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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Würgen von Spillbergen. Als Omi geendet hatte, trat der Priester nervös an die Öffnung.
    »Also lauten Kasigi Omis Befehle: Ihr fangt jetzt an, euch zu benehmen wie anständige Menschen. Ihr werdet keinen Krach mehr machen. Ansonsten werden das nächstemal fünf Fässer in den Keller geschüttet. Dann zehn, danach zwanzig. Man wird euch zweimal täglich zu essen und Wasser bringen. Sobald ihr gelernt habt, euch zu benehmen, wird man euch erlauben, in die Welt der Menschen heraufzukommen. Der Herr Yabu war so gnädig, euch allen das Leben zu schenken, vorausgesetzt, ihr dient ihm ergeben. Allen bis auf einem. Einer von euch muß sterben. Sobald es Abend wird. Ihr habt selbst zu wählen, wer es sein soll. Ihr allerdings« – damit wies er auf Blackthorne – »Ihr dürft nicht derjenige sein, der ausgewählt wird.«
    Omi lugte hinunter in die Grube. Er konnte Blackthornes Augen sehen und erkannte den Haß darin. Es wird viel dazu gehören, den Geist dieses Mannes zu brechen, dachte er. Gleichviel. Wir haben Zeit.
    Die Falltür klappte zu.

3. Kapitel
    Yabu aalte sich im heißen Bad; er war zufriedener und zuversichtlicher als je zuvor in seinem Leben. Das Schiff hatte seinen ganzen Reichtum enthüllt, und dieser Reichtum verlieh ihm eine Macht, auf die er nicht im Traum zu hoffen gewagt hätte.
    »Ich will, daß morgen alles an Land gebracht wird«, hatte er gesagt. »Packt die Musketen wieder in die Kisten. Versteckt alles unter Netzen und Sackleinen.« Fünfhundert Musketen, dachte er frohlockend. Und mehr Pulver und Kugeln, als Toranaga in seinen gesamten acht Provinzen hat. Zwanzig Kanonen, fünftausend Kanonenkugeln und eine Fülle von Geschossen. Fünf Pfeile pro Kiste, alle von bester europäischer Qualität. »Mura, du stellst die Träger. Igurashi-san, ich will, daß all diese Waffen samt den Kanonen in meine Burg nach Mishima gebracht werden, und zwar heimlich.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.« Sie hatten im Hauptladeraum des Schiffes gestanden, und jeder hatte ihn offenen Mundes angestarrt: Igurashi, ein großer, geschmeidiger Mann, der nur ein Auge hatte, sein Hauptvasall – Zukimoto, sein Quartiermeister, zusammen mit zehn schweißüberströmten Leuten aus dem Dorf, die unter Muras Aufsicht die Kisten geöffnet hatten – und seine aus fünf Samurai bestehende Leibgarde. Er wußte, daß sie nicht begriffen, weshalb er so über die Maßen glücklich war.
    Als die Portugiesen 1542 nach Japan gekommen waren, hatten sie Musketen und Schießpulver mitgebracht. Innerhalb von achtzehn Monaten stellten die Japaner beides selbst her. Die Qualität der japanischen Feuerwaffen war zwar bei weitem nicht so gut wie die der europäischen, aber das spielte keine Rolle, denn Gewehre galten nur als modische Spielerei und wurden lange Zeit hindurch nur zur Jagd benutzt. Weit wichtiger jedoch war es, daß die japanische Kriegführung fast so etwas wie ein Ritual war: Man kämpfte in Einzelkämpfen Mann gegen Mann, wobei das Schwert die ehrenvollste Waffe war. Die Benutzung von Feuerwaffen galt als feige und unehrenhaft und verstieß gegen den Samurai-Kodex, das Bushido oder den ›Weg des Kriegers‹. Dieser Kodex verpflichtete die Samurai, ehrenhaft zu kämpfen, zu leben und zu sterben; dem Lehnsherrn bedingungslos die Treue zu halten; den Tod nicht zu fürchten – ja, ihn im Dienst des Lehnsherrn zu suchen; und stolz auf den eigenen Namen zu sein und ihn nicht zu besudeln.
    Jahrelang hatte Yabu insgeheim einer Theorie nachgehangen. Endlich, dachte er jetzt, kannst du sie verwirklichen: fünfhundert Samurai, mit Musketen bewaffnet, jedoch als eine Einheit ausgebildet, als Vorausabteilung deiner zwölfhundert konventionellen Krieger, unterstützt von zwanzig Kanonen, die auf ganz bestimmte Weise von besonders gedrillten Leuten bedient wurden, die gleichfalls als eine Einheit ausgebildet waren. Eine neue Kunst der Kriegführung in einem neuen Zeitalter.
    Und was ist mit dem Bushido? hatten die Geister seiner Ahnen ihn stets gefragt. Ja, was ist mit dem Bushido? hatte seine Gegenfrage immer gelautet.
    Sie hatten nie eine Antwort darauf gegeben.
    Niemals, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen, hatte er geglaubt, jemals über fünfhundert Feuerwaffen verfügen zu können. Doch jetzt hatte er sie. Aber für welche Seite? Toranagas oder Ishidos? Oder sollte er abwarten – und vielleicht selbst als der große Gewinner aus allem hervorgehen?
    »Igurashi-san. Ihr werdet bei Nacht reisen und strikte Sicherheitsvorkehrungen

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