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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihn so hin, daß er zu schlafen schien. Dann erst zog er sein Schwert aus dem leblosen Körper heraus, um es abzuwischen, wütend darüber, daß Sumiyoris Hellsicht ihn gezwungen hatte, ihn zu töten, was nicht vorgesehen war. Wie dem auch sei, dachte Yabu, ich kann es mir einfach nicht leisten, daß er hier herumlauert.
    Früher am Abend, als Yabu mit den Geleitbriefen von Ishidos Kanzlei zurückgekehrt war, hatte ihn ein Samurai angesprochen, den er noch nie zuvor gesehen. »Es wird um Eure Mitarbeit gebeten, Yabu-san.«
    »Bei was und von wem?«
    »Von jemand, dem Ihr gestern ein Angebot unterbreitet habt.«
    »Was für ein Angebot.«
    »Als Gegenleistung für freies Geleit für Euch und den Anjin-san wolltet Ihr dafür sorgen, daß sie während eines Überfalls auf Eurer Reise entwaffnet würde … Bitte, greift nicht nach Eurem Schwert, Yabu-san. Vier Bogenschützen in Eurem Rücken warten nur auf diese Bewegung.«
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich herauszufordern? Von was für einem Überfall redet Ihr?« hatte er zu bluffen gesucht. Dabei hatte er weiche Knie gehabt, denn es war kein Zweifel, daß es sich um Ishidos Mittelsmann handelte. Gestern nachmittag hatte er durch seine eigenen Mittelsmänner heimlich dieses Angebot gemacht. Gleichzeitig hatte er jedoch gewußt, daß es außerordentlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich gewesen wäre, Mariko zu entwaffnen und selbst mit dem Leben davonzukommen. Es barg Gefahren für beide Seiten; als Ishido das Angebot abgeschlagen hatte, war er daher keineswegs überrascht gewesen.
    »Ich weiß nichts von einem Überfall«, hatte er hervorgestoßen und gewünscht, Yuriko wäre da.
    »Trotzdem werdet Ihr um Mitwirkung gebeten, wenn auch nicht so, wie Ihr es geplant hattet.«
    »Wer seid Ihr?«
    »Als Gegenleistung erhaltet Ihr Izu, den Barbaren und sein Schiff … und zwar im selben Augenblick, da der Kopf des Hauptfeindes im Staub liegt. Vorausgesetzt, selbstverständlich, sie gelangt lebendig in unsere Hände und Ihr bleibt bis zu dem Tag in Osaka und schwört Treue.«
    »Wessen Kopf?« hatte Yabu gesagt und versucht, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    »Ja oder nein?« hatte der Samurai gefragt.
    »Wer seid Ihr, und wovon redet Ihr?« Er hatte die Schriftrolle in die Höhe gehalten. »Hier sind die Papiere, die mir freies Geleit garantieren. Nicht einmal der Herr General kann die wieder zurückziehen.«
    »Das sagen viele. Aber, verzeiht, eher scheißt ein Ochse Gold, als daß man Euch oder irgendwem gestattet, den Herrn Yaemon zu beleidigen … Bitte, nehmt die Hand von Eurem Schwert.«
    »Dann haltet Eure Zunge im Zaum!«
    »Selbstverständlich. Verzeihung. Ihr nehmt also an?«
    »Ich bin auch jetzt Herr von Izu, und die Provinzen Totomi und Suruga sind mir zugesagt«, hatte Yabu erklärt und zu feilschen begonnen; denn er wußte, auch Ishido saß in der Klemme.
    »Ja, das seid Ihr«, hatte der Samurai geantwortet. »Aber ich bin nicht ermächtigt zu verhandeln. Die Bedingungen habt Ihr gehört. Entweder Ihr sagt ja oder nein …«
    Yabu vergewisserte sich, daß er das Schwert auch ganz sauber abgewischt hatte, dann breitete er die Decke über Sumiyori. Hinterher wischte er sich mit einem Handtuch den Schweiß von Gesicht und Händen, schluckte seinen Zorn hinunter, blies die Kerze aus und machte die Tür auf. Die beiden Samurai hatten wenige Schritte weiter unten im Korridor Posten bezogen. Sie verneigten sich.
    »Bei Sonnenaufgang weck' ich Euch, Sumiyori-san«, sagte Yabu ins dunkle Zimmer hinein. Dann befahl er einem der Samurai: »Ihr stellt Euch hier vor die Tür! Und laßt niemand hinein! Niemanden! Ihr seid dafür verantwortlich, daß der Hauptmann nicht gestört wird … er braucht Ruhe.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    Der Samurai bezog seinen neuen Posten, und Yabu schritt mit dem anderen den Korridor hinunter, stieg dann die Treppe hinauf und ging auf die Audienzhalle und die inneren Wohngemächer zu, die im Ostflügel gelegen waren. Bald gelangte er in den Korridor, der zur Audienzhalle führte. Die Wachen davor verneigten sich und ließen ihn eintreten. Andere Samurai öffneten die Tür zum Korridor und zu den verschiedenen Privatgemächern. Bei einer Tür klopfte er an.
    »Anjin-san?« rief er leise.
    Keine Antwort. Er schob die Shoji- Tür auf. Der Raum war leer, die innere Shoji- Tür stand offen. Yabu legte die Stirn in Falten und eilte durch dieses Gemach in den spärlich erleuchteten inneren Gang. Mit gezücktem Dolch stellte Chimmoko

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