Shogun
die Nachfolge.«
»Nein … nein!« Ochiba war entsetzt.
»Yaemon könnte nach ihm regieren, und dann, nach unserem Sohn, die Frucht Eurer neuen Ehe. Die Söhne unseres Sohnes können dieser neuen Toranaga-Linie in allen Ehren ewige Treue schwören.«
»Toranaga hat den Taikō stets gehaßt. Das wißt Ihr doch selbst, Dame. Toranaga ist die Quelle aller Schwierigkeiten. Seit Jahren schon, neh? Er allein! Er ist unser Feind.«
»Ihr habt zwei Feinde, Kind. Euren Stolz und das Bedürfnis, einen Mann zu haben, der dem Taikō in nichts nachsteht. Bitte, habt Geduld. Ihr seid jung und schön und fruchtbar und verdient einen guten Gatten. Toranaga ist Eurer wert und Ihr seiner. Toranaga ist die einzige Chance, die Yaemon hat.«
»Nein, er ist unser Feind.«
»Er war der beste Freund unseres Gatten und ein treu ergebener Vasall. Ohne … ohne Toranaga … begreift Ihr denn nicht … es war Toranagas Hilfe … seht Ihr das denn nicht? Ihr könntet … könntet mit ihm fertig werden …«
»Tut mir leid, aber ich hasse ihn … er widert mich an, Yodoko-chan.«
»Viele Frauen … Was wollte ich sagen? Ach, ja, viele Frauen heiraten Männer, die sie verabscheuen. Buddha sei gepriesen, daß ich das nie habe durchmachen müssen …« Ein flüchtiges Lächeln ging über die Züge der alten Frau. Dann entrang sich ihr ein Seufzer. Es war ein langgezogener, tiefer Seufzer, der kein Ende zu nehmen schien, und Ochiba glaubte bereits, das Ende sei gekommen. Doch dann öffneten sich ihre Augen wieder, und ein kleines Lächeln ging über ihre Züge. »Werdet Ihr das tun? Bitte!«
»Ich werde es mir überlegen.«
Die alten Finger versuchten, fester zuzugreifen. »Ich bitte Euch: Versprecht mir, Toranaga zu heiraten, und ich werde zu Buddha eingehen in dem Bewußtsein, daß das Haus des Taikō immer lebendig bleiben wird … so wie sein Name für immer …«
Tränen strömten Ochiba über die Wangen, als sie die Hand in die ihre nahm. Später zitterten die Lider, und die alte Frau flüsterte: »Ihr müßt Akechi Mariko ziehen lassen. Laßt nicht zu … laßt nicht zu, daß sie sich an uns rächt für das, was der Taikō ihrem Vater … ihrem Vater … angetan …«
Das hatte Ochiba nicht erwartet. »Wie bitte?«
Sie erhielt keine Antwort. Später begann Yodoko zu murmeln: »… lieber Yaemon, hallo, mein kleiner Liebling … wie … was für ein prachtvoller Junge, aber ach, so viele Feinde, so sinnlos, so … Bist nicht auch du nichts weiter als eine Illusion, ist nicht …«
Ein Krampf schüttelte sie. Ochiba hielt ihre Hand und liebkoste sie. »Namu Amida Butsu«, flüsterte sie verehrungsvoll.
Ein neuerlicher Krampf schüttelte Yodoko, und dann sagte die alte Frau mit klarer Stimme: »Verzeiht mir, O-chan.«
»Ich habe Euch nichts zu verzeihen, Dame.«
»Soviel zu verzeihen …« Ihre Stimme wurde immer schwächer, und das Licht in ihrem Gesicht begann zu schwinden. »Hört … ver… versprecht mir das mit … Toranaga, Ochiba-sama … wichtig … bitte … Ihr könnt ihm trauen …« Die alten Augen flehten sie an, versuchten, sie ihrem Willen zu beugen.
Ochiba wollte nicht gehorchen und wußte doch, daß sie gehorchen sollte. Sie war ganz verstört von dem, was über Akechi Mariko gesagt worden war, und immer hörte sie im Geist die Worte, die der Taikō zehntausendmal wiederholt hatte: »Ihr könnt Yodoko-sama restlos vertrauen, O-chan. Sie ist die Weise … vergeßt das nie. Meistens hat sie recht. Ihr könnt Ihr Euer und meines und meines Sohnes Leben anvertrauen …«
Ochiba gab nach. »Ich verspre…« Unvermittelt sprach sie nicht weiter.
Das Licht in Yodoko-samas Antlitz flackerte ein letztes Mal auf und verlosch. »Namu Amida Butsu.« Ochiba hob die Hand der Toten an die Lippen, verneigte sich, legte die Hand zurück auf die Decke und schloß die Augen. Sie dachte an den Tod des Taikō, den einzigen Tod, den sie aus solcher Nähe miterlebt. Damals hatte Yodoko ihm die Augen zugedrückt. Es war hier in diesem Raum gewesen, und Toranaga hatte draußen gewartet, wie Ishido und Kiyama jetzt draußen warteten und die Nachtwache fortsetzten, die gestern abend begonnen.
»Aber warum Toranaga kommen lassen, Herr?« hatte sie gefragt. »Ihr solltet ruhen.«
»Ruhen werde ich, wenn ich tot bin, O-chan«, hatte der Taikō gesagt, der Herr Japans, der auf dem Totenbett lag.
»Also, Tora-san«, hatte der Taikō ihn begrüßt und mit seinem Kosenamen angeredet, den Goroda ihm vor so
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