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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Pistole?«
    »Nein«, sagte van Nekk und kratzte sich wie abwesend den verlausten Kopf. »Haben uns alle Kleidung weggenommen, um sie zu waschen. Die Waffen haben sie behalten. Damals hab' ich mir nichts weiter dabei gedacht. Und sie haben mir nicht nur meine Pistole abgenommen, sondern auch meine Schlüssel. Trug alle Schlüssel an einem Bund. Den für den Tresorraum, den Geldschrank und die Pulverkammer.«
    »An Bord ist alles abgeschlossen. Keine Ursache, sich Sorgen zu machen.«
    »Gefällt mir aber nicht, meine Schlüssel nicht bei mir zu haben. Macht mich nervös. Verflucht will ich sein, wenn ich nicht auf der Stelle einen Brandy gut gebrauchen könnte! Und wenn's nur 'ne Flasche Bier wäre!«
    »Himmelherrgott! Der ›Samrei‹ hat ihn in Stücke gehackt, nicht wahr?« sagte Sonk zu niemand im besonderen.
    »Um der Liebe Gottes willen, halt den Mund. ›Samurai‹ heißt es. Du kannst einen schon zur Verzweiflung bringen!« sagte Ginsel.
    »Ich hoffe nur, dieser Schweinehund von Priester kommt nicht hierher«, sagte Vinck.
    »Wir alle ruhen in Gottes Hand.« Van Nekk versuchte immer noch, zuversichtlich zu klingen. »Wenn der Daimyo kommt, wird man uns freilassen. Werden unser Schiff und unsere Kanonen wieder zurückbekommen. Werdet's schon sehen. Werden alle unsere Waren verkaufen und als reiche Leute sicher nach Holland zurückkehren. Die Katholiken werden zur Hölle fahren, und damit hat sich's!«
    »Nichts hat sich«, erklärte Vinck. »Papisten jagen mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich kann nichts dagegen machen. Das und der Gedanke an die Conquistadores. Meint Ihr, die kommen in großer Zahl hierher, Pilot?«
    »Ich weiß es nicht, glaube aber, ja. Ich wünschte, unser ganzes Geschwader wäre hier.«
    »Die armen Kerle!« sagte Vinck. »Wir zumindest sind mit dem Leben davongekommen!«
    Maetsukker meinte: »Vielleicht sind sie längst wieder daheim. Vielleicht haben sie in der Magellanstraße kehrtgemacht, als der Sturm uns auseinanderriß.«
    »Hoffen wir, daß du recht hast«, sagte Blackthorne.
    »Ich glaube aber, daß sie mit Mann und Maus untergegangen sind.«
    Ginsel erschauerte. »Wir sind jedenfalls am Leben.«
    »Wo hier die Papisten sind und diese Heiden mit ihrem aufbrausenden Wesen, würd' ich nicht den Schlitz von 'ner alten Hure für unser Leben geben!«
    »Verflucht sei der Tag, an dem ich Holland verlassen habe«, sagte Pieterzoon. »Verflucht aller Grog! Wär' ich nicht betrunkener gewesen als die Schlampe eines Fiedelbogenstreichers, würd' ich heute noch auf beiden Beinen in Amsterdam stehen und bei meiner Alten sein.«
    »Verfluch, was du willst, Pieterzoon, aber verfluch den Schnaps nicht! Er ist das Lebenselixier.«
    »Ich sag', wir sitzen bis zum Hals drin, und das Wasser steigt und steigt!« Vinck rollte mit seinen Augen. »Und zwar sehr schnell.«
    »Ich hab' nie daran geglaubt, daß wir jemals noch Land erreichen würden«, erklärte Maetsukker. Er sah aus wie ein Frettchen, nur daß er keine Zähne mehr hatte. »Niemals. Und am allerwenigsten die japanischen Inseln. Diese lausigen, stinkenden Papisten! Wir werden nie lebendig von hier wegkommen. Ich wünschte, wir hätten ein paar Kanonen. Was für eine gotterbärmliche Landung! Ich will damit gar nichts sagen, Pilot«, fügte er noch rasch hinzu, als Blackthorne ihn ansah. »Haben eben Pech gehabt, das ist alles.«
    Später brachten Diener ihnen wieder etwas zu essen: Gemüse – in gekochtem und rohem Zustand – mit ein bißchen Essig darüber, Fischsuppe und Weizen- oder Gerstengrütze. Alle verschmähten sie die kleinen Stücke rohen Fischs und baten um Fleisch und Schnaps. Doch man verstand sie nicht. Gegen Sonnenuntergang verabschiedete Blackthorne sich von ihnen. Er war ihrer Ängste und ihres Hasses und ihrer Flüche überdrüssig. Nach Sonnenaufgang werde er wiederkommen, sagte er ihnen.
    In den Läden auf den kleinen Straßen herrschte geschäftiges Treiben. Er fand seine Gasse und das Tor seines Hauses. Die Blutflecken auf der Erde waren fortgefegt worden, der Leichnam war verschwunden. Fast ist es, als ob ich alles nur geträumt hätte, dachte er. Die Gartenpforte öffnete sich, ehe er die Hand darauf hätte legen können.
    Der alte Gärtner, der trotz des empfindlichen kalten Windes immer noch nichts weiter trug als sein Lendentuch, strahlte und verneigte sich. »Konbanwa!«
    »Hallo«, sagte Blackthorne, ohne weiter darüber nachzudenken. Er stieg die Stufen hinauf, blieb stehen, dachte an seine

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