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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wagen, Hand an Toranaga zu legen, bis sie sicher wieder in Osaka ist.«
    »Ich würde ihn umbringen. Ob die Dame Ochiba am Leben bleibt oder stirbt – was spielt das für eine Rolle? Der Erbe ist sicher in Osaka. Wenn Toranaga tot wäre, wäre die Nachfolge gesichert. Toranaga stellt die einzige echte Bedrohung des Erben dar, die einzige, der die Möglichkeit innewohnt, sich des Regentschaftsrats zu bedienen, die Macht des Taikō an sich zu reißen und den Knaben zu beseitigen.«
    »Bitte, verzeiht mir, Euer Gnaden, aber vielleicht gelingt es Herrn Ishido, die anderen drei Regenten mitzureißen und Toranaga seines Amtes zu entheben, und das wäre dann das Ende von Toranaga, neh?« sagte seine Nebengattin.
    »Gewiß, wenn Ishido könnte, würde er das tun, aber ich glaube nicht, daß er schon soweit ist – Toranaga übrigens auch nicht. Dafür hat der Taikō die fünf Regenten allzu klug ausgewählt. Sie verachten sich gegenseitig so sehr, daß es nahezu unmöglich ist, auch nur in einem einzigen Punkt zu einer Einigung zu gelangen.« Ehe ihnen die Macht übertragen worden war, hatten die fünf Daimyos dem sterbenden Taikō und seinem Sohn und dessen Nachkommen in aller Öffentlichkeit ewige Treue gelobt. Des weiteren hatten sie in aller Öffentlichkeit heilige Eide geschworen, im Rat nur durch einhellige Beschlüsse zu regieren, und gelobt, Yaemon das Reich an seinem fünfzehnten Geburtstag unangetastet zu übergeben. »Herrschaft aufgrund einhelliger Beschlüsse bedeutet, daß im Grunde nichts geändert werden kann, bis Yaemon sein Erbe antritt.«
    »Aber eines Tages, Euer Gnaden, werden vier Regenten sich gegen einen zusammentun – neh? Diese vier werden die Befehle des Taikō eben so weit zurechtbiegen, daß es zum Krieg kommt, neh?«
    »Gewiß. Aber das wird nur ein kleiner Krieg sein, und der eine wird zermalmt und seine Lehen unter den anderen aufgeteilt werden, die dann einen fünften Regenten werden ernennen müssen; und wenn die Zeit gekommen ist, werden wieder vier gegen einen stehen – genauso, wie der Taikō es vorausgeplant hat. Ich bin mir nur nicht im klaren darüber, wer es diesmal sein wird – Ishido oder Toranaga.«
    »Toranaga wird derjenige sein, der auf sich allein gestellt dastehen wird. Die anderen fürchten ihn zu sehr, denn sie wissen alle, daß er insgeheim wünscht, Shōgun zu werden, und wenn er noch so sehr das Gegenteil beteuert.«
    Shōgun war der höchste Rang, zu dem ein Sterblicher in Japan sich aufschwingen konnte. Er war der oberste Militärdiktator. Nur ein Daimyo konnte jeweils diesen Titel führen. Und einzig und allein Seine Kaiserliche Hoheit, der regierende Kaiser, der Göttliche Sohn des Himmels, der mit den Mitgliedern der kaiserlichen Familie in der Abgeschiedenheit des Schlosses von Kyoto lebte, konnte den Titel verleihen.
    Mit dem Titel Shōgun war uneingeschränkte Macht verbunden: Der Shōgun regierte im Namen des Kaisers. Alle Macht ging vom Kaiser aus, weil er unmittelbar von den Göttern abstammte. Jeder Daimyo, der sich gegen den Shōgun stellte, stand in offener Rebellion gegen den Thron, galt als Ausgestoßener und ging seiner Lehen verlustig.
    Der regierende Kaiser wurde als göttlich verehrt, weil er in ungebrochener Linie von der Sonnengöttin Amaterásu Omikami abstammte, eines der Kinder des Götterpaares Izanagi und Izanami, welche die japanischen Inseln aus dem Firmament geschaffen. Gemäß göttlichem Recht war das gesamte Land Eigentum des Kaisers. In der Praxis jedoch hatte über sechs Jahrhunderte hindurch die eigentliche Macht hinter dem Thron gestanden.
    Vor sechshundert Jahren hatte es ein Schisma gegeben: Zwei der großen rivalisierenden, halbköniglichen Samurai-Familien, die Minowara und die Takashima, erhoben Anspruch auf den Thron und stürzten das Reich in einen Bürgerkrieg. Nach sechzig Jahren siegten die Minowara, und die Fujimoto, die dritte Familie, warteten ihre Zeit ab.
    Von da an beherrschten die Minowara-Shōgune, eifersüchtig über ihre Macht wachend, das Reich, erklärten ihr Shōgunat als erblich und fingen an, ihre Töchter mit Nachkommen des Kaiserhauses zu verheiraten. Der Kaiser mit seinem gesamten Hof wurde in völliger Isolation in den Palästen und Gärten einer kleinen Enklave in Kyoto gehalten; die meiste Zeit über wurde er außerordentlich knapp gehalten, daß es fast schon an Armut grenzte, und die Aufgaben des Hofes beschränkten sich ausschließlich darauf, die Pflichten als oberste Priester des Shintoismus

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