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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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solltest ihr eine tüchtige Tracht Prügel verabreichen!«
    »Ja.« Omi dachte an seine Frau Midori, und sein Herz machte einen Satz. Sie war so schön, so zart, so behutsam und klug, ihre Stimme so rein, und ihre Musik konnte es mit der jeder Kurtisane in Izu aufnehmen.
    »Midori-san, Ihr müßt sofort abreisen«, hatte er unter vier Augen zu ihr gesagt.
    »Omi-san, so krank ist mein Vater nicht, und mein Platz ist hier, Eurer Mutter zu dienen, neh?« hatte sie geantwortet. »Falls unser Herr Daimyo kommt, muß das Haus bereit sein. Ach, Omi-san, dies ist der wichtigste Augenblick in Eurem ganzen Dienst, neh? Wenn Herr Yabu beeindruckt ist, gibt er Euch vielleicht ein besseres Lehen! Dies ist doch die erste Gelegenheit für Euch, Euch auszuzeichnen, und das muß einfach gelingen! Er muß kommen! Bitte, es ist soviel zu tun!«
    »Gewiß. Trotzdem möchte ich, daß Ihr sofort geht, Midori-san. Bleibt nur zwei Tage und dann eilt wieder heim!«
    Sie hatte ihn angefleht, aber er hatte darauf bestanden, und so war sie fortgereist. Er hatte gewollt, daß sie fort sei aus Anjiro, ehe Yabu kam. Nicht, daß der Daimyo es gewagt hätte, sie ohne seine Erlaubnis anzurühren – das war unvorstellbar, denn dann würde er, Omi, das Recht und nach dem Gesetz sogar die Pflicht haben, den Daimyo zu töten. Aber ihm war aufgefallen, wie Yabu sie angesehen hatte, unmittelbar nach ihrer Hochzeit in Yedo. Und jetzt wollte er jede Quelle einer möglichen Irritation verstopfen, alles, was seinen Herrn hier beunruhigen oder in Verlegenheit bringen konnte. Es war wichtig, daß er mit seiner kindlichen Ergebenheit, seiner Weitsicht und seinem Rat Eindruck machte. Und bis jetzt war alles auch besser gelaufen, als er gehofft hatte.
    »Ich habe zu unserem Haus- Kami gebetet, über Euch zu wachen«, hatte Midori kurz vor ihrer Abreise gesagt, wobei sie auf jenen Shinto -Geist anspielte, dessen Fürsorge ihr Haus anvertraut war. »Und ich habe eine Opfergabe an das Buddhistenkloster geschickt, damit man dort Gebete für Euch spricht. Ich habe Suwo gesagt, er solle sein Bestes tun, und habe Kiku-san eine Nachricht zukommen lassen. Ach, Omi-san, laßt mich doch bleiben!«
    Er hatte gelächelt und sie auf den Weg geschickt; die Tränen hatten ihr Make-up verwüstet.
    Omi war traurig ohne sie, gleichzeitig jedoch froh, daß sie gegangen war. Die Schreie hätten ihr sehr weh getan.
    Seine Mutter krümmte sich unter den Folterschreien, die der Wind herübertrug; sie wiegte sich leise, um den Schmerz in ihren Schultern zu lindern; das Reißen in ihren Gliedern war heute nacht besonders schlimm. Der Westwind von See her ist es, dachte sie.
    Die weichen Umrisse von Yabus Gestalt im Garten konnte sie gerade eben wahrnehmen. Insgeheim haßte sie ihn und wünschte, er wäre tot. Sobald Yabu tot war, würde Mizuno, ihr Gatte, Daimyo von Izu werden und den Klan anführen. Dann würden sämtliche anderen Brüder und ihre Frauen und Kinder ihr dienen müssen, und selbstverständlich würde Mizuno-san Omi-san bei Yabus Tod zu seinem Erben einsetzen.
    Ein neuerlicher Schmerz in ihrem Nacken ließ sie leicht zusammenfahren.
    »Ich rufe Kiku-san«, sagte Omi. Er sprach von der Kurtisane, die zusammen mit dem Knaben im Nebenzimmer geduldig auf Yabu wartete. »Sie ist sehr, sehr geschickt.«
    »Mir fehlt nichts, ich bin bloß müde, neh? Ach, warum nicht? Sie kann mich massieren.«
    Omi ging in den Nebenraum hinüber. Das Bett war bereitet. Es bestand aus Ober- und Unterdecken, die man Futons nannte und die direkt auf die Bodenmatten gelegt wurden. Kiku verneigte sich, versuchte zu lächeln und murmelte, es sei ihr eine Ehre, der höchst ehrenwerten Mutter des Hauses ihr bescheidenes Können angedeihen zu lassen.
    Als die Schreie begannen, hatte Omi alle Überredungskunst aufbieten müssen, um Kiku zum Bleiben zu bewegen. »Ach, Omi-san, ich kann es nicht ertragen – es ist schrecklich. Verzeiht, es tut mir leid, aber laßt mich gehen – ich möchte mir die Ohren zuhalten, doch die Laute dringen durch meine Hände. Der arme Mann – es ist zu schrecklich!« hatte sie gesagt.
    »Bitte, Kiku-san, bitte habt Geduld. Yabu-san hat dies befohlen, neh? Man kann nichts dagegen tun. Bald wird es zu Ende sein.«
    »Es geht über meine Kraft, Omi-san. Ich kann es nicht ertragen.«
    Mit Geld konnte man ein Mädchen nicht kaufen, wenn sie oder ihr Arbeitgeber einen Kunden ablehnte, wer immer er auch sein mochte. Kiku war eine Kurtisane der Ersten Kategorie, die berühmteste

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