Shogun
zusammen mit der Dame Kiritsubo und der Dame Sazuko.«
Ishidos Lächeln schwand. »Um wohin zu gehen?«
»Um uns mit unserem Lehnsherrn zu treffen, Euer Gnaden.«
»Er … Herr Toranaga wird doch in ein paar Tagen hier eintreffen, neh?«
»Seit Monaten hat die Dame Sazuko ihren Gatten nicht gesehen, und mein Gebieter, Herr Toranaga, hat bis jetzt noch nicht das Vergnügen gehabt, seinen jüngsten Sohn zu betrachten. Selbstverständlich wird die Dame Kiritsubo uns begleiten. Es ist genauso lange her, daß er die Herrin seiner Damen zuletzt gesehen hat, neh?«
»Herr Toranaga wird bald hier sein, es ist unnötig, sich mit ihm zu treffen.«
»Aber ich halte es für nötig, Herr General.«
Ishido sagte spröde: »Ihr seid eben erst angekommen, und wir haben uns schon lange auf Eure Gesellschaft gefreut, Mariko-san. Insbesondere die Dame Ochiba. Und … selbstverständlich müßt Ihr am Dichterwettstreit teilnehmen.«
»Tut mir leid, aber ich werde nicht hier sein.«
»Ihr seid offensichtlich abgespannt, Dame. Dies ist ganz gewiß nicht der richtige Zeitpunkt, eine solche Privatangelegenheit zu besprechen.« Ishido wandte sich an Ochiba. »Vielleicht solltet Ihr, Dame Ochiba, jetzt die übrigen Gäste begrüßen?«
»Ja … ja, selbstverständlich«, sagte Ochiba nervös. Augenblicklich bildete sich wieder eine Schlange, setzte eine nervöse Unterhaltung ein, doch herrschte augenblicklich wieder Schweigen, als Mariko sagte: »Vielen Dank, Herr General. Ich stimme zu, doch handelt es sich nicht um eine Privatangelegenheit. Ich reise morgen ab, um meinem Lehnsherrn mit seinen Damen meine Aufwartung zu machen.«
Ishido sagte kalt: »Ihr seid aufgrund einer persönlichen Einladung des Sohns des Himmels hier, und der Rat heißt Euch willkommen. Bitte, geduldet Euch.«
»Ganz meine Meinung, Euer Gnaden. Aber die Einladung Seiner Kaiserlichen Hoheit bezieht sich auf den zweiundzwanzigsten Tag. Sie sagt nichts darüber, daß ich … oder irgend jemand sonst … bis dahin Befehl hätten, uns in Osaka aufzuhalten. Oder?«
»Bitte, geduldet Euch, Dame. Die Regenten haben Euch willkommen geheißen, und es gilt Vorbereitungen für die Ankunft des Erhabenen zu treffen, bei denen wir Euren Rat brauchen.«
»Mariko-san, lassen wir die Angelegenheit jetzt, bitte?« sagte Ochiba.
»Tut mir leid, Ochiba-sama, aber ich bin ein einfacher Mensch. Ich habe offen gesagt, daß ich Befehl von meinem Lehnsfürsten habe. Wenn ich ihn nicht befolgen kann, dann muß ich wissen, warum? Herr General, werde ich bis zum zweiundzwanzigsten Tag hier festgehalten? Und falls ja, auf wessen Befehl?«
Ishido durchbohrte sie förmlich mit seinen Augen. »Nein, Ihr werdet nicht festgehalten.«
»Ich danke Euch, Euer Gnaden. Bitte, verzeiht, daß ich so unverblümt gesprochen habe«, sagte Mariko. Viele der Damen im Raum wandten sich ihren Nachbarinnen zu, und manche flüsterte offen, was alle, die gegen ihren Willen hier in Osaka festgehalten wurden, dachten: Wenn sie gehen kann, kann ich das auch, neh? Dann könnt auch Ihr das, neh? Ich reise morgen ab … ach, wie herrlich!
Ishidos Stimme durchschnitt das unterschwellige Gemurmel. »Aber, Dame Toda, da Ihr Euch herausgenommen habt, auf so anmaßende Weise zu sprechen, halte ich es für meine Pflicht, die Regenten zu bitten, formell ihre Zustimmung zu versagen … andere könnten auf den Gedanken kommen, Eure bedauerliche Einstellung zu teilen.« Er lächelte erbarmungslos in das eisige Schweigen hinein. »Bis dahin werdet Ihr Euch bereithalten, ihre Fragen zu beantworten und ihre Entscheidung abzuwarten.«
Mariko sagte: »Es wäre mir eine Ehre, Euer Gnaden, aber meine Pflicht gilt meinem Lehnsherrn.«
»Ihr werdet Euch in Geduld üben, Dame! Es wird nicht lange dauern. Die Angelegenheit ist abgeschlossen. Jetzt, Herr Ki…«
»Tut mir leid, aber ich kann meine Abreise auch nicht um eine kurze Zeit verschieben.«
Ishido bellte: »Ihr weigert Euch, dem Regentschaftsrat zu gehorchen?«
»Nein, Euer Gnaden«, sagte Mariko stolz. »Jedenfalls nicht, solange er mich nicht in meiner Pflicht meinem Lehnsherrn gegenüber behindert.«
»Ihr werdet Euch bereithalten, den Regenten mit geziemender Geduld Rede und Antwort zu stehen!«
»Tut mir leid. Ich habe Befehl von meinem Lehnsfürsten, seine Damen zu ihm zu bringen. Und zwar sofort.« Sie holte eine Schriftrolle aus ihrem Ärmel und überreichte sie Ishido in aller Form.
Er riß sie auf und durchflog sie. Dann sah er auf und sagte:
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