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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Masijiro-san ist noch in der Grube.« Omi trat an die Falltür heran und starrte auf den Samurai hinunter. Augenblicklich lag der Mann auf seinen Knien und verbeugte sich unterwürfig.
    Die zwei Tage hatten ihn altern lassen. Omi wog seinen Dienst in der Vergangenheit und seinen möglichen künftigen Nutzen ab. Dann zog er dem jungen Samurai den Dolch aus der Schärpe und ließ ihn in die Grube fallen.
    Unten am Fuß der Leiter starrte Masijiro ungläubig auf den Dolch. Tränen begannen ihm die Wangen herunterzulaufen. »Ich habe diese Ehre nicht verdient, Omi-san«, sagte er zerknirscht.
    »Doch.«
    »Ich danke Euch!«
    Der junge Samurai neben Omi sagte: »Darf ich darum bitten, daß ihm gestattet wird, hier auf dem Strand Seppuku zu begehen?«
    »In der Grube hat er versagt, und in der Grube bleibt er. Gebt den Leuten aus dem Dorf den Auftrag, sie zuzuwerfen. Jede Spur hat zu verschwinden. Die Barbaren haben sie besudelt.«
    Er wandte sich ab und ging davon.
    Kiku lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, Omi-san, tut mir leid, bitte keinen Saké mehr für mich, sonst geht mir die Frisur auf und ich falle hin – und wo bleiben wir dann?«
    »Ich würde mit Euch hinfallen, wir würden das Kopfkissen teilen und im Nirwana sein, außerhalb unseres Ich«, sagte Omi glücklich. Der Kopf schwamm ihm vom Wein.
    »Ah, aber ich würde schnarchen, und Ihr könnt mit einem schnarchenden, abscheulich betrunkenen Mädchen nicht das Kopfkissen teilen. Ganz gewiß nicht, tut mir leid. Oh, nein, Omi-sama mit dem großen neuen Lehen, Ihr habt Besseres verdient.« Abermals schenkte sie einen Fingerhut voll von dem warmen Wein in die winzige Porzellanschale und reichte sie ihm mit beiden Händen, wobei Zeigefinger und Daumen ihrer Linken die Schale hielten, während Zeigefinger und Daumen ihrer Rechten sie anmutig von unten stützten. »Hier, denn Ihr seid wunderbar!«
    Er nahm die Schale entgegen und nippte, genoß die Wärme und das milde Aroma. »Ich war so froh, Euch überreden zu können, einen Tag länger zu bleiben, neh? Ihr seid so wunderschön, Kiku-san.«
    »Ihr seid es, der schön ist, und es ist mir ein Vergnügen.« Ihre Augen leuchteten im Schein der in einer Papierhülle steckenden Kerze, die vom Zedernbalken herunterhing. Dies waren die besten Zimmer im Teehaus in der Nähe des Dorfplatzes. Sie beugte sich vor, um ihm noch ein wenig von dem Reis aus der einfachen Holzschale zu geben, die auf dem niedrigen, schwarzlackierten Tisch vor ihnen stand, doch er schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, vielen Dank! Ich bin gesättigt, wirklich!«
    Sie selber hatte von ihrem bißchen Salat nur ganz wenig gegessen – winzig geschnittene Gurken, kunstvoll zugeschnittene Radieschen, alles in süßem Essig eingelegt –, das einzige, was sie als volle Mahlzeit zu sich nehmen wollte. Scheiben rohen Fisches hatten auf Kügelchen von klebrigem Reis gelegen; es hatte Suppe gegeben, den Salat und ein paar frische Gemüse, die mit einer pikanten Sauce aus Soja und Ingwer angemacht waren. Und Reis.
    Sanft klatschte sie in die Hände, und der Shoji wurde augenblicklich von ihrer persönlichen Bedienerin beiseite geschoben.
    »Ihr wünscht, Herrin?«
    »Suisen, trag all dies fort, und bringe mehr Saké und eine Kanne frischen Cha. Den Saké etwas heißer bitte. Beeil dich, du Nichtsnutz!« Sie bemühte sich, daß ihre Stimme gebieterisch klang.
    Suisen war vierzehn, süß, begierig zu gefallen und ein Kurtisanenanlernling. Sie diente Kiku jetzt seit zwei Jahren, und Kiku war verantwortlich für ihre Ausbildung.
    Während sie Suisen kritisch beobachtete und ihr Können ermaß, erzählte sie Omi Geschichten, um ihn zum Lachen zu bringen, damit er die Welt draußen vergaß. Das junge Mädchen kniete neben Omi, ordnete, wie man es sie gelehrt, die kleinen Schalen und Eßstäbchen auf dem Lacktablett so an, daß sie ein gefälliges Muster ergaben. Dann nahm sie das leere Saké-Kännchen, hielt es mit der Öffnung nach unten, um sich zu vergewissern, daß es auch wirklich leer sei, erhob sich dann mitsamt dem Tablett und trug es lautlos zur Shoji- Tür hinüber, kniete nieder, setzte das Tablett ab, machte die Shoji- Tür auf, kniete sich abermals hin, nahm das Tablett, trug es hinaus, setzte es genauso lautlos wieder nieder und schob die Tür ganz zu.
    »Ich muß mich wirklich nach einer anderen Zofe umsehen«, sagte Kiku, keinesfalls unangenehm berührt. Diese Farbe steht ihr, dachte sie. Ich muß aus Yedo noch mehr von dieser Seide kommen

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