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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ernst. »Aber Ihr müßt sofort heraufkommen.«
    »Was ist mit Pieterzoon geschehen?«
    Der Priester sagte es ihm. Blackthorne übersetzte es für diejenigen, die kein Portugiesisch konnten.
    »Der Herr sei ihm gnädig«, unterbrach van Nekk das entsetzte Schweigen. »Der Ärmste. Der Ärmste!«
    »Es tut mir leid. Ich habe nichts für ihn tun können«, sagte der Priester mit großer Trauer in der Stimme. »Ich glaube nicht, daß er mich oder sonst jemand erkannt hat, als sie ihn ins Wasser steckten. Er war ohnmächtig geworden. Ich erteilte ihm die Absolution und betete für ihn. Vielleicht gelingt es ihm durch die Gnade Gottes … In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen!« Er schlug das Zeichen des Kreuzes über der Grube. »Ich bitte euch alle, der Ketzerei zu entsagen und zurückzukehren zum wahren Glauben. Pilot, Ihr müßt heraufkommen!«
    »Verlaßt uns nicht, um des lieben Heilands willen!« schrie Croocq auf.
    Vinck schickte sich an, die Leiter hinaufzuklettern. »Sie können mich nehmen – nicht den Piloten. Mich, nicht ihn. Sagt ihm …« Er blieb stehen, hilflos, beide Füße auf den Sprossen. Ein langer Speer drohte eine Handbreit von seinem Herzen entfernt vor seiner Brust. Er versuchte, den Speerschaft zu packen, aber der Samurai war auf der Hut, und wenn Vinck nicht zurückgesprungen wäre, würde er aufgespießt worden sein.
    Dieser Samurai zeigte auf Blackthorne und winkte ihn barsch herauf. Noch bewegte Blackthorne sich nicht. Ein zweiter Samurai schob eine lange, mit Widerhaken bewehrte Stange in den Keller und versuchte, Blackthorne festzuhaken. Keiner bewegte sich, um Blackthorne zu helfen – bis auf den Samurai in der Grube. Mit einem raschen Griff hatte er die Stange mit den Widerhaken gepackt und rief in scharfem Ton etwas nach oben, woraufhin der Samurai oben zögerte. »Was hat er gesagt?«
    Der Priester erwiderte: »Das ist ein japanisches Sprichwort: ›Das Schicksal eines Menschen ist sein Schicksal, und das Leben ist nichts als eine Illusion!‹«
    Blackthorne nickte dem Samurai zu, trat an die Leiter heran und stieg sie hinauf. Als er in das volle Sonnenlicht hinaustrat, mußte er der großen Helligkeit wegen anfangs die Augen zusammenkneifen. Seine Knie gaben nach, und er sank auf den sandigen Boden.
    Omi stand auf der einen Seite, der Priester und Mura bei den vier Samurai. Aus der Ferne sahen ein paar Leute aus dem Dorf einen Moment zu, wandten sich dann jedoch ab.
    O Gott, gib mir Kraft, betete Blackthorne. Ich muß einfach auf die Füße kommen und so tun, als ob ich stark wäre. Das ist das einzige, was ihnen Achtung abringt. Stark sein! Keine Furcht zeigen! Bitte, hilf mir!
    Er biß die Zähne zusammen, stützte sich auf und erhob sich, wobei er leicht schwankte. »Was zum Teufel willst du von mir, du pockennarbiger kleiner Teufel?« wandte er sich direkt an Omi, um dann, für den Priester bestimmt, hinzuzufügen: »Sagt dem Kerl, in meinem Land bin ich selbst ein Daimyo, und was das für eine Behandlung ist! Sagt ihm, wir haben keinen Streit mit ihm. Er soll uns rauslassen, oder es wird ihm schlecht bekommen! Sagt ihm, ich bin ein Daimyo, so wahr ich hier stehe, Erbe von Sir William of Micklehaven, möge der Hund längst tot sein. Sagt ihm das!«
    Die Nacht war furchtbar gewesen für Pater Sebastio. Doch während seiner Vigil hatte er angefangen, Gottes Gegenwart zu spüren, und so hatte er einen Zustand erhabener Gelassenheit erlangt, wie er ihn zuvor noch nie kennengelernt. Jetzt wußte er, daß er ein Werkzeug Gottes gegen die Heiden sein konnte, daß Er seinen Schild über ihn hielt vor den Heiden und ihn auch vor der Schläue des Piraten beschützte. Irgendwie wußte er, daß diese Nacht eine Vorbereitung für ihn gewesen war, eine Wende für sein ganzes weiteres Leben.
    »Sagt es ihm!«
    Auf japanisch sagte der Priester: »Der Pirat erklärt, er sei ein hoher Herr in seinem eigenen Land.« Er lauschte auf Omis Antwort. »Omi-san sagt, es sei ihm gleichgültig, ob Ihr ein König in Eurem eigenen Land seid. Hier lebt Ihr nach Willen und Laune des Herrn Yabu – Ihr und alle Eure Männer.«
    »Sagt ihm, er ist ein Scheißkerl!«
    »Ihr solltet Euch hüten, ihn zu beleidigen!«
    Omi begann wieder zu reden.
    »Omi-san sagt, man wird Euch baden. Dann bekommt Ihr zu essen und zu trinken. Wenn Ihr Euch benehmt, werdet Ihr nicht zurückgebracht in die Grube.«
    »Und was ist mit meinen Männern?«
    Der Priester fragte Omi. »Sie bleiben unten.«
    »Dann sagt

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