mir allen Ernstes einen Knaben an?«
»Aber gewiß, Anjin-san. Was habt Ihr denn? Ich habe doch nichts weiter gesagt, als daß ich einen Knaben herschicken würde, falls Ihr einen wünschtet.«
»Ich wünsche es durchaus nicht!« Blackthorne spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. »Sehe ich etwa aus wie ein gottverfluchter Sodomit?«
Seine Worte sausten wie Peitschenhiebe hernieder. Alle starrten ihn völlig entgeistert an. Mariko verneigte sich bestürzt und behielt die Stirn auf dem Boden. »Bitte, verzeiht mir. Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen. Oh, ich habe Euch mit etwas verletzt, was nur freundlich gemeint war. Ich habe nie mit einem anderen – eh – Fremden gesprochen als mit den frommen Vätern, und deshalb habe ich keine Ahnung von Euren – eh – intimen Gepflogenheiten. Man hat mich in dieser Beziehung nie belehrt, Anjin-san –
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