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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Omi.
    »Wakarimasu ka ?« sagte Omi.
    »Er sagt: Habt Ihr verstanden?«
    »Hai.«
    » Okiro .«
    »Er sagt, Ihr sollt aufstehen.«
    Blackthorne erhob sich. Sein Kopf schmerzte. Er ließ die Augen nicht von Omi, und Omi starrte zurück.
    »Ihr geht jetzt mit Mura und werdet seinen Befehlen gehorchen.«
    Blackthorne gab keine Antwort.
    »Wakarimasu ka?« sagte Omi schneidend.
    »Hai.« Blackthorne maß die Entfernung zwischen sich und Omi. Er spürte förmlich, wie seine Finger sich um den Hals dieses Mannes legten. »Was ist mit dem Jungen?« fragte er.
    Zögernd sprach der Priester zu Omi.
    Omi blickte zum Kessel. »Holt ihn heraus«, befahl er. »Und holt einen Arzt, falls er einen braucht.«
    Seine Männer gehorchten. Blackthorne ging zu dem Jungen hinüber und horchte sein Herz ab.
    Omi winkte dem Priester. »Sagt ihm, daß der Junge heute nicht mehr in den Keller zurück braucht. Wenn der Führer sich benimmt und der Junge auch, darf vielleicht einer von den anderen Barbaren morgen aus der Grube herauskommen. Und dann wieder einer. Vielleicht. Oder auch mehr als einer. Das hängt ganz vom Benehmen derer ab, die schon draußen sind. Ihr aber« – er sah Blackthorne direkt an – »Ihr seid verantwortlich für den kleinsten Verstoß gegen Regeln und Befehle. Versteht Ihr?«
    Nachdem der Priester dies übersetzt hatte, hörte Omi den Barbaren sagen: »Ja.« Und er sah etwas von der unbändigen Wut aus seinen Augen schwinden. Doch der Haß blieb. Wie närrisch! dachte Omi, und wie naiv, seine Gefühle so offen zu zeigen. »Priester, wie heißt er noch? Sagt es langsam.«
    Er hörte den Priester seinen Namen etliche Male aussprechen, doch es hörte sich immer noch völlig unverständlich an.
    »Kannst du das sagen?« wandte er sich an einen seiner Männer.
    »Nein, Omi-san.«
    »Priester, sagt ihm, von jetzt an heißt er Anjin – Pilot – neh? Wenn er es verdient, wird er Anjin-san genannt werden. Erklärt ihm, daß es in unserer Sprache keine Laute gibt, seinen richtigen Namen auszusprechen.« Trocken fügte Omi noch hinzu: »Macht ihm deutlich, daß dies keine Beleidigung sein soll. Auf Wiedersehen, Anjin, bis bald.«
    Alle verneigten sich vor ihm. Höflich erwiderte er den Gruß und ging dann fort. Als er den Dorfplatz ein gutes Stück hinter sich hatte und er sicher war, daß niemand ihn beobachtete, erlaubte er sich, in ein breites Grinsen auszubrechen. Das Oberhaupt dieser Barbaren so rasch gezähmt zu haben!
    Wie außerordentlich merkwürdig, diese Barbaren, dachte er. Eee, je schneller der Anjin unsere Sprache spricht, desto besser. Dann werden wir wissen, wie wir die christlichen Barbaren ein für allemal vernichten können.
    »Warum habt Ihr ihm nicht ins Gesicht gepißt?« fragte Yabu.
    »Zuerst hatte ich das vor, Herr. Aber der Pilot ist noch ein ungezähmtes Tier, in jeder Hinsicht gefährlich. Ihm ins Gesicht zu pissen – nun, das Gesicht eines Mannes zu berühren, gilt bei uns als die schlimmste Beleidigung, neh? Ich hätte ihn vielleicht allzu tief gekränkt, und er hätte möglicherweise alle Beherrschung verloren.«
    Sie saßen auf der Veranda seines Hauses auf seidenen Kissen. Omis Mutter reichte ihnen mit allen Förmlichkeiten den Cha. Mit einer Verneigung bot sie Yabu die Schale dar, der selbstverständlich mit einer noch tieferen Verneigung ablehnte; dann nahm er sie an, schlürfte mit größtem Behagen und fühlte sich vollkommen.
    »Ich bin beeindruckt von Euch, Omi-san«, sagte er. »Eure Überlegungen sind außerordentlich scharfsinnig. Wie Ihr die ganze Sache geplant und ins Werk gesetzt habt, das war großartig.«
    »Ihr seid zu gütig, Euer Gnaden. Ich hätte mir viel mehr Mühe geben sollen.«
    »Wo habt Ihr es gelernt, den Geist der Barbaren so gut zu verstehen?«
    »Als ich vierzehn war, hatte ich ein Jahr lang einen Lehrer, der war Mönch und hieß Jiro. Er war christlicher Priester gewesen, oder zumindest Priesteranwärter, doch glücklicherweise sah er ein, welchen Fehler er gemacht hatte. Eines, was er mir sagte, habe ich nie vergessen. Er sagte, die christliche Religion sei deshalb so verwundbar, weil sie lehre, ihre oberste Gottheit, Jesus, habe gesagt, alle Menschen sollten einander ›lieben‹ – nicht Pflicht oder Ehre lehrte er, sondern einzig Liebe. Und auch, daß das Menschenleben heilig sei – ›Du sollst nicht töten!‹ – neh? Diese Barbaren behaupten jedenfalls, Christen zu sein, obwohl der Priester das abstreitet. Und deshalb dachte ich mir, daß sie

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