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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Land weiterzureisen. Wir könnten Euch Pferde und Sänften verschaffen.«
    Zornig schüttelte Hiro-matsu den Kopf. An Land weiterzureisen kam überhaupt nicht in Frage. Das würde viel zu lange dauern – die Gegend war gebirgig, und es gab nur wenige Straßen –, und außerdem würden sie durch so viele Gebiete hindurch müssen, die von Verbündeten Ishidos beherrscht wurden. Zu allem Überfluß würden auch noch die zahlreichen Räuberbanden eine zusätzliche Gefahr bilden, denn sie beobachteten sämtliche Pässe. Also würde er alle seine Männer mitnehmen müssen. Gewiß konnte er sich seinen Weg durch die Räuberbanden hindurch erkämpfen, niemals jedoch freien Durchzug, falls Ishido oder seine Verbündeten beschlossen, ihn daran zu hindern.
    »Falls wir der Küstenlinie folgen – wie lange würde es dauern?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Gnaden. Vier oder fünf Tage, vielleicht noch länger. Ich hätte ein sehr ungutes Gefühl dabei – ich bin kein Kapitän, tut mir leid!«
    Das bedeutet, überlegte Hiro-matsu, daß ich auf die Zusammenarbeit mit diesem Barbaren angewiesen bin. Um ihn daran zu hindern, an Land zu gehen, würde ich ihn in Fesseln legen müssen. Und wer weiß, ob er dann zur Zusammenarbeit bereit ist?
    »Wie lange werden wir hierbleiben müssen?«
    »Der Pilot sagt, nur über Nacht.«
    »Wird der Sturm dann vorüber sein?«
    »Man sollte es meinen, Euer Gnaden, aber wissen kann man es nie.«
    Hiro-matsu ließ den Blick übers Ufer schweifen, sah dann den Piloten an und zögerte.
    »Dürfte ich einen Vorschlag machen, Hiro-matsu-san?« sagte Yabu.
    »Ja, ja, selbstverständlich«, sagte er mürrisch.
    »Da wir doch offensichtlich auf die Hilfe des Piraten angewiesen sind, damit er uns nach Osaka bringt, warum ihn nicht an Land gehen lassen, ihm allerdings Männer mitgeben, die ihn beschützen, und ihnen den Befehl erteilen, vor Dunkelheit zurück zu sein?«
    Widerstrebend nickte Hiro-matsu. »Sehr gut.« Er winkte einen Samurai herbei. »Takatashi-san! Nehmt sechs Mann und begleitet den Piloten. Bringt die Leiche des Portugiesen zurück, falls Ihr sie findet. Aber wenn dieser Barbar auch nur eine Augenwimper einbüßt oder ihm ein einziges Haar gekrümmt wird, werdet Ihr und Eure sechs Männer auf der Stelle Seppuku begehen.«
    »Jawohl, Herr!«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Hiro-matsu-san, würde ich gern die Gruppe an Land führen«, sagte Yabu. »Falls wir ohne den Piraten in Osaka ankämen, würde ich mich dermaßen schämen, daß ich mich verpflichtet fühlen würde, mich zu entleiben. Es wäre mir eine Ehre, Eure Befehle auszuführen.«
    Hiro-matsu nickte, insgeheim verwundert, daß Yabu sich in eine solche Gefahr begeben wollte. Er ging nach unten.
    Als Blackthorne erkannte, daß Yabu zusammen mit ihm an Land gehen würde, ging sein Puls rascher. Ich habe weder Pieterzoon noch meine Mannschaft noch die Grube vergessen – weder die Schreie noch Omi, nichts von allem. Sei auf der Hut, du Hund!

9. Kapitel
    Sie waren bald an Land. Blackthorne beabsichtigte, die Führung zu übernehmen, doch hatte Yabu sich sogleich an die Spitze gesetzt und ein rasches Tempo angeschlagen. Die anderen sechs Samurai ließen Blackthorne nicht aus den Augen. Wohin sollte ich denn schon, wenn ich versuchen wollte zu fliehen, ihr Narren, dachte er, der die Beweggründe für ihre Besorgnis falsch deutete; mit den Augen suchte er mechanisch die Bucht ab, hielt nach Untiefen und verborgenen Riffen Ausschau, schätzte Entfernungen ab und speicherte alles im Gehirn, um es später schriftlich festzuhalten.
    Zunächst führte ihr Weg sie den steinigen Strand entlang, dann ging es mit einer kurzen Kletterpartie über glatte Felsen hinauf zu einem Pfad, der das Steilufer entlang- und gefährlich um die südliche Landspitze herumführte. Zwar hatte es aufgehört zu regnen, aber der Sturmwind blies immer noch heftig. Je näher sie der ungeschützten Landzunge kamen, desto höher flog der Gischt der Wellen, die unten gegen die Felsen brandeten. Bald waren sie alle naß bis auf die Haut.
    Über ihnen stieg das Steilufer fünfzig Meter in die Höhe – fünfzig Meter unter ihnen lag das Ufer. Hinter ihnen und um sie herum waren nichts als Berge – kein Haus und keine Hütte im gesamten Gebiet der Bucht. Das war allerdings nicht verwunderlich, denn es war nirgends Raum für Felder. Aus den kleinen Kieseln am Strand wurden bald Felsblöcke und dann massives Granitgestein mit Bäumen in den höhergelegenen Bereichen.
    Der Pfad

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