Shogun
sich dann an Blackthorne und sagte auf portugiesisch: »Bitte, hört zu, Anjin-san, hört zu, und stellt für den Augenblick keinerlei Fragen. Es tut mir so leid, aber zunächst mußte ich erst einmal diesen blindwütigen Barstad … heißt es so? Nein? Bastard … beruhigen.« Rasch setzte sie ihm dann auseinander, was gesagt worden und warum Ochiba fortgeeilt war.
»Das ist schlimm«, sagte er und sah sie forschend an. »Neh?«
»Ja. Herr Yabu bittet um Euren Rat. Was sollte getan werden, um aus der Misere herauszukommen, in die meine Dummheit uns alle gestürzt hat?«
»Was für eine Dummheit?« Blackthorne beobachtete sie, und seine Unruhe wuchs. Sie sah auf die Matten nieder. Er wandte sich direkt an Yabu. »Weiß noch nicht, Euer Gnaden. Jetzt erst verstehen … jetzt nachdenken!«
Yabu erwiderte säuerlich: »Was gibt es da nachzudenken? Wir sitzen im Mauseloch.«
Blackthorne wandte sich ab, um in die Nacht hinauszustarren. Fackeln waren in die Eisenhalterungen an den Mauern gesteckt worden, die den Vorgarten umgaben. Das Licht tanzte auf den Blättern und Pflanzen, die ausschließlich aus diesem Grunde mit Wasser besprengt worden waren. Im Westen lag das Gartentor mit den Eisenbändern daran; es wurde von nur wenigen Braunen bewacht.
»Sie«, hörte sie ihn sagen, ohne sich umzudrehen. »Ich muß Sie allein unter vier Augen sprechen.«
»Er. Ja, und ich Ihn«, erwiderte sie und hielt ihr Gesicht von Yabu abgewandt, da auch sie ihren eigenen Gefühlen nicht traute. »Ich werde Ihn heute nacht aufsuchen.« Sie sah zu Yabu auf. »Der Anjin-san pflichtet Euch bei, Yabu-sama, was meine Dummheit betrifft, tut mir so leid.«
»Was nützt uns das?«
»Anjin-san«, sagte sie jetzt mit ganz normaler Stimme. »Ich werde später zu Kiritsubo-san gehen. Ich weiß, wo Ihr wohnt, und ich werde Euch aufsuchen.«
»Ja. Vielen Dank.« Immer noch wandte er ihr den Rücken zu.
»Yabu-sama«, sagte sie sehr demütig, »ich gehe heute abend zu Kiritsubo-san. Sie ist weise … vielleicht weiß sie einen Ausweg.«
»Es gibt nur einen Ausweg«, sagte Yabu mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ, was ihr auf die Nerven ging. Seine Augen waren wie Kohlen. »Ihr werdet Euch morgen entschuldigen. Und hierbleiben.«
Kiyama erschien zur festgesetzten Stunde. Saruji begleitete ihn, und ihr sank das Herz. Nachdem die förmliche Begrüßung zu Ende war, sagte Kiyama mit ernster Stimme: »Und jetzt erklärt mir bitte, warum, Mariko-chan.«
»Wir befinden uns nicht im Krieg, Euer Gnaden. Wir dürfen nicht eingesperrt … oder wie Geiseln behandelt werden … und folglich kann ich gehen, wohin ich will.«
»Man braucht nicht miteinander im Krieg zu liegen, um Geiseln zu nehmen. Das wißt Ihr ganz genau. Die Dame Ochiba war in Yedo ein Faustpfand für die Sicherheit Eures Gebieters hier, und auch da hat niemand jemand bekriegt. Neh?«
Sie hielt die Augen gesenkt.
»Hier in Osaka sind viele, die als Geisel gewährleisten, daß ihre Herren dem Rat gegenüber schuldigst ihre Pflicht erfüllen, und der Rat ist der rechtmäßige Herrscher des Reiches. Es handelt sich um etwas durchaus Übliches. Neh?«
»Jawohl, Euer Gnaden.«
»Gut. Und jetzt nennt mir den wahren Grund.«
»Wie bitte?«
Kiyama sagte verdrießlich: »Führt mich nicht an der Nase herum. Ich bin schließlich auch kein Bauer! Ich will wissen, warum Ihr das heute abend getan habt.«
Mariko hob die Augen. »Tut mir leid, aber der Herr General hat mich mit seiner Arroganz einfach geärgert, Euer Gnaden. Ich habe meine Befehle. Und ein Samurai stellt die Befehle seines Lehnsherrn nicht in Frage.«
»Richtig. Ich aber stelle sie in Frage, weil sie unsinnig sind. Euer Gebieter macht aber keinen Unsinn und begeht auch keine Fehler. Außerdem habe ich Euch Euer Leben lang gekannt und Euch Euer Leben lang geehrt. Hiro-matsu ist mein ältester lebender Freund, und Euer Vater war ein geschätzter Freund und ein geehrter Verbündeter von mir, bis auf die letzten vierzehn Tage seines Lebens.«
»Ein Samurai stellt die Befehle eines Lehnsherrn nicht in Frage.«
»Nun, Ihr könnt nur eines von zwei Dingen tun, Mariko-chan. Euch entschuldigen und bleiben oder versuchen fortzukommen. Und wenn Ihr versucht fortzukommen, wird man Euch daran hindern.«
»Ja. Ich verstehe.«
»Ihr werdet Euch entschuldigen. Ich werde den Regentschaftsrat zusammenrufen, und er wird eine Entscheidung über die ganze Angelegenheit treffen. Dann wird man Euch erlauben, mit Kiritsubo
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