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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verabscheute ihn in diesem Augenblick – verabscheute ihn, weil er versagt und sie alle in diese hochpeinliche Lage gebracht hatte. »Die Ninja waren bloß auf Beute aus«, sagte Ishido.
    »Der Barbar soll die Beute sein?« sagte Kiyama verächtlich. »Nur wegen des Barbaren sollten sie einen so aufwendigen Überfall gemacht haben?«
    »Warum nicht? Man könnte schließlich ein reiches Lösegeld herauspressen, neh?« Er funkelte Kiyama an, der zwischen Ito Teruzumi und Zataki stand. »Die Christen in Nagasaki würden ein Vermögen für ihn bezahlen, neh?«
    »Das ist möglich«, stimmte Zataki zu.
    Mit schmalen Lippen sagte Kiyama: »Wollt Ihr damit in aller Form behaupten, Christen hätten diesen heimtückischen Überfall geplant und für ihn bezahlt?«
    »Ich habe gesagt, es ist möglich. Und es ist ja auch möglich.«
    »Ja. Aber sehr unwahrscheinlich«, legte Ishido sich ins Mittel, der auf jeden Fall verhindern wollte, daß das heikle Gleichgewicht unter den Regenten jetzt durch einen offenen Streit gestört wurde. Innerlich schäumte er immer noch vor Wut, daß die Spione ihm nichts von Toranagas heimlichem Schlupfwinkel berichtet hatten. »Ich sage, die Ninja waren auf Beute aus.«
    »Das ist vernünftig und sehr richtig«, sagte Ito mit einem boshaften Funkeln in den Augen. Er war ein kleiner Mann in mittleren Jahren, schon zu dieser frühen Stunde prachtvoll angetan mit Galaschwertern, obgleich man ihn genauso wie die anderen aus dem Schlaf gerissen hatte. Er war geschminkt wie eine Frau und hatte geschwärzte Zähne. »Ja, Herr General. Aber vielleicht haben die Ninja gar nicht vorgehabt, ihn in Nagasaki gegen ein Lösegeld auszutauschen, sondern in Yedo, bei Herrn Toranaga. Ist er nicht immer noch sein Lakai?«
    Ishidos Stirn umwölkte sich, als er den Namen seines Feindes hörte. »Ich stimme zu, wir sollten unsere Zeit lieber darauf verwenden, uns über Herrn Toranaga zu unterhalten. Vermutlich hat er den Überfall befohlen, neh?«
    »Nein, er würde sich niemals der Ninja bedienen«, sagte Zataki. »Verrat meinetwegen, aber nicht etwas derartig Verruchtes. Kaufleute wären dazu imstande … oder Barbaren. Aber nicht Herr Toranaga.«
    Kiyama betachtete Zataki, und er haßte ihn. »Unsere portugiesischen Freunde könnten und würden sich eine solche Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten niemals leisten. Niemals!«
    »Haltet Ihr es für möglich, daß sie oder ihre Priester mit einem der christlichen Daimyos von Kyushu sich verschwörten um Krieg gegen Nichtchristen zu führen … daß ein solcher Krieg durch eine Ladung fremder Truppen unterstützt würde?«
    »Wer? Sagt es mir. Habt Ihr Beweise dafür?«
    »Nein, noch nicht, Herr Kiyama. Aber die Gerüchte wollen nicht zum Schweigen kommen, und eines Tages werde ich den Beweis dafür herbeischaffen.« Zataki wandte sich wieder Ishido zu. »Was machen wir mit diesem Überfall? Wie ziehen wir uns aus der Affäre?« fragte er und sah dann Ochiba an. Die wiederum hatte Kiyama ins Auge gefaßt, ließ dann jedoch den Blick zu Ishido schweifen, um sogleich wieder Kiyama anzusehen. Niemals war sie Zataki begehrenswerter erschienen.
    Kiyama sagte: »Wir alle waren einhellig der Meinung, daß wir von Toda Mariko-sama in eine Falle gelockt werden sollten, mag sie noch so viel Mut bewiesen haben, noch so pflichtbewußt gewesen sein und von noch so ehrenhaften Motiven beseelt. Gott sei ihrer Seele gnädig!«
    Ito zupfte eine Falte am Schoß seines ohnehin makellos sitzenden Kimono zurecht. »Meint Ihr nicht, es wäre typisch für den listigen Toranaga, seine eigenen Vasallen anzugreifen? Ach, Herr Zataki, ich weiß, er würde sich niemals der Ninja bedienen, aber er versteht sich trefflich darauf, anderen seine Ideen einzupflanzen und sie glauben zu machen, es wären ihre eigenen. Neh?«
    »Alles ist möglich. Aber Ninja – nein, das paßt nicht zu ihm. Er ist viel zu klug, sich ihrer zu bedienen. Ninja kann man nicht trauen. Und warum Mariko-sama zu etwas zwingen? Da wäre es doch weit besser gewesen, abzuwarten und uns diesen Fehler machen zu lassen. Wir saßen schließlich in der Zwickmühle!«
    »Ja. Und wir sitzen immer noch in der Zwickmühle.« Kiyama sah zu Ishido hinüber. »Und wer immer diesen Überfall befohlen hat – er war ein Narr und hat uns einen schlechten Dienst erwiesen.«
    »Wir sitzen nicht in einer Zwickmühle.« Ishido hielt Kiyamas unerbittlichem Blick stand. »Und Mariko kann von Glück sagen, daß sie sich in dem Loch

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