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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gefahr?« wollte Yabu wissen.
    »Christen sagen … sagen Feuer.«
    »Was?«
    »Um der Liebe Christi willen, Pilot, was ist los?« rief Vinck.
    Blackthorne zeigte mit zitternder Hand auf die Lorcha. »Sie haben mir gesagt … mir gesagt, die Erasmus ist verloren, Johann. Unser Schiff ist verloren … ausgebrannt.« Dann brach es aus ihm heraus: »O mein Gott, mach, daß das alles nicht wahr ist!«

Sechstes Buch
    60. Kapitel
    Er stand im seichten Wasser und sah zu dem verkohlten Gerippe seines auf der Seite auf Grund liegenden Schiffes hinüber. Fünfzig Meter weiter draußen lag es da – ohne Masten, ohne Decks, ohne alles, bis auf den Kiel und die Spanten, die rippengleich in den Himmel ragten.
    »Die Affen haben versucht, sie auf Strand zu setzen?« sagte Vinck verbissen.
    »Nein! Die Tide hat sie hingetragen.«
    »Um des lieben Jesus willen, Pilot, warum sagt Ihr das? Wenn man schon 'n gottverfluchtes Feuer an Bord hat und 'n gottverfluchten Strand, dann läßt man sie auflaufen, um das Feuer dort zu bekämpfen! Himmelherrgott, das wissen doch selbst diese gottverfluchten Hunde!« Vinck spuckte in den Sand. »Affen! Ihr hättet ihnen das Schiff nie anvertrauen dürfen! Was fangen wir jetzt an? Wie soll'n wir je nach Hause kommen?«
    Der Saké in Vincks Stimme ärgerte Blackthorne. Alles an Vinck ärgerte ihn neuerdings. In der vergangenen Woche hätte er seinen Vasallen beinahe gesagt, sie sollten ihn ohne Aufhebens erdolchen und über Bord werfen, um seinem Elend ein Ende zu machen, als ihm das Geheul und Gejammer und die Anschuldigungen zuviel wurden. Immer jedoch hatte er sein Temperament gezügelt. An Bord war es leicht gewesen, sich zu beherrschen. Aber hier, angesichts der Schmach und der Nacktheit seines Schiffes, war das nicht so einfach.
    »Vielleicht haben sie ja versucht, sie auf Strand zu setzen, Johann«, sagte er zu Tode erschöpft.
    »Da könnt Ihr Gift drauf nehmen, daß diese Scheißhunde versucht haben, sie auf Strand zu setzen! Bloß haben sie das Feuer nicht gelöscht! Gott verfluch sie alle! Ihr hättet diese Japse nie an Bord lassen dürfen, diese stinkenden, gottverfluchten Affen …«
    Blackthorne versuchte, seine Ohren zu verschließen, und konzentrierte sich auf die Galeere. Die hatte ein paar hundert Schritt weiter in Lee des Piers von Yokohama festgemacht. Es war ein warmer sonniger Tag, und es wehte ein angenehmer Wind. Er sah, wie Kiri und die Dame Sazuko unter orangefarbenen Sonnenschirmen auf dem Vorderdeck saßen und sich unterhielten. Dann blickte er zu Yabu und Naga hinüber, die auf dem Pier auf und ab gingen, wobei Naga redete und Yabu ihm zuhörte, aber beide ganz außerordentlich angespannt wirkten. Dann sah er, wie sie zu ihm herschauten. Er spürte etwas von ihrem Unbehagen.
    Als die Galeere vor zwei Stunden die Landspitze umrundet hatte, hatte Yabu gesagt: »Warum hingehen und es ansehen, Anjin-san? Schiff tot, neh? Alles zu Ende. Gehen Yedo! Uns auf den Krieg vorbereiten! Keine Zeit jetzt.«
    »Tut mir leid … haltet dort! Muß genau ansehen. Bitte!«
    »Müssen nach Yedo! Schiff tot … erledigt. Neh?«
    »Ich wollen. Ihr weiterfahren. Ich schwimmen.«
    Zuletzt hatte Yabu nachgegeben, sie hatten angelegt und Naga hatte sie empfangen. »Tut mir so leid, Anjin-san, Neh?« hatte Naga gesagt, und seine Augen waren ganz geschwollen vor lauter Schlaflosigkeit.
    »Ja, tut mir leid. Bitte, was geschehen?«
    »Tut mir leid, ich weiß es nicht. Honto nicht. Ich war nicht hier, versteht Ihr? Ich wurde vor wenigen Tagen nach Mishima beordert. Als ich zurückkam, sagten meine Männer Erdbeben, nachts … alles nachts, versteht Ihr? Ihr versteht ›Erdbeben‹, Anjin-san?«
    »Verstehe. Ja. Bitte, fortfahren!«
    »Kleines Erdbeben. Nachts. Einige Männer sagen, Flutwelle sei gekommen, große Welle. War ein Sturm in der Nacht, neh?«
    »Ja.«
    »Ah, tut mir leid. Sehr dunkle Nacht. Sie sagen, große Welle gekommen. Sie sagen, Öllampen an Deck zerbrochen. Schiff fängt Feuer, neh? Alles Feuer, schnell, sehr …«
    »Aber die Wachen, Naga-san? Wo Deckwachen?«
    »Als ich einen Tag später zurückkam, tut mir sehr leid, neh? Schiff erledigt, brennt immer noch dort im seichten Wasser … in der Nähe vom Ufer. Schiff erledigt. Ich hole alle Männer vom Schiff und von der Uferpatrouille dieser Nacht zusammen. Ich verlange Bericht. Keiner ist sicher, was geschehen ist.« Nagas Gesicht hatte sich verdunkelt. »Ich befehle ihnen zu retten … alles an Land zu bringen, versteht

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