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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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großer Seemann, und während Ihr der Pilot seid, werde ich Euch gehorchen. »Was wollt Ihr, daß ich jetzt tue?« fragte er.
    Blackthorne blickte über das Schanzkleid. Als er sah, daß die Anker nicht ausgerauscht waren und die See sicher war, sagte er: »Laßt das Beiboot zu Wasser. Und verschafft mir einen guten Skuller!«
    Abermals machte Blackthorne sich mit Zeichen und Worten verständlich. Das Beiboot wurde zu Wasser gelassen und augenblicklich bemannt.
    Blackthorne trat an das Schanzkleid und wollte das Fallreep hinunterklettern, da hielt eine barsche Stimme ihn zurück. Er blickte sich um: Hiro-matsu stand da, Yabu neben ihm.
    Der alte Mann wies böse Schrammen auf an Hals und Schultern, trug jedoch immer noch sein Langschwert. Yabu hatte Nasenbluten; auch sein Gesicht war zerschunden, und sein Kimono blutbefleckt. Beide Männer hatten undurchdringliche Mienen aufgesetzt; die Verletzungen und der schneidende Wind schienen ihnen nichts auszumachen.
    Höflich verneigte Blackthorne sich. »Hai, Toda-sama?«
    Wieder diese barsche Stimme. Der alte Mann zeigte mit seinem Schwert auf das Boot und schüttelte den Kopf.
    »Rodrigu-san dort!« Blackthorne zeigte aufs Südufer. »Ich gehe hin, um nachzusehen.«
    »Iyé!« Abermals schüttelte Hiro-matsu den Kopf und gab eine längere Erklärung von sich; es war offenkundig, daß er seine Einwilligung wegen der großen Gefahr verweigerte.
    »Ich bin der Anjin-san dieses gottverdammten Kahns, und wenn ich an Land will, dann gehe ich an Land.« Blackthorne befleißigte sich ausgesuchter Höflichkeit im Ton, war gleichzeitig aber sehr entschieden. »Ich weiß selbst, daß diese Nußschale draußen auf der See nicht halten würde. Hai! Aber ich gehe ja dort an Land – bei dem kleinen Felsen dort. Seht Ihr ihn, Hiro-matsu-sama? Ich werde mich bis zur Landspitze vorarbeiten. Ich will nur Rodrigu-sans Leiche.« Er schwang ein Bein über das Schanzkleid. Das Schwert wurde um ein weniges hervorgezogen. Folglich erstarrte er. Aber seine Augen hielten denen Hiro-matsus stand, sein Gesicht war unbewegt.
    Hiro-matsu befand sich in einer Zwickmühle. Zwar hatte er begriffen, daß der Pirat versuchen wollte, Rodrigu-sans Leiche zu finden, aber es war gefährlich, dorthin zu gelangen, selbst zu Fuß, und Herr Toranaga hatte ihm aufgetragen, den Barbaren sicher nach Osaka zu bringen. Genauso klar war es jedoch auch, daß der Mann entschlossen war zu gehen.
    Er hatte sie sicher durch den Sturm gebracht, hatte wie ein böser Meeres- Kami an Deck gestanden, furchtlos und ganz in seinem Element, gewissermaßen Teil des Sturms.
    Er las die Ungeduld im Gesicht des Piraten. Wie beleidigend sie immer sind, dachte er. Trotzdem sollte ich ihm danken. Alle sagen sie, es sei einzig ihm zu verdanken, daß das Schiff sicher vor Anker hat gehen können, daß Rodrigu-san die Nerven verlor und uns von Land wegbringen wollte, wohingegen er unseren Kurs gehalten hat. Jawohl! Wären wir hinausgelaufen aufs Meer, wären wir mit Sicherheit untergegangen.
    Alle Gelenke schmerzten ihn, und seine Hämorrhoiden waren entzündet. Er war erschöpft, und es kostete ihn übermäßige Kraft, vor seinen Leuten, Yabu, der Mannschaft und selbst vor diesem Barbaren stoisch zu bleiben. Ach, Buddha, bin ich erschlagen! Ich wünschte, ich könnte in ein Bad steigen und mich von den Schmerzen erholen. Ach was – gebiete deinen weibischen Gedanken Einhalt! Schmerzen erleidest du seit fast sechzig Jahren. Sich Schmerzen nicht anmerken lassen, daran zeigt sich ein Mann! Danke Buddha, daß du noch lebst und deinen Herrn und Gebieter beschützen kannst, wo du doch schon hundertmal hättest sterben sollen! Ich danke Buddha!
    Aber die See, die hasse ich. Und die Kälte. Und den Schmerz!
    »Bleibt, wo Ihr seid, Anjin-san«, sagte er und zeigte mit seiner Schwertscheide auf das Deck, damit es unmißverständlich sei. Dann blickte er zum Steuermann hinüber. »Wo sind wir? Wessen Lehen ist hier?«
    »Ich weiß es nicht, Euer Gnaden. Ich glaube aber, irgendwo in der Provinz Ise. Wir sollten jemand an Land und zum nächsten Dorf schicken.«
    »Könnt Ihr uns nach Osaka bringen?«
    »Vorausgesetzt, daß wir uns nahe der Küste halten, ja, Euer Gnaden, und sofern wir uns sehr vorsichtig vorwärtsbewegen. Ich kenne diese Gewässer nicht, und für Eure Sicherheit könnte ich nicht garantieren. Es ist niemand an Bord, Euer Gnaden, der dazu in der Lage ist, bis auf diesen Piloten. Wenn es mir überlassen wäre, würde ich Euch raten, an

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