Shogun
Schiff mein eigenes Essen essen, die Kanonen kampfbereit, meine Pistolen im Gürtel, und das Achterdeck schräg unter der Gewalt des Windes in den Segeln. »Würdet Ihr Herrn Toranaga bitte fragen, wann ich mein Schiff zurückbekommen kann?«
»Senhor?«
»Mein Schiff, Senhora. Bitte, fragt ihn, wann ich mein Schiff wiederbekommen kann. Und meine Mannschaft. Die ganze Ladung ist ausgeräumt worden – es waren zwanzigtausend Dukaten in der Schatztruhe. Ich bin überzeugt, er begreift, daß wir Kaufleute sind, und wenn wir auch seine Gastfreundschaft zu schätzen wissen, so würden wir doch noch lieber Handel treiben – mit den Waren, die wir mitgebracht haben – und uns dann wieder auf die Heimreise begeben. Es wird uns achtzehn Monate kosten, wieder nach Hause zu kommen.«
»Mein Gebieter sagt, Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Alles wird so bald wie möglich geschehen. Aber zunächst müßt Ihr gesund werden und wieder zu Kräften kommen. Ihr sollt heute abend abreisen.«
»Senhora?«
»Herr Toranaga hat gesagt, Ihr werdet heute bei Sonnenuntergang abreisen, Senhor. Habe ich es falsch gesagt?«
»Nein, nein, durchaus nicht, Mariko-san. Aber vor einer Stunde oder so habt Ihr mir gesagt, ich sollte in ein paar Tagen abreisen.«
»Ja, aber jetzt sagt er, Ihr reist heute abend.« Sie dolmetschte all dies für Toranaga, der abermals etwas dazu sagte.
»Mein Gebieter sagt, es sei besser und bequemer, wenn Ihr heute noch reist. Er schickt die Dame Kiritsubo nach Yedo, damit sie alles für seine Rückkehr vorbereitet. Ihr werdet sie begleiten.«
»Bitte, dankt ihm in meinem Namen. Und – dürfte ich bitte fragen, ob meine Mannschaft …« Er sprach nicht weiter, als er Toranaga den Blick abwenden sah. Ein junger Samurai kam hereingeeilt, verneigte sich vor Toranaga und wartete. Toranaga sagte: »Nan jah ?«
Blackthorne verstand nichts von dem, was gesagt wurde, höchstens, daß er meinte, Pater Alvitos Namen Tsukku-san herauszuhören. Er bemerkte, wie Toranaga zu ihm hinblickte, und ihm entging nicht, daß sich ein flüchtiges Lächeln auf seine Lippen stahl, und so fragte er sich, ob Toranaga wohl wegen dem, was er ihm berichtet, nach dem Priester geschickt hatte. Hoffentlich, dachte er, und hoffentlich sitzt Alvito bis zur Nase in der Tinte. Ob er das wohl tut? Blackthorne beschloß, Toranaga nicht danach zu fragen, wiewohl er sehr versucht war, es zu tun.
»Kare ni matsu yoni «, sagte Toranaga barsch.
» Gyoi .« Der Samurai verneigte sich und eilte davon. Toranaga wandte sich wieder Blackthorne zu. »Nan jah , Anjin-san?«
»Ihr sagtet gerade, Anjin-san?« dolmetschte Mariko. »Von Eurer Mannschaft?«
»Ja. Ob Toranaga-sama sie wohl gleichfalls unter seinen besonderen Schutz nehmen könnte? Und dafür sorgen, daß es ihnen an nichts mangelt? Werden sie auch nach Yedo geschickt werden?«
Sie fragte ihn, und Toranaga steckte seine Schwerter in den Gürtel seines kurzen Kimonos. »Mein Gebieter sagt, selbstverständlich, das Entsprechende ist bereits angeordnet worden. Ihr braucht Euch ihretwegen keine Gedanken zu machen. Und um Euer Schiff auch nicht. Es sei bereits in Yedo.«
Toranaga erhob sich und marschierte hinaus. Kiri und seine Leibwache folgten ihm.
»Anjin-san?« Rako reichte ihm eine Schale Saké.
Er dankte ihr und trank sie aus, woraufhin sie sie augenblicklich wieder füllte. Dann nahm er die Schale und reichte sie gutmütig Mariko dar. »Ich weiß zwar nicht, ob Höflichkeit und Sitte das erlauben, aber möchtet Ihr vielleicht etwas Saké? Ist das gestattet? Oder muß ich mir die Stirn auf dem Boden blutig schlagen?«
Sie lachte. »O ja, das entspricht durchaus der Höflichkeit, und bitte, verletzt Euch nicht die Stirn. Es ist nicht nötig, daß Ihr Euch mir gegenüber entschuldigt, Kapitän! Ein Mann entschuldigt sich einer Frau gegenüber nie. Was immer er tut, es ist richtig. Zumindest glauben wir Damen das.« Sie erklärte den anderen, was sie gesagt hatte, und diese nickten sehr ernst, wiewohl in ihren Augen der Schalk tanzte. »Ihr konntet es ja nicht wissen, Anjin-san«, fuhr Mariko fort, nippte dann ein ganz klein wenig an dem Saké und reichte ihm die Schale zurück. »Vielen Dank, aber nein, ich möchte keinen Saké mehr. Saké steigt mir gleich in den Kopf und geht mir in die Knie. Aber Ihr lernt rasch – es muß sehr schwer für Euch sein. Macht Euch keine Sorgen, Anjin-san. Herr Toranaga hat mir anvertraut, er finde Eure Auffassungsgabe ganz
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