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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihm, er soll sich zum Teufel scheren.« Blackthorne ging hinüber zur Leiter und schickte sich an, wieder hinunterzusteigen. Zwei der Samurai hielten ihn zurück, und obgleich er sich gegen sie wehrte, war es ihnen ein leichtes, ihn festzuhalten.
    Omi redete mit dem Priester. Dann wandte er sich an seine Leute. Sie ließen ihn los, und Blackthorne wäre ums Haar hingeschlagen.
    »Omi-san sagt, falls Ihr Euch nicht benehmt, wird noch einer von Euren Männern heraufgeholt. Feuerholz und Wasser seien genügend vorhanden.«
    Wenn ich jetzt nachgebe, überlegte Blackthorne, haben sie eine Handhabe, mich gefügig zu machen, und ich bin für immer in ihrer Gewalt. Aber was soll's – ich bin sowieso in ihrer Gewalt, und letzten Endes werde ich tun müssen, was sie wollen. Van Nekk hat recht.
    »Was will er denn von mir? Und was heißt ›benehmen‹?«
    »Omi-san sagt, es heißt gehorchen. Das zu tun, was man Euch sagt. Kot zu fressen, falls nötig.«
    »Sagt ihm, er soll zur Hölle fahren. Sagt ihm, ich scheiß auf ihn und sein ganzes Land – und seinen Daimyo.«
    »Ich empfehle Euch, Euch mit dem einver…«
    »Sagt ihm, was ich gesagt habe, und zwar Wort für Wort, bei Gott!«
    »Nun denn – aber ich warne Euch, Pilot.«
    Omi hörte sich an, was der Priester sagte. Die Knöchel von Omis Hand, mit der er sein Schwert gepackt hatte, wurden weiß. Dann erteilte er einen leisen Befehl.
    Wie Wiesel kletterten zwei Samurai in die Grube und brachten Croocq herauf. Sie schleppten ihn zum Kessel hinüber und schnürten ihn zusammen, während andere Holzscheite und Wasser herbeibrachten. Sie steckten den völlig entgeisterten Jungen in den beinahe überfließenden Kessel und zündeten das Feuer an.
    Blackthorne sah, daß der Junge lautlose Worte formte, erkannte, daß er nichts anderes war als das schiere Entsetzen. Leben bedeutet diesen Menschen überhaupt nichts, dachte er. Sie werden Croocq bei lebendigem Leibe sieden, so wahr ich auf dieser gottverfluchten Erde stehe.
    Rauchfäden trieben über den Strand. Seemöwen umkreisten kreischend die Fischerboote. Ein Holzscheit fiel aus dem Feuer und wurde von einem der Samurai mit einem Fußtritt wieder an seinen Platz befördert.
    »Sagt ihm, er soll endlich Schluß machen«, sagte Blackthorne. »Bittet ihn aufzuhören.«
    »Omi-san fragt, ob Ihr versprecht, Euch zu benehmen? Ob Ihr allen Befehlen gehorcht?«
    »Soweit ich kann, ja.«
    Omi sprach abermals. Pater Sebastio stellte eine Frage, und Omi nickte.
    »Er will, daß Ihr ihm direkt antwortet. Das japanische Wort für ›ja‹ ist hai. Er fragt, werdet Ihr allen Befehlen gehorchen?«
    »Soweit ich kann, hai!«
    Das Wasser wurde warm, und ein schauerliches Stöhnen entfuhr dem Mund des Knaben. Die Flammen des Holzfeuers, das zwischen Ziegeln unter dem eisernen Kessel entfacht worden war, züngelten an dem Metall empor.
    »Omi-san sagt, Ihr sollt Euch hinlegen. Sofort.«
    Blackthorne tat, wie ihm geheißen.
    »Omi-san sagt, er habe Euch nicht persönlich beleidigt, folglich sei auch kein Grund vorhanden gewesen, ihn zu beleidigen. Da Ihr ein Barbar seid und es noch nicht besser wißt, werdet Ihr nicht getötet. Aber man wird Euch Manieren beibringen. Versteht Ihr?«
    »Ja.«
    »Er will, daß Ihr ihm direkt antwortet.«
    Ein herzzerreißender Schrei kam von dem Jungen. Er nahm und nahm kein Ende, und dann schwanden Croocq die Sinne. Einer der Samurai achtete darauf, daß sein Kopf nicht unter Wasser geriet.
    Blackthorne sah zu Omi hinauf. Denk daran, sagte er sich, denk daran, daß das Leben des Jungen einzig in deiner Hand liegt, das Leben deiner gesamten Mannschaft. Ja, aber es gibt keine Garantie, begann der Teufel in ihm, daß der Schweinehund auch seine Seite des Handels einhält.
    »Habt Ihr verstanden?«
    »Hai.« Er sah Omi seinen Kimono hochraffen und sein Glied aus dem Lendentuch hervorholen. Er hatte erwartet, daß er ihm ins Gesicht pissen würde, doch das tat Omi nicht. Er pißte ihm auf den Rücken. Bei Gott, schwor Blackthorne sich, diesen Tag werde ich nie vergessen, und irgendwie und irgendwann wird Omi dafür büßen.
    »Omi-san sagt, es seien schlechte Manieren zu sagen, daß Ihr auf jemanden scheißt. Sehr schlechte Manieren. Und nicht nur das, es ist dazu auch noch sehr dumm zu sagen, man scheiße auf jemanden, wenn man unbewaffnet ist, wehrlos und nicht bereit zuzugeben, daß die Freunde oder Familie oder wer auch immer zuerst sterben.«
    Blackthorne sagte nichts. Er wandte die Augen nicht von

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