Shogun
schien die Tritte kaum zu spüren. Er kletterte die Sprossen empor und rang mit dem Mann, um in den Besitz seines Schwertes zu gelangen. Die anderen Samurai konnten wegen der Enge und wegen Blackthorne kaum etwas ausrichten, doch da traf ein Fußtritt Vinck ins Gesicht, und er kippte hintenüber. Der Samurai auf der Leiter hackte auf Blackthorne los, verfehlte ihn, und dann stürzte sich die gesamte Mannschaft auf die Leiter.
Croocq hämmerte dem Samurai mit der Faust auf den Spann und spürte, wie ein kleiner Knochen zerbrach. Der Mann schaffte es, sein Schwert durch die Öffnung der Falltür nach draußen zu befördern, und sprang dann schwerfällig in den Schlamm hinunter. Vinck und Pieterzoon fielen über ihn her. Wütend wehrte er sich. Blackthorne entriß ihm seinen Dolch und fing an, die Leiter hinaufzuklettern. Croocq, Jan Roper und Salamon folgten. Die beiden anderen Samurai zogen sich zurück und bauten sich rings um die Falltür auf. Blackthorne wußte, daß sein Dolch machtlos war gegen diese Schwerter. Trotzdem stürmte er weiter und ging zum Angriff über, die anderen dicht hinter ihm. In dem Augenblick, da er den Kopf über dem Boden hatte, verfehlte ihn eines der Schwerter nur um Haaresbreite. Ein heftiger Fußtritt von einem der Samurai zwang ihn zurück in die Tiefe.
Er drehte sich um und sprang hinunter, wobei er die wogende Masse der kämpfenden Männer vermied, die versuchte, dem Samurai den Kopf in den stinkenden Schlamm zu drücken.
»Bringt ihn nicht um – wir können ihn als Geisel benutzen!« schrie Blackthorne, riß verzweifelt an der Leiter und versuchte, sie in den Keller hineinzuziehen. Aber sie war zu lang. Oben an der Falltür warteten unbewegt Omis andere Samurai.
»Um Gottes willen, Pilot, hört auf!« kreischte Spillbergen. »Sie werden uns alle umbringen – Ihr bringt uns alle um! Bringt ihn zur Ruhe, irgendwer!«
Omi schrie weitere Befehle. Und drei Samurai, nur mit Messern bewaffnet und in Lendentüchern, sprangen behende in die Grube hinunter. Die beiden ersten warfen sich, der eigenen Gefahr nicht achtend, auf Blackthorne, so daß er hilflos zu Boden ging; dann griffen sie wütend an.
Blackthorne wurde vom Gewicht der Männer schier erdrückt. Er konnte seinen Dolch nicht benutzen, spürte, wie sein Kampfeswille nachließ, unternahm jedoch einen allerletzten Versuch und riß einen Arm frei. Ein grausamer Schlag von einer felsharten Faust traf ihn am Kopf, daß er dröhnte, und ein weiterer ließ ein buntes Feuerwerk in seinem Gehirn explodieren – trotzdem kämpfte er weiter.
Vinck drückte einem der Samurai die Daumen in die Augenhöhlen, ein dritter sprang von oben herab auf ihn herunter, und Maetsukker schrie auf, als ein Dolch ihm den Arm aufschlitzte. Van Nekk schlug blindwütig um sich und Pieterzoon sagte: »Um Christi willen, schlag sie, nicht mich!« Aber der Kaufmann hörte nichts, kannte nichts als sein Entsetzen.
Blackthorne packte einen der Samurai bei der Gurgel, seine Hand rutschte von der schweiß- und schlammnassen Haut ab – dann ereilte ihn ein letzter Schlag, und er sank ins Nichts. Die drei Samurai kämpften sich mit Dolchstößen den Weg frei, und die jetzt führerlose Mannschaft zog sich vor ihren Klingen zurück. Jetzt beherrschten die Samurai mit ihren Waffen die Grube – sie trieben mit ihren Dolchen die keuchenden, verängstigten Männer an die Wand zurück, wo Blackthorne und der erste Samurai bereits bewußtlos am Boden lagen.
Arrogant stieg Omi in die Grube herab und packte sich den ihm Nächststehenden. Es war Pieterzoon. Mit einem Ruck stieß er ihn an die Leiter.
»Himmel, helft mir. Ich bin es nicht, der gehen sollte …« Pieterzoon hatte bereits beide Füße auf der Sprosse, wich vor den drohenden Klingen ängstlich nach oben zurück und rief dann: »Helft mir. Um Himmels willen!« schrie er ein letztes Mal. Dann machte er kehrt und entfloh schreiend das letzte Stück nach oben. Ohne sich im geringsten zu beeilen, folgte Omi ihm.
Ein Samurai zog sich zurück, dann ein weiterer. Der dritte nahm den Dolch an sich, den Blackthorne benutzt hatte. Verächtlich drehte er sich um, trat über den hingestreckten Körper seines besinnungslosen Kameraden hinweg und kletterte nach oben.
Die Leiter wurde hochgezogen. Riegel rasteten ein. Jetzt herrschte nur Finsternis.
Für einen Augenblick regte sich keiner. Jan Roper hatte eine kleine Wunde an der Wange, Maetsukker blutete schlimm, die anderen befanden sich zumeist in einem
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