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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hier, als ich herkam, Senhor. Tut mir leid. Ihr habt noch geschlafen.« Michael wies mit gemessener Bewegung auf die Tür. »Vielleicht fragt Ihr diese Samurai.«
    Blackthorne raffte seine Schwerter an sich. »Bitte, geht von der Tür fort.«
    »Ich bin unbewaffnet, Senhor.«
    »Trotzdem, bleibt mir vom Leib! Priester machen mich nervös.«
    Gehorsam entfernte der Jesuit sich mit der gleichen entnervenden Gemessenheit. Draußen lehnten sich zwei Samurai gegen das Geländer des Treppenabsatzes.
    »Guten Tag«, sagte Blackthorne höflich. Er kannte keinen von ihnen.
    Keiner von beiden verneigte sich. »Guten Tag, Anjin-san«, sagte einer.
    »Bitte, wo sind meine anderen Wachen?«
    »Alle Wachen sind heute morgen zur Stunde des Hasen abgezogen worden. Wir sind nicht Eure Wachen.«
    Blackthorne spürte, wie kalter Schweiß ihm über den Rücken rann. »Wachen abgezogen … wer Befehl?«
    Beide Samurai lachten. Der eine sagte: »Hier im Bergfried gibt nur der Herr General die Befehle, Anjin-san … oder die Dame Ochiba. Wie fühlt Ihr Euch jetzt?«
    »Besser, danke.«
    Einer der Samurai rief etwas den Gang hinunter. Wenige Augenblicke später kam ein Offizier mit vier Samurai heraus. Er war jung und etwas verkrampft. Als er Blackthorne erkannte, leuchtete es in seinen Augen auf. »Ah, Anjin-san, wie geht es Euch?«
    »Besser, danke. Bitte, verzeiht, aber wo sind meine Wachen?«
    »Ich habe Befehl, Euch zu sagen, daß Ihr auf Euer Schiff zurückkehren sollt. Hier ist Euer Paß.« Der Hauptmann holte das Papier aus dem Ärmel, überreichte es Blackthorne und zeigte dann verächtlich auf Michael. »Dieser Kerl soll Euch führen.«
    Blackthorne versuchte klar zu denken. In seinem Unterbewußtsein schrie alles: Gefahr! »Ja. Vielen Dank. Aber vorher, bitte, muß sehen Herrn Ishido. Sehr wichtig.«
    »Tut mir leid. Eure Order lautet, sobald Ihr aufwacht, auf Euer Schiff zurückzukehren. Versteht Ihr?«
    »Ja. Bitte, verzeiht, aber sehr wichtig, ich sehe Herrn Ishido. Bitte, sagt das Eurem Hauptmann.«
    Der Samurai kratzte sich eine Weile nachdenklich an seinem Kinn. »Ich werde fragen. Bitte, zieht Euch an!« Zu Blackthornes großer Erleichterung stapfte er wichtigtuerisch davon. Blackthorne ging wieder in den Raum zurück und kleidete sich rasch an.
    Fasse dich in Geduld, sagte er sich. Denk nicht nach, und mach dir keine Sorgen. Es ist ein Versehen. Nichts hat sich geändert.
    Der Hauptmann kam zurück in den Raum. »Eure Order lautet, Ihr sollt auf Euer Schiff zurück, Anjin-san. Dieser Priester ist Euer Führer.«
    »Ja, vielen Dank. Aber vorher, tut mir leid, muß sehen die Dame Ochiba. Sehr, sehr wichtig. Bitte, fragt Euren Vorge…«
    Der Hauptmann fuhr zu Michael herum und sprach kehlig und äußerst raschzüngig auf ihn ein. »Neh?« Michael verneigte sich ungerührt und wandte sich an Blackthorne: »Tut mir leid, Senhor. Er sagt, sein Vorgesetzter fragt bei seinem Vorgesetzten nach, aber inzwischen müßtet Ihr die Burg verlassen und mir folgen … zur Galeere.«
    »Ima!« erklärte der Hauptmann, um allem noch mehr Nachdruck zu verleihen.
    Blackthorne wußte, daß er ein toter Mann war. Er hörte sich selbst sagen: »Vielen Dank, Hauptmann. Wo sind meine Wachen, bitte?«
    »Ihr habt keine Wachen.«
    »Dann schickt bitte zu meinem Schiff! Bitte, laßt meine eigenen Vasallen von …«
    »Order, Schiff gehen jetzt! Verstehn, neh?« Die Worte kamen unhöflich und ließen keinen Widerspruch zu. »Schiff gehen!« wiederholte der Hauptmann mit einem verschlagenen Lächeln und wartete darauf, daß Blackthorne sich als erster verneigte.
    Blackthorne entging dies nicht, und nun wurde alles zu einem Alptraum, alles verlangsamte sich und geschah wie in einem Nebel. Verzweifelt drängte es ihn, sich zu übergeben, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen und sich zu verneigen, doch war er sicher, daß der Hauptmann die Verneigung kaum erwidern, vielleicht noch nicht einmal der Höflichkeit Genüge tun würde, auf keinen Fall aber wie ein Ebenbürtiger einem Ebenbürtigen gegenüber, und folglich würde er vor allen Versammelten das Gesicht verlieren. Es lag auf der Hand, daß man ihn verkauft und an den christlichen Feind ausgeliefert hatte, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu verneigen und abzuziehen, und dann würden sie auf ihn warten …
    Aber dann war Mariko bei ihm, und er erinnerte sich an ihr Entsetzen, an alles, was sie gewollt, und alles, was sie getan, und alles, was sie ihn gelehrt. Er zwang

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