Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Schmerzen, sondern aus Angst; der Junge Croocq war nahe am Zusammenbrechen, und Jan Roper sagte: »Was gibt's zu lächeln, Pilot?«
    »Fahr doch zur Hölle …«
    »Bei allem Respekt, Pilot«, sagte van Nekk vorsichtig und sprach aus, was sie alle am meisten beschäftigte, »es war höchst unklug, den Priester vor den Augen dieses verdammten gelben Bastards anzugreifen!«
    Sie alle stimmten, wenn auch mit größter Vorsicht, zu.
    »Wenn Ihr das nicht getan hättet – ich glaube nicht, daß wir dann in diesem Drecksloch säßen.«
    Er wartete auf eine Antwort, doch Blackthorne gab keine, sondern wandte sich wieder der Falltür zu. Es war, als ob nichts gesagt worden wäre. Das allgemeine Unbehagen wuchs.
    Paulus Spillbergen richtete sich unter Mühen auf einen Ellbogen auf. »Wovon redet ihr, Baccus?«
    Van Nekk ging zu ihm hinüber und erklärte die Sache mit dem Priester und dem Kreuz und was geschehen war und warum sie hier wären und daß seine Augen ihn heute mehr schmerzten als sonst.
    »Ja, das war gefährlich, Pilot«, sagte Spillbergen. »Ja, ich würde sagen, grundverkehrt. Jetzt werden die Jesuiten uns nicht mehr in Ruhe lassen.«
    »Ihr hättet ihm den Hals brechen sollen, Pilot. Die Jesuiten werden uns sowieso nicht in Ruhe lassen«, sagte Jan Roper. »Sie sind dreckige Läuse, und wenn wir hier in diesem stinkenden Loch sind, so ist das eine Strafe Gottes.«
    »Das ist Unsinn, Roper«, sagte Spillbergen. »Wir sind hier, weil …«
    »Es ist die Strafe Gottes. Wir hätten in Santa Magdellana alle Kirchen niederbrennen sollen – nicht bloß zwei!«
    Kraftlos schlug Spillbergen nach einer Fliege. »Die spanischen Truppen waren dabei, sich wieder zu sammeln, und wir standen einer fünfzehnfachen Übermacht gegenüber. Gebt mir etwas Wasser! Wir haben die Stadt geplündert und unsere Beute geholt. Wären wir geblieben, wir würden alle umgekommen sein. Um der Liebe Gottes willen, gebt mir Wasser, irgendwer. Wir wären alle umgebracht worden …«
    »Was spielt das für eine Rolle, wenn man Gottes Willen tut? Wir haben ihn enttäuscht.«
    »Vielleicht sind wir hier, um Gottes Willen zu tun«, sagte van Nekk beschwichtigend, denn Roper war ein guter, aber fanatischer Mann, ein gerissener Kaufmann und der Sohn seines Kompagnons. »Vielleicht können wir den Eingeborenen hier klarmachen, wie falsch die Wege dieser Papisten sind. Vielleicht könnten wir sie zum wahren Glauben bekehren.«
    »Richtig«, sagte Spillbergen. Er fühlte sich immer noch schwach, doch die Kraft kehrte allmählich in seinen Körper zurück. »Ich glaube, Ihr hättet Baccus erst um Rat fragen sollen, Pilot. Schließlich ist er der oberste der Kaufleute. Er versteht sich trefflich darauf, mit Eingeborenen zu reden. Reicht mir Wasser, hab' ich gesagt.«
    »Wir haben kein Wasser, Paulus.« Van Nekks Stimme verdüsterte sich noch mehr. »Sie haben uns weder Essen noch Wasser gegeben. Wir haben nicht mal ein Gefäß, um reinzupissen.«
    »Nun, dann bittet um eines. Um das Wasser. Gott im Himmel, ich habe Durst. Bittet um Wasser! Du da!«
    Vinck blickte zu Blackthorne hinüber, doch Blackthorne blickte nur völlig selbstvergessen zur Falltür hinauf; daher stellte Vinck sich unter die Öffnung und rief: »He! Ihr da oben! Gebt uns, Gott verdammt nochmal, Wasser. Wir brauchen zu essen und Wasser!«
    Keine Antwort. Er rief noch einmal. Keine Antwort. Daraufhin fingen die anderen an, nacheinander zu rufen – bis auf Blackthorne. Bald drückte sich ihre Panik und der Abscheu vor dem Eingepferchtsein in ihren Stimmen aus, sie heulten wie die Wölfe.
    Die Falltür ging auf. Omi-san blickte herab. Neben ihm stand Mura. Und der Priester.
    »Wasser! Und was zu essen! Bei Gott, laßt uns hier raus.« Bald schrien sie alle wieder durcheinander.
    Omi gab Mura ein Zeichen, der nickte und ging. Gleich darauf kehrte Mura mit einem anderen Fischer zurück – zwischen sich trugen sie ein großes Faß. Den Inhalt, verwesende Fischreste und Seewasser, leerten sie auf die Köpfe der Gefangenen.
    Die Männer im Keller stoben auseinander und versuchten zu entkommen, aber allen gelang das nicht. Spillbergen schluckte und prustete. Er wäre fast ertrunken und würgte. Einige der Männer rutschten aus, andere trampelten über sie hinweg. Blackthorne hatte sich nicht aus seiner Ecke herausbewegt. Er stand nur da und starrte zu Omi hinauf. Er haßte ihn.
    Dann fing Omi an zu reden. Betretenes Schweigen herrschte, das nur unterbrochen wurde durch das Husten und

Weitere Kostenlose Bücher