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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hat er mich beordert. Wie lange seid Ihr schon hier?«
    »Einen Tag und eine Nacht.«
    »Dann habt Ihr also zwei Tage von Yedo bis hierher gebraucht? Ihr seid sehr schnell gereist. Ich muß Euch beglückwünschen.«
    Um Zeit zu gewinnen, fing Yabu an, Hiro-matsu von seinem Gewaltmarsch zu berichten. Mit seinen Gedanken war er jedoch bei wichtigeren Dingen. Wer war der Spion? Und wer hatte Toranaga von seiner Abreise aus Yedo unterrichtet? Wie sollte er jetzt taktisch klug vorgehen?
    Hiro-matsu hörte ihn bis zu Ende an, dann sagte er spitz: »Herr Toranaga hat das Schiff samt Inhalt beschlagnahmt.«
    Jäh legte sich Schweigen über das Ufer. Dies hier war Izu, Yabus Lehen, und Toranaga hatte hier keine Rechte. Genausowenig hatte Hiro-matsu das Recht, hier irgendwelche Befehle zu erteilen. Yabus Hand packte sein Schwert fester. Hiro-matsu wartete mit erprobter Gelassenheit. Er hatte genau das getan, was Toranaga ihm aufgetragen, und jetzt war er festgelegt. Unerbittlich hieß es: töten oder getötet werden.
    Auch Yabu wußte, daß er sich jetzt entscheiden mußte. Er durfte nicht noch länger warten. Wenn er es ablehnte, das Schiff herauszurücken, mußte er Hiro-matsu-Eisenfaust töten. An Bord der Galeere befanden sich vermutlich rund zweihundert Elite-Samurai. Auch sie würden dann sterben müssen. Er konnte versuchen, sie an Land zu locken; binnen weniger Stunden würde es ihm zweifellos gelingen, genug Samurai nach Anjiro zu werfen, um sie alle zu überwältigen; in Überfällen war er ein Meister. Das jedoch würde Toranaga zwingen, seine Armeen gegen Izu vorzuschicken. Dabei wirst du geschluckt werden, sagte Yabu sich, es sei denn, Ishido käme dir zu Hilfe. Warum aber sollte Ishido dir helfen, wo doch dein Feind, Ikawa Jikkyu, ein Verwandter Ishidos ist und ohnehin ein Auge auf Izu geworfen hat? Hiro-matsu umzubringen würde bedeuten, die Feindseligkeiten zu eröffnen, denn die Ehre gebietet es Toranaga dann, gegen dich vorzugehen, was wiederum Ishido zum Handeln zwänge, und damit würde Izu zum offenen Schlachtfeld.
    Seine Hand lag auf seinem Murasama-Schwert, und er spürte das Blut in seinem Schwertarm und den Drang zuzuschlagen. Wie nur war Toranaga so schnell benachrichtigt worden? Durch eine Brieftaube? Das ist die einzig mögliche Antwort. Von Yedo aus oder von hier? Wer hier hat Brieftauben? Warum verfüge ich nicht über einen solchen Dienst? Das ist Zukimotos Schuld! Er hätte daran denken müssen, neh?
    Entscheide dich. Krieg oder nicht Krieg?
    Yabu beschwor den Groll Buddhas, sämtlicher Kamis und aller bekannten und unbekannten Götter auf das Haupt jenes Mannes oder jener Männer herab, die ihn verraten hatten, auf die Häupter seiner Ahnen und ihrer Abkömmlinge bis ins zehntausendste Glied. Und dann gab er klein bei.
    »Herr Toranaga kann das Schiff gar nicht beschlagnahmen, denn es ist ein Geschenk an ihn. Ich habe einen diesbezüglichen Brief bereits diktiert.« Yabu war erfreut, daß seine Stimme so sachlich klang. »Er wird beglückt sein über die Schätze darin.«
    »Ich danke Euch im Namen meines Herrn und Gebieters.« Abermals bewunderte Hiro-matsu Toranagas Weitblick. Toranaga hatte vorausgesagt, daß genau dies geschehen und es nicht zu einem Kampf kommen würde. »Ich glaub' es einfach nicht«, hatte Hiro-matsu erklärt. »Kein Daimyo würde es sich gefallen lassen, daß man sich ein solches Recht über ihn anmaßt. Das nimmt Yabu nicht hin. Ich würde es bestimmt nicht tun. Nicht einmal von Euch, Euer Gnaden.«
    »Ihr aber hättet meine Befehle auch befolgt und mir von dem Schiff berichtet. Yabu muß man gängeln, neh? Ich brauche seine Rücksichtslosigkeit und seine Schläue – er neutralisiert Ikawa Jikkyu und schützt meine Flanken.«
    Hier auf dem Strand und unter einer warmen Sonne zwang Hiro-matsu sich zu einer höflichen Verneigung; dabei haßte er das Doppelspiel, das er spielte. »Herr Toranaga wird entzückt sein über Eure Großzügigkeit.«
    Yabu beobachtete ihn sehr eingehend. »Es ist kein portugiesisches Schiff.«
    »Ja. Das haben wir gehört.«
    »Und es ist ein Freibeuter.« Er sah, wie die Augen des Generals schmal wurden.
    »Eh?«
    Während er erzählte, was er von dem Priester erfahren hatte, dachte Yabu: Wenn das neu ist für dich, wie es für mich neu war, bedeutet das dann nicht, daß Toranaga denselben Informanten gehabt hat wie ich? Wenn du aber über die Ladung des Schiffes im Bilde bist, dann ist der Spion Omi, einer seiner Samurai oder jemand aus dem

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