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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dicklich-süßliche Todesgeruch schnürte ihm die Kehle zu. Er sah Uragas flehende Augen, sah, wie sein Mund sich bewegte, ohne indes einen Laut hervorzubringen, sah, wie seine Brust sich hob und senkte, und dann sah er seine eigenen Finger sich bewegen und vor Uragas Augen das Kreuzzeichen schlagen, spürte, wie Uragas Körper erzitterte, sein Mund stumm heulte und ihn an einen der aufgespießten Fische erinnerte.
    Uraga brauchte entsetzlich lange, ehe er tot war.

53. Kapitel
    Umgeben von seiner Ehrengarde von zwanzig Vasallen und einer zehnmal so großen Anzahl von Grauen, die seine Eskorte bildete, ging Blackthorne durch die Burg. Stolz trug er seine neue Uniform: den braunen Kimono mit den fünf Wappenzeichen Toranagas darauf, und – zum allerersten Mal – den Überwurf mit den riesigen, flügelgleichen Schultern. Das lockige goldene Haar hatte er zu einem sauberen Knoten hochgebunden. Die beiden Schwerter, die Toranaga ihm gegeben, sahen korrekt aus seiner Schärpe hervor.
    An jeder Wegkreuzung standen Graue. Jede Zinne war von ihnen bemannt. Ishido entfaltete seine gesamte Macht, denn jeder Daimyo und General und jeder Offizier von einigem Rang in Osaka war heute abend in die große Halle geladen worden, die der Taikō innerhalb des innersten Befestigungsrings hatte errichten lassen. Die Sonne war untergegangen, und es wurde rasch dunkel.
    Ein schreckliches Unglück, Uraga zu verlieren, dachte Blackthorne, der immer noch nicht wußte, ob dieser Überfall ihm oder Uraga gegolten hatte.
    »Heute mittag Ihr geht Burg, Anjin-san«, hatte Yabu ihm heute morgen gesagt, nachdem er auf die Galeere zurückgekehrt war. »Graue kommen Euch abholen, Ihr versteht?«
    »Jawohl, Yabu-sama.«
    »Ganz sicher jetzt. Überfall tut mir leid. Shikata ga nai ! Graue bewachen Euch. Heute nacht verbringt Ihr in der Burg. Im Toranaga-Teil der Burg. Tag darauf wir gehen Nagasaki.«
    »Wir haben Erlaubnis?« hatte er gefragt.
    Yabu schüttelte aufgebracht den Kopf. »Tun so, als gehen wir Mishima, um Herrn Hiro-matsu zu holen. Und Herrn Sudara mit Familie. Versteht Ihr?«
    »Ja.«
    »Gut. Schlaft jetzt, Anjin-san. Wegen Überfall keine Sorgen machen. Jetzt alle Boote Befehl, sich von Galeere fernzuhalten. Jetzt ist kinjiru hier.«
    »Ich verstehe. Bitte, verzeiht, aber was geschieht heute abend? Warum ich zur Burg?«
    Yabu setzte sein verzerrtes Lächeln auf und sagte ihm, er solle herumgezeigt werden, und Ishido sei begierig, ihn wiederzusehen. »Als Gast seid Ihr sicher«, und damit hatte er die Galeere abermals verlassen.
    Blackthorne war nach unten gegangen und hatte Vinck die Wache überlassen, doch kaum lag er im Tiefschlaf, rüttelte Vinck ihn wieder wach, und er eilte an Deck. Eine kleine, mit zwanzig Kanonen bestückte portugiesische Fregatte kam unter vollen Segeln in den Hafen hereingebraust.
    »Der Hund hat's aber eilig«, sagte Vinck zitternd.
    »Das muß Rodrigues sein. Kein Mensch sonst würde mit soviel Leinwand in den Hafen einlaufen.«
    »Wenn ich Ihr wäre, Pilot, dann würd' ich machen, daß ich hier rauskomme – mit oder ohne Hochwasser. Du lieber Jesus, wir sind ja wie Motten in einer Grogflasche. Laßt uns sehen, daß wir hier raus …«
    »Wir bleiben. Geht das nicht in deinen dicken Schädel rein? Wir bleiben, bis wir die Erlaubnis haben auszulaufen!«
    Wieder war er nach unten gegangen, aber er konnte nicht schlafen. Gegen Mittag waren die Grauen gekommen. Schwer eskortiert zog er mit ihnen zur Burg. Noch einmal hatte er die Todesangst durchlebt, die er damals beim Überfall ausgestanden, und das Gefühl, die Hand am Schwertgriff zu haben und den Kimono um sich zu spüren und zu wissen, daß seine eigenen Vasallen ihn begleiteten, beschwichtigte seine Furcht nicht.
    Die Grauen hatten ihn bis zum Toranaga-Teil der Burg geleitet, den er bei seinem ersten Besuch kennengelernt hatte und wo Kiritsubo und die Dame Sazuko mit ihrem Baby immer noch zusammen mit den letzten Samurai von Toranaga eingepfercht waren. Dort hatte man ihn gebadet, und er hatte neue Kleider angezogen, die für ihn bereitgelegt worden waren.
    »Ist die Dame Mariko hier?«
    »Nein, Euer Gnaden«, hatte die Dienerin ihm bedeutet.
    »Wo kann ich sie denn bitte finden? Ich habe eine dringende Nachricht für sie.«
    Keiner der Diener wollte ihm helfen. Alle sagten nur: »Tut mir leid, ich weiß es nicht.«
    Er hatte sich angezogen, sich dann mit seinem Wörterbuch beschäftigt und die Schlüsselwörter auswendig gelernt, die er gebrauchen

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