Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
langsam, um Mißverständnisse zu vermeiden.
    »Boss«, redete er sie mit ihrem alten Spitznamen an. Es war seltsam, hier und jetzt die Boaz wiederzusehen,
    * * *
    das Grau in ihrem Haar jetzt stärker betont; es erinnerte ihn an die verflossene Zeit. Er war sich der Gewehre bewußt, die ihn umgaben, der Männer, die sie auf ihn und das Dus gerichtet hielten. Er nahm Mez und Zaidhe ab, damit sie ihn erkannten. Er glättete sich das Haar, das er sich hatte lang wachsen lassen; Bartstoppel zeigten sich auf seinem Gesicht, was bei einem Mri nie der Fall sein würde. Er fühlte sich nackt vor diesen Menschen, vor Boaz und Luiz. Er blickte ihnen in die Gesichter und sah die Bestürzung sich in ihren Augen spiegeln.
    »Wir haben mit der SABER gesprochen«, sagte Luiz. »Man will Sie dort haben.«
    Er sah die Härte in ihren Blicken: er war zum Feind übergelaufen; nicht einmal Boaz war bereit, das zu verstehen.
    Und sie hatten die Spur der Mri gesehen, die Wüste der Sterne.
    »Ich werde gehen«, sagte er.
    »Legen Sie die Waffen ab«, forderte Luiz, »und schicken Sie das Dus hinaus.«
    »Nein«, erwiderte Duncan ruhig. »Sie würden die Waffen sonst beschlagnahmen müssen – und das Tier bleibt bei mir.«
    Es war klar, daß einige der Männer bereit waren, sich auf ihn zu stürzen. Er stand ruhig da, spürte den Schutzimpuls des Dus und die Furcht, die dick im Raum lag.
    »Es gibt Argumente, die Sie zu Ihrer Verteidigung vorbringen können«, meinte Boaz. »Aber keines davon ist etwas wert, wenn Sie jetzt Schwierigkeiten machen. Sten, auf welcher Seite stehen Sie?«
    Er überlegte einen Moment lang. Die menschliche Sprache fiel ihm auf einmal schwer, eine seltsame Déjà-vu-Beziehung, in der er sich orientieren konnte, aber nur ganz entfernt. Es gab Vorstellungen, die sich weigerten, deutliche Formen anzunehmen. »Ich werde meine Waffen nicht ziehen, solange ich nicht angetastet werde«, sagte er. »Die SABER soll entscheiden. Bringen Sie mich dorthin! Friede .« Er fand das Wort, das ihm eine Zeitlang verloren gewesen war. »Ich bringe Frieden, wenn sie ihn haben wollen.«
    »Wir werden uns besprechen«, sagte Luiz.
    »Wir können starten und uns später besprechen. Die Zeit drängt.«
    Boaz nickte langsam. Luiz sah sie an und stimmte zu. Durch Gesten wurden Befehle vermittelt, und ein Mann ging.
    »Wo sind die anderen?« fragte Luiz.
    Duncan gab keine Antwort. Langsam und vorsichtig, damit niemand eine Bewegung mißverstand, brachte er das Zaidhe wieder an, mit dem er sich wohler fühlte. Und während Luiz und Boaz sich miteinander besprachen, legte er sich auch den Schleier wieder um. Das Dus stand neben ihm, und die Männer mit den Gewehren bleiben, wo sie waren.
    Aber anderswo im Schiff erhoben sich die Geräusche arbeitender Maschinen – Vorbereitung für den Start, dachte er, und Panik befiel ihn. Er war ein Gefangener; sie hatten ihn wieder; Türen waren verschlossen und ließen ihn nicht mehr hindurch.
    Von oben begannen Warnlampen zu blitzen. Duncan sah sich verstehend um, als drei weitere Soldaten mit auf ihn gerichteten Gewehren den Raum betraten. Luiz ging.
    »Setzen Sie sich!« empfahl ihm Boaz. »Setzen Sie sich da drüben hin und beruhigen Sie das Tier beim Start! Wird es sich ruhig verhalten?«
    »Ja.« Er zog sich zu der gepolsterten Bank zurück und ließ sich auf ihr nieder, beugte sich vor, um die Hand auf das Dus zu legen, das zu seinen Füßen saß.
    Boaz zögerte und blickte auf Duncan hinab, die blonde, plumpe Boaz, die dünner und grauer und deren Gesicht von finsteren Blicken faltig geworden war – und die sich jetzt, so dachte er, wunderte und nicht begriff.
    »Sie sprechen mit einem merkwürdigen Akzent«, sagte sie.
    Er zuckte die Achseln. Vielleicht stimmte es.
    Die Warnsirene ertönte. Sie stiegen auf. Boaz ging auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, zu der dortigen Bank. Dort versammelten sich auch die Soldaten mit den Gewehren, die Waffen sorgfältig über den Schoß gelegt. Als der Andruck einsetzte, sank das Dus zu Duncans Füßen nieder, um ihm besser standzuhalten.
    Der Aufstieg erfolgte hart und rücksichtslos. Duncan spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und der Kopf schwirrte, als das Schiff abhob. Das Dus strahlte Angst aus... fürchtete sich, dachte Duncan, vor diesen Männern mit ihren Gewehren. Die Furcht ließ seine Hände kalt werden, und doch war die Hitze im Raum erstickend.
    Es dauerte lange, bis der Andruck aufhörte, bis zum Einsetzen der neuen Orientierung

Weitere Kostenlose Bücher