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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Besorgnis zu kümmern, stieg Blackthorne aus der Sänfte. Der Schmerz machte ihn fast blind. Die Samurai schwärmten aus, um ihn zu decken. Er trat an den Tisch heran, nahm ein paar kleine Stücke Kampferholz und warf sie in das Flammenmeer. Durch den Vorhang der Flammen konnte er nichts erkennen.
    »In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti«, murmelte er und schlug ein kleines Kreuzzeichen. Dann machte er kehrt und verließ das Feuer.
    Als er erwachte, ging es seinem Kopf zwar wesentlich besser, aber er fühlte sich ausgelaugt, und ein dumpfer Schmerz saß immer noch hinter seinen Schläfen und seiner Stirn.
    »Wie fühlt Ihr Euch, Anjin-san?« erkundigte sich der Arzt mit einem Lächeln, das sämtliche Zähne sehen ließ, und mit einer Stimme, die immer noch aus großer Ferne zu ihm zu dringen schien. »Ihr habt lange geschlafen.«
    Blackthorne stützte sich auf einen Ellbogen und maß schläfrig die Länge der Schatten, die die Sonne warf. Muß jetzt fast fünf Uhr nachmittags sein, überlegte er. Dann muß ich über sechs Stunden geschlafen haben. »Ganzen Tag geschlafen, neh?«
    Der Arzt lächelte. »Gestern, ganze Nacht und ganzen Tag heute. Versteht Ihr?«
    »Verstehe, ja.« Blackthorne ließ sich wieder zurücksinken. Eine feine Schweißschicht bedeckte seine Haut. Gut, dachte er. Kein Wunder, daß du dich besser fühlst.
    Sein Lager aus weichen Futons war an drei Seiten von kostbaren Wandschirmen umstellt. Sonnenlicht drang durch die Fenster, Fliegen summten, und der Raum, in dem er sich befand, war riesengroß, wunderschön und still. Von draußen waren die Geräusche des Lebens in der Burg zu vernehmen. Die leichte Brise trug einen feinen Rauchgeruch heran. Weiß nicht, ob ich verbrannt werden möchte, überlegte er. Karma ist Karma. Und wenn du tot bist, bist du tot und wirst nichts von alledem wissen.
    »Trinkt, bitte!« Der Arzt gab ihm wieder von dem ekligen Gebräu. Blackthorne würgte, behielt es aber bei sich.
    » Cha, bitte.« Die Dienerin schenkte ihm ein, und er dankte ihr. Nach drei Schalen war der Geschmack in seinem Mund erträglich.
    »Bitte, Anjin-san, wie Ohren?«
    »Immer noch Entfernung … Entfernung, versteht Ihr? Sehr Entfernung.«
    »Ich verstehe. Eßt, Anjin-san.«
    Auf einem kleinen Tablett lagen Reis und Suppe und über Holzkohlen gerösteter Fisch. Sein Magen reagierte zwar noch empfindlich, doch fiel ihm ein, daß er ja seit zwei Tagen kaum etwas zu sich genommen hatte, und so setzte er sich auf und zwang sich, etwas Reis zu essen und die Fischsuppe zu trinken. Daraufhin beruhigte sich sein Magen, und so aß er weiter, bis nichts mehr da war. »Danke. Hungrig.«
    »Ja«, sagte der Arzt. Er legte einen kleinen Beutel mit Kräutern auf einen niedrigen Tisch neben seinem Lager. »Bereitet Euch daraus Cha, Anjin-san. Einmal jeden Tag, bis nichts mehr da ist. Versteht Ihr?«
    »Ja. Vielen Dank.«
    »Es ist mir eine Ehre gewesen, Euch zu dienen.« Der alte Mann gab der Dienerin einen Wink, die das leere Tablett fortschaffte, verneigte sich noch einmal und folgte ihr durch dieselbe Innentür hinaus. Jetzt war Blackthorne allein. Er streckte sich wieder auf den Futons aus. Ihm war wesentlich wohler.
    »Ich hatte ja bloß Hunger«, sagte er laut. Er trug nur sein Lendentuch. Sein Kimono und der Überwurf mit den flügelähnlichen Schultern lagen immer noch dort, wo er sie hatte liegen lassen, und das verwunderte ihn, wiewohl ein sauberer brauner Kimono neben seinen Schwertern lag. Er hing seinen Gedanken nach. Plötzlich spürte er, daß etwas Fremdes im Raum war. Voller Unbehagen setzte er sich auf und blickte sich um. Dann kniete er sich hin und sah über den Wandschirm hinweg, und ehe er überhaupt wußte, wie ihm geschah, war er aufgesprungen, und sein Kopf schmerzte wieder von der plötzlichen Bewegung, als er den japanischen Jesuiten mit der Tonsur sah, der, Kreuz und Rosenkranz in der Hand, regungslos neben der Haupttür saß und ihn anstarrte.
    »Wer seid Ihr?« fragte er unter Schmerzen.
    »Ich bin Frater Michael, Senhor.« Die kohleschwarzen Augen blickten regungslos.
    Blackthorne trat hinter dem Wandschirm hervor: »Was wollt Ihr von mir?«
    »Man hat mich geschickt, mich zu erkundigen, wie es Euch geht«, sagte Michael leise in klarem Portugiesisch.
    »Wer?«
    »Herr Kiyama.«
    Unvermittelt ging Blackthorne auf, daß sie allein waren. »Wo sind meine Wachen?«
    »Ihr habt keine, Senhor.«
    »Selbstverständlich habe ich Wachen! Wo stecken meine Grauen?«
    »Es waren keine

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