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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Dorf. »Es gibt viele Tuche. Ein paar Schätze. Musketen, Pulver und Kanonenkugeln.«
    Hiro-matsu zögerte. Dann sagte er: »Bei den Tuchen handelt es sich um chinesische Seidenstoffe?«
    »Nein, Hiro-matsu-san.« Er benutzte das ›san‹, denn sie waren gleichrangige Daimyos. Denn jetzt, wo er das Schiff großmütig ›verschenkte‹, fühlte er sich sicher genug, die weniger ehrerbietige Höflichkeitsfloskel zu gebrauchen. Es freute ihn, daß sie von dem Älteren nicht unbemerkt aufgenommen worden war. »Es ist ein dickes, schweres Tuch, gänzlich unbrauchbar für uns«, sagte er. »Ich habe bereits alles, was wertvoll genug war, es fortzuschaffen, an Land bringen lassen.«
    »Gut! Bitte, schafft alles an Bord meines Schiffes.«
    »Was?« Yabus Eingeweide wollten förmlich platzen.
    »Alles. Und zwar auf der Stelle. – Es tut mir leid, aber Ihr versteht, daß ich so bald als möglich nach Osaka zurückkehren möchte.«
    »Jawohl, aber – aber habt Ihr denn auch Laderaum genug für alles?«
    »Bringt die Kanonen zurück auf das Barbarenschiff und versiegelt es. Binnen drei Tagen werden Boote hier sein, die es dann nach Yedo abschleppen. Was die Musketen betrifft, das Pulver und die Kanonenkugeln, so ist …« Hiro-matsu hielt inne, entging noch einmal der Falle, die sich vor ihm auftat.
    »Es ist gerade eben Platz für fünfhundert Musketen«, hatte Toranaga ihm gesagt. »Das Pulver und die zwanzigtausend Silberdublonen kommen auf die Galeere. Die Kanonen laßt an Deck des Schiffes und die Tuche im Laderaum. Überlaßt Yabu das Reden und erteilt ihm Anweisungen, laßt ihm keine Zeit zum Nachdenken. Aber laßt Euch von ihm nicht ins Bockshorn jagen oder ungeduldig machen. Hütet Euch, denn bestimmt will er Euch verleiten, ihm zu enthüllen, warum Ihr ganz genau wißt, woraus die Ladung besteht; er darf nicht dahinterkommen, wer unser Spion ist.«
    Hiro-matsu verfluchte sich innerlich, daß er unfähig war, derlei Spiele zu spielen. »Was den Laderaum betrifft, den wir benötigen«, sagte er daher bündig, »vielleicht sagt Ihr mir, wieviel wir brauchen. Und erzählt mir genau, worin die Ladung besteht! Wie viele Musketen, wie viele Kanonenkugeln und so weiter. Und bei dem Edelmetall – handelt es sich da um Barren oder Münzen, um Silber oder Gold?«
    »Zukimoto! Holt die Liste!« Mit dir rechne ich später ab, dachte Yabu.
    Zukimoto eilte fort.
    »Ihr müßt abgespannt sein, Hiro-matsu-san. Möchtet Ihr vielleicht etwas Cha? Die Unterkunft für Euch ist vorbereitet – so gut es hier geht. Die Badegelegenheiten sind völlig unangemessen, aber vielleicht …«
    »Vielen Dank. Ihr seid sehr liebenswürdig. Etwas Cha und ein Bad wären ausgezeichnet. Später. Zunächst erzählt mir alles, was seit der Ankunft des Schiffes geschehen ist.«
    Yabu berichtete ihm die Tatsachen, ließ nur das Zwischenspiel mit der Kurtisane und dem Knaben aus, denn das war unwichtig. Auf Yabus Befehl hin trug Omi seine Geschichte vor – bis auf das persönliche Gespräch mit Yabu. Und Mura erzählte die seine – und ließ seinerseits nur das mit der Erektion des Anjin aus, was Hiro-matsu hätte kränken können, dessen eigene Manneskraft in seinem hohen Alter sich vielleicht selten regte und nachließ.
    Hiro-matsu sah zu den dünnen Rauchfäden hinüber, die immer noch vom Scheiterhaufen aufstiegen. »Wie viele von den Piraten sind noch übrig?«
    »Zehn, Euer Gnaden – den Führer mitgerechnet«, sagte Omi.
    »Und wo ist der Führer jetzt?«
    »In Muras Haus.«
    »Was hat er getan? Was war das erste, was er getan hat, nachdem er aus der Grube herauskam?«
    »Er ist sofort ins Badehaus gegangen«, berichtete Mura rasch. »Jetzt schläft er, Euer Gnaden – wie ein Toter.«
    »Diesmal braucht Ihr ihn nicht zu tragen? – Er scheint schnell zu lernen.« Hiro-matsu wandte den Blick zu Omi. »Ihr meint, man könnte ihm beibringen, sich zu benehmen?«
    »Nein. Jedenfalls nicht mit Sicherheit, Hiro-matsu-sama.«
    »Könntet Ihr den Urin eines Feindes von Eurem Rücken tilgen?«
    »Nein, Herr!«
    »Das könnte ich auch nicht. Niemals! Barbaren sind sonderbare Menschen.« Hiro-matsu wandte seinen Geist in Gedanken wieder dem Schiff zu. »Wer überwacht das Beladen?«
    »Mein Neffe Omi-san.«
    »Gut, Omi-san. Ich möchte noch vor Sonnenuntergang fort. Mein Kapitän wird Euch helfen , daß alles rasch geht. Binnen drei Stäbchen.« Damit war die Zeit gemeint, die es brauchte, daß ein Standard-Räucherstäbchen abbrannte –

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