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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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treffen.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Diese Sache muß geheim bleiben, Mura, sonst wird das Dorf vernichtet.«
    »Es wird nichts durchsickern, Euer Gnaden. Für mein Dorf kann ich geradestehen, nicht jedoch für die Reise oder für andere Dörfer. Von uns wird jedenfalls niemand ein Sterbenswort erfahren.«
    Als nächstes war Yabu in den Tresorraum gekommen. Er enthielt Piratenbeute; Silber und Gold, Becher, Leuchter und kunstvoll gearbeitete Gerätschaften. Eine Truhe enthielt Frauenkleider, reich mit Goldfäden bestickt und mit Edelsteinen besetzt.
    »Das Silber und das Gold werde ich schmelzen und in die Schatzkammer bringen«, hatte Zukimoto gesagt. Zukimoto war ein adretter, pedantischer Mann in den Vierzigern, der nicht dem Samurai-Stand angehörte. Vor vielen Jahren war er buddhistischer Mönchs-Krieger gewesen, doch der Taikō hatte sein Kloster während eines Feldzugs gegen gewisse militante buddhistische Ritterorden und -sekten, die seine absolute Oberherrschaft nicht hatten anerkennen wollen, dem Erdboden gleichgemacht. Durch Bestechung war Zukimoto einem so frühen Tod entkommen, war Trödler geworden und hatte schließlich einen bescheidenen Reishandel aufgemacht. Vor nunmehr zehn Jahren war er in Yabus Verwaltung eingetreten, wo er jetzt unentbehrlich war. »Was die Kleider betrifft, so sind die Goldfäden vielleicht von einigem Wert. Mit Eurer Erlaubnis werde ich sie packen und nach Nagasaki schicken lassen.« Der Hafen Nagasaki an der Südküste der Südinsel Kyushu war der den Portugiesen zugewiesene Lager- und Handelsplatz. »Vielleicht zahlen die Barbaren gut für diesen Plunder.«
    »Gut. Und wie steht es mit den Ballen im anderen Laderaum?«
    »Sie enthalten alle schwere Tuche. Für uns sind sie völlig wertlos, Euer Gnaden.« Zukimoto hatte die Schatztruhe aufgemacht. Sie enthielt zwanzigtausend geprägte Silberstücke. Spanische Dublonen von der besten Qualität.
    Yabu räkelte sich in seinem Bade. Mit einem kleinen weißen Handtuch wischte er sich den Schweiß von Stirn und Hals und ließ sich noch tiefer in das Wasser hineingleiten. Wenn dir vor drei Tagen, sagte er sich, ein Wahrsager geweissagt hätte, daß all dies geschehen würde – du hättest ihm befohlen, seine eigene Zunge zu fressen, weil er dir derart unglaubliche Lügen auftischte.
    Vor drei Tagen war er in Yedo gewesen, Toranagas Hauptstadt. Omis Nachricht war im Morgengrauen eingetroffen.
    Kein Zweifel: Das Schiff mußte sofort untersucht werden. Doch Toranaga weilte wegen der Auseinandersetzung mit Herrn Ishido noch in Osaka. Und für die Dauer seiner Abwesenheit hatte er Yabu sowie sämtliche ihm freundlich gesonnenen Daimyos aus der Umgebung eingeladen, seine Rückkehr in seinem Schloß abzuwarten. Einer derartigen Aufforderung konnte man sich nicht entziehen, ohne die schlimmsten Folgen zu gewärtigen. Yabu wußte sehr wohl, daß er und die anderen unabhängigen Daimyos nichts weiter darstellten als ein zusätzliches Faustpfand für Toranagas Sicherheit. Im Grunde waren sie Geiseln, welche die sichere Rückkehr Toranagas aus der feindlichen Festung in Osaka gewährleisten sollten, wo das Treffen stattfand. Toranaga war Vorsitzender des Regentschaftsrates, den der Taikō noch auf seinem Sterbelager bestimmt hatte, damit er während der Minderjährigkeit seines inzwischen sieben Jahre alten Sohnes Yaemon das Reich regierte. Er bestand aus fünf Regenten, noch bedeutende Daimyos, doch echte Macht übten einzig Toranaga und Ishido aus.
    Yabu hatte sämtliche Gründe für seine Reise nach Anjiro reiflich überlegt. Dann hatte er nach seiner Gemahlin und seiner Lieblingsgattin geschickt. Eine Gattin war eine gesetzlich anerkannte Geliebte mit dem formalen Status einer Nebenfrau; ein Mann konnte sich so viele Gattinnen leisten, wie er wollte, aber nur eine einzige Gemahlin oder Ehefrau.
    »Mein Neffe Omi hat mir heimlich Nachricht zukommen lassen, daß in Anjiro ein Barbarenschiff gelandet ist.«
    »Eines von den Schwarzen Schiffen?« hatte seine Gemahlin aufgeregt gefragt. Das waren die gewaltigen, unglaublich reichen Handelsschiffe, die Jahr für Jahr mit den Monsunwinden zwischen Nagasaki und der portugiesischen Kolonie Macao hin- und herfuhren, die fast tausend Meilen südlich auf dem chinesischen Festland gelegen war.
    »Das nicht. Aber es könnte sehr wertvoll sein. Ich werde sofort hingehen. Ihr müßt sagen, ich sei erkrankt und dürfe unter gar keinen Umständen gestört werden. Binnen fünf Tagen bin ich wieder

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