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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gewicht gegen die Ruderpinne, um den Bug mehr in den Wind zu bringen, dann ging er an die Reling und gab den Takt mit an, indem er eins-zwei, eins-zwei rief und versuchte, der Mannschaft Mut zu machen.
    »Macht schon, Kerle, legt euch in die Riemen: puuulllt!«
    Die Galeere saß praktisch auf den Felsen, oder zumindest drohten die Felsen steuerbords wie backbords voraus. Die Riemen tauchten ein und fuhren zurück, aber immer noch machte das Schiff keine Fahrt. Wind und Strömung waren übermächtig und drückten es sichtlich zurück.
    »Macht schon, pullt, ihr Teufel!« schrie Blackthorne abermals und schlug mit der Faust den Takt.
    Den Ruderern wuchs daraus neue Kraft. Zuerst zogen sie mit der See gleich. Und dann bekamen sie die Oberhand.
    Das Schiff entfernte sich von den Felsen, Blackthorne hielt Kurs auf das in Lee gelegene Ufer. Bald waren sie in ruhigerem Wasser. Zwar blies immer noch der Wind, aber in größerer Höhe über ihnen. Der Sturm wütete immer noch, aber weiter draußen auf der See.
    »Werft den Backbordanker!«
    Keiner verstand seine Worte, aber alle Matrosen wußten, was er wollte, und stürmten, dem Befehl zu folgen. Aufspritzend ging der Anker über Bord. Er ließ das Schiff leicht abfallen, um festzustellen, ob der Ankergrund hielt, und der Steuermann und die Ruderer begriffen sein Manöver.
    »Werft den Steuerbordanker!«
    Als das Schiff zur Ruhe gekommen war, blickte er nach achtern. Die grausame Küste war im Regen kaum zu erkennen. Er schätzte die See ab und erwog seine Möglichkeiten.
    Der roteiro des Portugiesen ist unten, dachte er. Du kannst also das Schiff nach Osaka bringen, könntest es aber auch zurück nach Anjiro führen. Aber war es richtig von dir, ihm nicht zu gehorchen? Ich habe Rodrigues' Befehlen nicht zuwidergehandelt. Schließlich stand ich auf dem Achterdeck und führte das Kommando. Und zwar allein.
    »Steuert gen Süden«, hatte Rodrigues geschrien, als Wind und Wellen sie gefährlich an die Felsen herandrückten. »Halst und lauft vorm Wind!«
    »Nein!« hatte er zurückgeschrien, denn er war überzeugt, daß ihre einzige Rettung darin bestand, zu versuchen, koste es, was es wolle, zum Ankerplatz zu kommen, und daß sie auf offener See ein Spielball der Elemente werden würden. »Wir schaffen es!«
    »Gott verdammt Euch, Ihr bringt uns alle um!«
    Aber ich konnte niemanden umbringen, überlegte Blackthorne. Rodrigues, du wußtest genausogut wie ich, daß ich die Verantwortung für die Entscheidung trug – falls überhaupt Zeit war, sich zu entscheiden! Und ich hatte recht! Das Schiff ist in Sicherheit, alles andere zählt nicht.
    Er winkte dem Steuermann, der vom Vorschiff herübergeeilt kam. Beide Männer an der Ruderpinne waren zusammengebrochen – ihre Arme und Beine fast aus den Gelenken gerissen. Auch die Ruderer waren wie die Leichen einfach übereinander und über die Riemen gefallen. Andere kamen mit weichen Knien auf Deck, um zu helfen. Hiro-matsu und Yabu, beide arg mitgenommen, wurden halb an Deck getragen. Aber als sie erst einmal oben waren, standen sie wieder aufrecht da.
    » Hai, Anjin-san?« sagte der Steuermann, ein Mann wohl in den Dreißigern mit blendend weißen Zähnen und einem breiten, wettergegerbten Gesicht. Eine dunkelrote, wäßrige Schramme lief ihm über die Wange; dort war er von der See gegen das Schott geschleudert worden.
    »Ihr habt Euch prächtig gehalten«, sagte Blackthorne, und es war ihm gleichgültig, daß der Japaner seine Worte nicht verstand. Er wußte, daß der Tonfall und sein Lächeln für sich sprachen. »Jawohl! Jetzt seid Ihr Käpt'n-san. Wakarimasu? Ihr! Käpt'n-san!«
    Offenen Mundes starrte der Mann ihn an und verneigte sich, um sowohl seine Verwunderung als auch seine Freude zu verbergen.
    » Wakarimasu, Anjin-san. Hai. Arigato gozaimashita.«
    »Hört, Käpt'n-san«, sagte Blackthorne. »Laßt die Leute jetzt was essen und trinken. Wir bleiben über Nacht hier!« Durch Zeichen machte Blackthorne ihm klar, was er meinte.
    Stehenden Fußes drehte der neue Kapitän sich um und rief mit frischgewonnener Autorität seine Befehle. Augenblicklich liefen die Matrosen. Voller Stolz blickte der neue Kapitän zurück aufs Achterdeck. Ich wünschte, ich könnte Eure Barbarensprache sprechen, dachte er glücklich. Eure Zauberkraft hat uns allen neuen Mut verliehen. Ohne sie hätten wir uns wie ein Kreisel gedreht und wären hilflos hin und her geworfen worden. Mögt Ihr auch ein Pirat sein – auf jeden Fall seid Ihr ein

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