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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zu.
    Unversehens setzten die Wachen feierliche Mienen auf und verneigten sich tief. Toranaga, Mariko und Kiri und die unvermeidlichen Samurai-Wachen neben sich, stand auf der Schwelle. Alle Mädchen wandten sich der Tür zu, die Hände flach auf dem Boden, den Kopf geneigt, aber das Lachen wich nicht von ihren Gesichtern, und irgendwelche Angst schienen sie auch nicht zu haben. Auch Blackthorne verneigte sich höflich, wenngleich nicht ganz so tief wie die Frauen.
    »Ohayo, Toranaga-sama«, sagte Blackthorne.
    »Ohayo, Anjin-san«, erwiderte Toranaga, um dann eine Frage zu stellen.
    »Mein Gebieter fragt, was Ihr getan habt, Senhor?« dolmetschte Mariko.
    »Es war nur ein kleiner Tanz, Mariko-san«, erklärte Blackthorne und kam sich ein wenig albern vor. »Man nennt das eine Hornpipe. Wir tanzen sie zu Seemannsshantys. Ich bin nur glücklich – vielleicht hat der Saké das gemacht. Es tut mir leid. Ich hoffe, ich habe Toranaga-sama nicht gestört.«
    »Mein Gebieter sagt, er würde den Tanz gern sehen und das Lied hören.«
    Gleichzeitig ließ Toranaga sich mit untergeschlagenen Beinen nieder, sein kleiner Hofstaat verteilte sich über den Raum, und alle blickten Blackthorne erwartungsvoll an.
    Da hast du es, du Narr, sagte Blackthorne sich. Das kommt davon, wenn du dich gehenläßt. Jetzt mußt du vortanzen und vorsingen, dabei weißt du, daß du nicht bei Stimme bist und daß du sehr unbeholfen tanzt.
    Dennoch zog er den Kimono fest um sich und fing schwungvoll an: drehte sich und ließ die Beine vorschnellen, hüpfte und sprang und ließ seine Stimme laut erschallen.
    »Mein Gebieter sagt, so etwas habe er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    »Arigato gozaimashita!« sagte Blackthorne und schwitzte, teilweise vor Anstrengung, teilweise aber auch vor Verlegenheit.
    Dann legte Toranaga seine Schwerter beiseite, raffte den Kimono hoch, stopfte ihn sich in den Gürtel und stellte sich neben ihn. »Herr Toranaga wünscht, Euren Tanz zu tanzen«, sagte Mariko. »Bitte, Ihr möchtet es ihm beibringen, sagt er.«
    Und so fing Blackthorne an. Er führte die Grundschritte vor und wiederholte sie ein paarmal. Toranaga lernte sie rasch, und Blackthorne war nicht schlecht beeindruckt von der Beweglichkeit des dickbäuchigen Mannes mit dem ausladenden Hinterteil.
    Dann begann Blackthorne zu singen, und Toranaga fiel unter den aufmunternden Zurufen der Zuschauer zunächst versuchsweise ein. Dann streifte Toranaga seinen Kimono ab, kreuzte die Arme vor der Brust und begann mit Begeisterung neben Blackthorne zu tanzen, der gleichfalls seinen Kimono fortwarf, lauter sang und schneller wurde. Schließlich vollführte Blackthorne eine Art von Freudensprung, strampelte in der Luft mit den Beinen, kam wieder auf die Füße und blieb still stehen. Er klatschte, verneigte sich vor Toranaga, und alle um sie herum klatschten für ihren Gebieter in die Hände, der sehr glücklich schien. Toranaga nahm mitten im Raum Platz; sein Atem ging heftig. Sofort sprang Rako hinzu und fächelte ihm Kühlung zu, und die anderen liefen, seinen Kimono herbeizubringen. Aber Toranaga nötigte Blackthorne seinen eigenen Kimono auf und zog statt dessen seinen schlichten an.
    Mariko erklärte: »Mein Gebieter sagt, es würde ihm Freude machen, wenn Ihr dies Geschenk annähmet«, um dann noch hinzuzufügen: »Hier in Japan gilt es als eine ganz große Ehre, auch nur einen alten, abgetragenen Kimono von seinem Lehnsherrn zu empfangen.«
    »Arigato gozaimashita, Toranaga-sama.« Blackthorne verneigte sich ganz besonders tief und sagte dann zu Mariko: »Jawohl, ich verstehe durchaus, welche Ehre er mir damit erweist, Mariko-sama. Bitte, dankt Herrn Toranaga mit den formal korrekten Worten, die ich leider noch nicht kenne, und sagt ihm, ich würde ihn in Ehren halten; noch höher aber schätzte ich die Ehre, die er mir erwiesen, indem er meinen Tanz mit mir tanzte.«
    Voller Hochachtung halfen Kiri und die Mädchen Blackthorne in den Kimono ihres Herrn und zeigten ihm, wie man die Schärpe zum Knoten schlang. Der Kimono war aus brauner Seide und trug die fünf scharlachroten Zeichen; die Schärpe bestand aus weißer Seide.
    »Herr Toranaga sagt, er hat den Tanz genossen. Eines Tages wird er Euch vielleicht einen von unseren Tänzen zeigen. Er möchte, daß Ihr so schnell wie möglich Japanisch lernt.«
    »Das möchte ich auch.« Aber noch lieber, dachte Blackthorne, würde ich meine eigenen Kleider tragen, in meiner eigenen Kammer auf meinem eigenen

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