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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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seiner Männer zählte immer noch mit den Fingern – genauso wie der Führer zwei Stock unter ihnen wartete er auf den verabredeten Zeitpunkt. Aller Augen verfolgten, wie er zählte.
    Während der Anführer unten im Keller unbeirrt die Minuten gewissermaßen von den Fingern schnellen ließ, wandte er die Augen nicht einen Moment von Yabu. Yabu sah ihn seinerseits unverwandt an und wartete, den Geruch seines eigenen Angstschweißes beizend in der Nase. Die Finger hörten auf vorzuschnellen, und der Anführer ballte die Hand zur Faust. Er zeigte den Gang hinunter. Yabu nickte, drehte sich um und ging langsam den Weg voran, den er gekommen war. Hinter ihm begann das unhörbare Zählen der Zeit abermals: »Eins … zwei … drei …«
    Yabu war sich über das unerhörte Risiko, das er eingegangen, völlig im klaren, aber es blieb ihm keine andere Wahl, und nochmals verwünschte er Mariko, daß sie ihn mit Gewalt auf Ishidos Seite gedrängt. Zu dem Handel, den er abgeschlossen hatte, gehörte es, ihnen diese Geheimtür zu öffnen.
    »Wer ist hinter der Tür?« hatte er argwöhnisch gefragt.
    »Freunde. Dies ist das Zeichen, und das Losungswort besteht darin, daß Ihr Euren Namen nennt.«
    »Und daraufhin bringen sie mich um, neh?«
    »Nein, dafür seid Ihr viel zu wertvoll, Yabu-san. Ihr habt dafür zu sorgen, daß unser Eindringen so lange wie möglich unentdeckt bleibt.«
    Zwar hatte er zugestimmt, aber mit Ninja hatte er niemals gerechnet. Er fürchtete diese halblegendären käuflichen Geheimbündler, die einzig und allein ihren Geheimnissen und eng geknüpften Familienbanden gegenüber Treue kannten und ihre Geheimnisse nur an Blutsverwandte weitergaben: Wie man lange Strecken unter Wasser schwimmend schnell zurücklegte, nahezu senkrechte glatte Wände hochstieg, wie man sich unsichtbar machte und einen Tag und eine Nacht hindurch regungslos auf einem Fleck stehenblieb und wie man mit Händen und Füßen und sämtlichen Waffen tötete, unter anderem mit Gift, Feuer und Sprengstoffen. Für die Ninja war Töten das Lebensziel.
    Es gelang Yabu, seine Ungeduld zu zügeln, als er sich vom Ninja -Anführer entfernte und den Korridor hinunterging. Seine Brust schmerzte ihn noch von dem Schock, daß es sich bei den Angreifern um Ninja handelte und nicht um Ronin. Ishido muß den Verstand verloren haben, sagte er sich. Alle seine Nerven zitterten, und er erwartete jeden Augenblick, einen Speer in den Rücken gestoßen oder ein Würgeisen übergeworfen zu bekommen. Jetzt hatte er die Ecke endlich erreicht. Als er abgebogen und noch einmal davongekommen war, nahm er drei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinaufstürmte. Oben rannte er den Gewölbegang hinunter, bog abermals um eine Ecke und eilte auf die Quartiere der Diener zu.
    Der Anführer der Ninja ließ immer noch die Minuten von den Fingern schnellen. Dann hielt er plötzlich inne. Er machte weitere dringliche Zeichen in die Dunkelheit hinein und rannte dann hinter Yabu her. Zwanzig Ninja folgten ihm aus dem Dunkel, und weitere fünfzehn bezogen Verteidigungsstellungen am Anfang und Ende des Korridors, um diesen Fluchtweg zu sichern.
    Yabu lief jetzt so schnell er konnte, stolperte, ohne indes ganz zu stürzen, fuhr wie der Wirbelwind durch die Dienerquartiere, daß Töpfe und Pfannen, Trinkgefäße und Kannen durcheinanderkollerten.
    » Ninjaaaa !« bellte er, was nicht zu seinen Abmachungen gehörte, sondern eine List war, um sich selbst zu schützen, falls er verraten wurde. Hysterisch stoben Männer und Frauen auseinander, nahmen den Ruf auf und suchten unter Bänken und Tischen Schutz als er hindurchfegte, am anderen Ende wieder verschwand und abermals eine Treppe hinaufstürmte, die in einen der Hauptkorridore mündete, wo er auf die erste Wache der Braunen stieß, die bereits die Schwerter gezogen hatten.
    »Schlagt Alarm!« schrie Yabu, »Ninja … Es sind Ninja unter der Dienerschaft!«
    Ein Samurai hetzte zum Haupttreppenhaus, der zweite stürmte mutig vorwärts, um sich mit erhobenem Schwert oben an der Wendeltreppe aufzustellen. Als die Diener ihn erblickten, blieben sie stehen, stöhnten vor Entsetzen auf und drückten sich, die Arme über den Köpfen verschränkt, an die Wände. Yabu rannte auf das Haupttor zu, stellte sich oben auf die Treppenstufen. »Alarm! Wir werden angegriffen!« schrie er wie vereinbart, um das Stichwort für das Ablenkungsmanöver draußen zu geben, durch das der Hauptvorstoß durch die Geheimtür in die Audienzhalle

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