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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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beobachten, wie Ihr drei Motten die Flamme des Lebens umkreist.«
    »Ich glaube Euch nicht.«
    Gyoko lachte leise. »Ich danke Euch, Dame.« Dann faßte sie sich und sagte völlig aufrichtig: »Sehr wohl. Ich werde Euch den wahren Grund nennen. Ich brauche Eure Hilfe. Jawohl, Toranaga-sama will meiner Bitte nicht entsprechen. Vielleicht jedoch findet Ihr eine Möglichkeit. Ihr seid die einzige Chance, die ich je gehabt habe, und ich werde sie nicht so ohne weiteres fahren lassen. Bitte, Dame, ich bitte Euch demütig, mir mit meinem Ersuchen weiterzuhelfen.« Sie legte beide Hände auf die Futons und verneigte sich ganz tief. »Bitte, verzeiht mir meine Unverfrorenheit, Dame Toda, aber wenn Ihr mir helft, werde ich alles, was ich habe, auf Eure Seite werfen.« Dann hockte sie sich wieder auf ihre Fersen, richtete die Falten ihres Kimonos und trank den Saké aus.
    Mariko bemühte sich, geradlinig zu denken. Ihr Gefühl riet ihr, dieser Frau zu trauen, doch ihr Verstand war noch verworren. So beschloß sie, die Entscheidung zu verschieben: »Ja, ich will es versuchen. Ihr müßt mir nur Zeit lassen, bitte.«
    »Da weiß ich Besseres für Euch. Hört Euch dies an: Hier eine Tatsache: Ihr kennt die Amida Tong? Die Mörder?«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Erinnert Ihr Euch an den einen in der Burg von Osaka, Dame? Er hatte es auf den Anjin-san abgesehen und nicht auf Toranaga-sama. Herrn Kiyamas Oberster Verwalter hat für diesen Versuch zweitausend Koku springen lassen.«
    »Kiyama? Aber warum?«
    »Er ist Christ, neh? Der Anjin-san war auch damals schon ein Feind, neh? Und wie dann erst heute? Jetzt, wo er sein Schiff wiederbekommen hat?«
    »Noch ein Amida? Hier?«
    Gyoko zuckte die Achseln. »Wer weiß? Ich jedenfalls würde nicht das Lendentuch eines Eta für das Leben des Anjin-san geben, wenn er außerhalb der Burg nicht aufpaßt.«
    »Ihr scheint alles zu wissen, was vorgeht, Gyoko-san.«
    »Ich halte nur Augen und Ohren offen, Dame.«
    Mariko bezähmte ihre Neugierde, was Blackthorne betraf. »Habt Ihr das Toranaga-sama gesagt?«
    »Aber ja, ich habe es ihm erzählt.« Die Haut um Gyokos Augen herum legte sich in tausend Fältchen, und sie trank ihren Saké. »Übrigens glaube ich, daß es ihn nicht einmal überrascht hat. Das ist aufschlußreich, findet Ihr nicht auch?«
    »Vielleicht habt Ihr Euch geirrt?«
    »Vielleicht. In Mishima hörte ich gerüchteweise, daß eine Verschwörung im Gange sei, Herrn Kiyama zu vergiften. Schrecklich, neh?«
    »Was für eine Verschwörung?«
    Gyoko berichtete ihr die Einzelheiten.
    »Unmöglich! Ein christlicher Daimyo würde das einem anderen nie antun!« Mariko füllte die Schälchen.
    »Dürfte ich erfahren, was sonst noch gesagt wurde – von Euch und von ihm?«
    »Zum Teil ging es um meine Bitte, seine Gunst zurückzugewinnen und aus dem Sack voll Flöhe herauszukommen, der dieser Gasthof ist. Damit erklärte er sich auch einverstanden, Dame. Jetzt sollen wir ein angemessenes Quartier innerhalb der Burg zugewiesen bekommen, in der Nähe des Anjin-san, in einem der Gasthäuser. Und ich darf kommen und gehen, wie es mir beliebt. Er hat Kiku-san gebeten, ihm heute abend Gesellschaft zu leisten, und damit wären wir schon ein Stück weiter, wenn auch nichts ihn aus seiner Schwermut herauszureißen vermag. Neh?« Gyoko blickte Mariko fragend an, doch Mariko gab durch nichts zu erkennen, was sie dachte, und nickte nur. Gyoko seufzte tief und fuhr fort: »Ja, er ist sehr niedergeschlagen. Ein Jammer!«
    O ja, war Mariko versucht zu sagen, die es drängte, ihre Freude mit Gyoko zu teilen. Wie nützlich Eure Information für unseren Gebieter gewesen sein muß. Er müßte Euch selbst zu einem Daimyo machen! Und wie phantastisch von Toranaga-sama, Euch scheinbar so unbeteiligt angehört zu haben! Wie großartig! Toda Mariko-noh-Buntaro schüttelte jedoch nur den Kopf und sagte ruhig: »Es tut mir leid, daß Eure Information ihn nicht aufgeheitert hat.«
    »Nichts von dem, was ich sagte, hat sein Gemüt erheitert. Er war bedrückt … wie ein geschlagener Mann. Traurig, neh?«
    »Ja, tut mir so leid.«
    »Ja.« Gyoko zog vernehmlich Luft durch die Nase ein. »Noch etwas, ehe ich gehe, Dame. Etwas, was insbesondere Euch interessieren dürfte … um unsere Freundschaft zu festigen. Es ist gut möglich, daß der Anjin-san sehr fruchtbar ist.«
    »Wie bitte?«
    »Kiku-san bekommt ein Kind.«
    »Vom Anjin-san?«
    »Ja. Oder von Herrn Toranaga. Vielleicht aber auch von Omi-san. Alle drei

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